Sprungziele
Seiteninhalt
13.12.2016

Jahresrückblick 2016

Das vergangene Jahr verlief nicht nur mit Blick auf die Haushaltssituation für den Kreis Offenbach durchaus erfolgreich. Dementsprechend positiv blicken Landrat Oliver Quilling, Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger sowie Kreisbeigeordneter Carsten Müller auf das Jahr 2016 zurück. Erneut im Fokus stand 2016 das Thema Flüchtlinge. Die aktuellen Entwicklungen im Laufe des Jahres sorgten allerdings auch im Kreis Offenbach dafür, dass vom Regierungspräsidium Darmstadt deutlich weniger Flüchtlinge als im Jahr zuvor zugewiesenen wurden. So kamen 2016 bis dato 1.850 Asylbewerber im Kreis Offenbach an, davon etwa die Hälfte in den ersten beiden Monaten. 2015 waren es noch 2.250 Menschen gewesen, die im Kreis Offenbach Zuflucht vor Krieg und Verfolgung suchten.

Angesichts der rückläufigen Flüchtlingszahlen konzentrierte sich der Kreis vor allem darauf, die Menschen auf ihr neues Leben in Deutschland vorzubereiten und die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gelungene Integration zu schaffen. So werden etwa für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive sogenannte Alphabetisierungskurse angeboten. Denn eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen von Integration sind Sprache und Verständigung. Für Zuwanderer gibt es im Kreis Offenbach zudem ein breites Spektrum an Bildungsmöglichkeiten. Seit September analysieren die beiden Bildungskoordinatoren Dr. Ulrike Keller und Matthias Riesterer die Angebote, um herauszufinden, ob es Lücken oder Parallelstrukturen gibt. So sollen das Angebot und der Bedarf an Bildung in den 13 Städten und Gemeinden des Kreises aufeinander abgestimmt werden. Darüber hinaus nahm der Kreis auch dieses Jahr wieder insgesamt rund 42.500 Euro in die Hand, um die unterschiedlichsten Sprachfördermaßnahmen in den Kommunen zu unterstützen, darunter 21 Sprach-Spiel-Gruppen in Neu-Isenburg sowie eine internationale Eltern-Kind-Gruppe im Beratungszentrum West in Dreieich. Zudem wurden in diesem Jahr 20 neue Eltern- und Sprachlotsen zertifiziert, um künftig zwischen Eltern und Kindertagesstätten oder Schulen zu vermitteln, zu übersetzen und eine Multiplikatoren-Funktion zu übernehmen.

Neben den Sprachkenntnissen sind Praktika bei Unternehmen, die berufliche Qualifizierung sowie Ausbildungs- und Arbeitsplätze entscheidend für eine gute  Integration. Allerdings ist es oftmals ein langer Weg, bis Flüchtlinge wirklich im Job ankommen. Unterstützung gibt es auf diesem Gebiet vom Welcome-Center des Kreises Offenbach. Dort werden Flüchtlinge, die einen Anspruch auf SGB-II-Leistungen haben (Hartz IV), während einer sechsmonatigen Schulung auf das Leben in Deutschland vorbereitet. Einen weiteren Mosaikstein im Gesamtbild Integration bildet das Arbeitsmarktbüro für Flüchtlinge. Die integrationspolitische Schnittstelle hatten die Bundesagentur für Arbeit und der Kreis Offenbach zum Jahreswechsel 2015/16 eingerichtet. Flüchtlinge werden hier bei Fragen zu Arbeit und Ausbildung beraten. Asylsuchende werden im Kreis Offenbach zudem zu einem Profiling eingeladen, um einen Überblick über die Schulbildung sowie die Berufskenntnisse der Flüchtlinge zu gewinnen. 2016 durchliefen 1.000 Flüchtlinge das Profiling. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, beschäftigt  die kreiseigene Pro Arbeit mittlerweile zehn Flüchtlinge als Praktikantinnen oder Praktikanten, um sie an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen. Einer von ihnen wird in Kürze im IT-Bereich der Pro Arbeit fest angestellt, eine weitere Praktikantin beginnt demnächst eine Ausbildung.

Gleichzeitig will der Kreis entschieden gegen religiöse Fanatiker vorgehen. Dazu wurde 2016 mit „PRO-Prävention“ ein neues Projekt ins Leben gerufen. Die EU stellt dafür Mittel aus ihrem Fonds für die innere Sicherheit zur Verfügung. Auch das Land Hessen unterstützt das Projekt mit rund 87.000 Euro. Im Rahmen von „PRO-Prävention“ will der Kreis Offenbach ein Netzwerk aus Migrantenorganisationen, Schulen, Jugendeinrichtungen und den Sicherheitskräften aufbauen, um Radikalisierungsprozesse frühzeitig zu erkennen und zu verhindern; und zwar durch gezielte Aufklärung, aber auch durch direkte Kontaktaufnahme, falls sich junge Menschen offensichtlich radikalisieren. Darüber hinaus will „PRO-Prävention“ Einfluss extremistischer Gruppen auf die muslimische Bevölkerung durch Informationskampagnen erschweren. Dazu gehören Aufklärungs- und Schulungsangebote für Imame und die Vorstände von Moscheegemeinden über die Spielregeln einer liberalen Gesellschaft, in der Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit herrschen.

Ein gutes Symbol für den interreligiösen Dialog im Kreis ist der „Engel der Kulturen“, der Anfang Oktober im Rahmen der Interkulturellen Wochen an zentraler Stelle am Europaplatz in der Kreisstadt Dietzenbach installiert wurde. Er ist seitdem ein starkes Signal für Frieden und ein harmonisches Zusammenleben verschiedener Religionen und Kulturen. In Sachen Integration setzt der Kreis zudem auf die Vereine. Sie haben eine Vorreiterrolle übernommen und halten eine Vielzahl von Angeboten bereit. Eine genaue Übersicht findet sich in dem im Herbst neu herausgegebenen Sportwegweiser für Flüchtlinge. Wie wichtig dem Kreis die Sport- oder Gesangsvereine sind, macht auch eine weitere Zahl deutlich. So machte sich die Stiftung „Miteinander Leben“ auch 2016 wieder für gute Ideen aus der Vereinswelt stark und bewilligte zwölf Projekten insgesamt mehr als 37.000 Euro.

Apropos Geld: Der Fachdienst Finanzen bekam im vergangenen Jahr einen neuen Leiter. Am 4. Oktober 2016 bezog Joachim Benner sein Büro in der vierten Etage des Kreishauses. Der Einstieg ist ihm nicht schwergefallen, denn als ehemaliger Leiter der Finanzverwaltung der Stadt Schwalbach am Taunus ist er ein ausgewiesener Fachmann. Als eine seiner ersten Handlungen konnte er mit Kämmerer Carsten Müller einen schutzschirmkonformen Doppelhaushalt vorlegen. Der Kreis wird nicht nur das Schutzschirmziel einhalten, sondern erwirtschaftet möglicherweise 2017 erstmals einen Zahlungsmittelüberschuss aus Verwaltungstätigkeit von knapp zwei Millionen Euro. Ebenfalls erfreulich: Der Kreis Offenbach ist - was die Bevölkerung betrifft - weiter gewachsen. Zum 31. Dezember 2015 zählte der Kreis erstmals 347.357 Einwohner. Das entspricht einem Plus von fast 6.000 Menschen in den zehn Städten und drei Gemeinden.

Weiter aufwärts geht es auch mit der Wirtschaft. So herrscht im Kreis mittlerweile quasi Vollbeschäftigung, wie die aktuelle Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent im Monat November eindrucksvoll zeigt. Deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt auch die Jugendarbeitslosigkeit, mit derzeit 4,2 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erreichte im Kreis mit 117.281 zuletzt einen neuen Höchststand. Motor der Wirtschaft ist und bleibt ein starker Mittelstand. Dieser hat im vergangenen Jahr für ein Rekord-Gewerbesteueraufkommen von etwa 203 Millionen Euro gesorgt.

Auch sonst hat sich im Kreis 2016 einiges getan. So wurde beispielsweise im April die neue Rettungswache des Kreises Offenbach mit  490 Quadratmetern am Standort Seligenstadt-Froschhausen fertiggestellt. Dafür hat der Eigenbetrieb des Kreises Offenbach 850.000 Euro in die Hand genommen, die über die Krankenkassen refinanziert werden. In vier Garagen stehen die Rettungswagen der Johanniter und das Notarzteinsatzfahrzeug des Eigenbetriebs des Kreises Offenbach bereit, um wie in den vergangenen Jahren auch, zu etwa 7.000 Einsätzen pro Jahr auszurücken. Insgesamt wurden 2016 von den Rettungsdiensten im Kreis Offenbach rund 50.000 Einsätze gefahren.

In die Schulen im Kreis wird weiter investiert. Aus Mitteln eines kommunalen  Investitionsprogramms des Landes Hessen fließen dem Kreises Offenbach knapp 8,1 Millionen Euro zu. Der Kreistag beschloss vor diesem Hintergrund im Sommer vier Schulbaumaßnahmen. So wird das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Mühlheim am Main zusätzlich acht Klassenräume erhalten. An der Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach werden sechs zusätzliche Klassenräume errichtet. Zehn zusätzliche Unterrichtsräume werden an der Goetheschule in Neu-Isenburg geschaffen. Die Brüder-Grimm-Schule in Neu-Isenburg erhält eine  Verpflegungseinrichtung. Schon seit Beginn des Jahres konnte die Ernst-Reuter-Schule in Dietzenbach vier weitere Klassenräume nutzen. Auch an der Wallschule in Langen tat sich einiges. Der bisherige Altbau wurde nämlich um einen eigenständigen Neubau ergänzt. Im Juni sind das Lehrerkollegium und die Schulleitung in den neuen Verwaltungstrakt eingezogen. Einen Schlussstrich zog der Kreis unter das Kapitel Hans-Memling-Schule. Er akzeptierte ein Urteil des Verwaltungsgerichts in Darmstadt und gibt Schule und Gelände an die Stadt Seligenstadt zurück.

Auf den Dächern der Adolf-Reichwein-Schule, der Erich-Kästner-Schule und der Albert-Einstein-Schule in Langen sowie auf der Einhardschule und Merianschule in Seligenstadt wurden derweil neue Photovoltaikanlagen installiert. Rund 870 Kilowatt leisten die neuen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der fünf Schulen bei Sonnenschein. Dies entspricht dem Verbrauch von rund 370 durchschnittlichen Zwei-Personen-Haushalten im Jahr. Mit den Photovoltaikanlagen auf Schuldächern leistet der Kreis einen Beitrag zum Klimaschutz. Mit den fünf Schulen in Langen und Seligenstadt befinden sich nun auf insgesamt 28 Schuldächern im Kreis Offenbach Photovoltaikanlagen. Passend dazu schloss der Kreis Offenbach einen günstigeren Strom-Vertrag ab. Dadurch ergibt sich für den Haushalt des Kreises eine jährliche Einsparung von rund 40.000 Euro. Der aktuelle Vertrag gilt für drei Jahre. Er umfasst das Kreishaus, das Gefahrenabwehr- und Gesundheitszentrum sowie die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Rodgau. Ende September nahm der Kreis zudem das erste  Elektrofahrzeug für die Kreisverwaltung in Betrieb. Der Kreis nimmt mit dem neuen Fahrzeug an einem Forschungsprojekt der Uni Duisburg-Essen teil, das das Nutzerverhalten im Fuhrparkeinsatz erforscht.

Die Kommunalwahl zum Kreistag im März brachte erneut eine Mehrheit für die Große Koalition aus CDU und SPD. In der letzten Sitzung des alten Kreistags wurde außerdem der Kreisbeigeordnete Carsten Müller im Amt bestätigt. Mit mehr Stimmen als gedacht, startet Carsten Müller in seine dritte Amtszeit als Beigeordneter der Kreisverwaltung. Im Frühjahr 2016 begann zudem die vierte Amtszeit von Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger. Sie war in der letzten Sitzung des Kreistags 2015 mit großer Mehrheit im Amt bestätigt worden.

Und was tat sich sonst noch 2016? Einiges! So konnte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger das Zertifikat „Bus&Bahn-Begleiter 2.0“ an 18 Schülerinnen und Schüler der Einhardschule in Seligenstadt sowie an elf Schülerinnen und Schüler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums in Heusenstamm überreichen. Sie waren die Ersten, die die Ausbildung nach einem neuen Modell absolviert hatten. Das Training ist seit diesem Jahr nämlich auf fünf Tage konzentriert und findet im Rahmen einer Projektwoche statt. Die Bus&Bahnbegleiter sollen an Haltestellen sowie in Zügen und Bussen mithelfen, Gefahrensituationen zu vermeiden und im Ernstfall schlichtend eingreifen.

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember nahm die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Aschaffenburg die Linien 57 und 58 in Betrieb, die zwischen dem Kreis Offenbach und dem Landkreis Aschaffenburg verkehren. Der Probebetrieb ist für drei Jahre vorgesehen.

Zur Jahresbilanz gehören auch Ehrungen, Auszeichnungen und Jubiläen. So jährte sich dieses Jahr beispielsweise die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit der bei Tel Aviv gelegenen Gemeinde Kiryat Ono zum 20. Mal. Aus diesem Anlass fand im Sommer eine Bürgerreise nach Israel statt. Vor wenigen Tagen erst wurden außerdem dem Nachhilfe-Projekt „Schüler helfen Schülern“, dem Medienprojekt „Miteinander – Voice of Refugees“ sowie dem Zeitungsverleger Mehmet Canbolat der von der Sparkasse Langen-Seligenstadt ausgeschriebene Deutsche Bürgerpreis im Rahmen der Initiative „Für mich. Für uns. Für alle“ verliehen. Gisela Endres, Reinhard Heineck und Mohammad Sharif Khalid bekamen am Tag des Ehrenamtes die Auszeichnung „Anerkennung bürgerschaftliches Engagement“ des Kreises Offenbach.

Michael Hensel und Christian Goethner wiederum lauteten die Gewinner des Wettbewerbs „Kunst vor Ort“, der von der Sparkasse Langen-Seligenstadt und dem Kreis Offenbach ausgeschrieben wird und mit 15.300 Euro dotiert ist. Die Leipziger konnten die Jury mit ihrem Architekturkonzept zur Gestaltung des Platzes am Bahnhof Dreieich-Offenthal überzeugen. Ende April wurde das dreiteilige Architektur-Ensemble mit dem Titel „Nächster Halt“ vorgestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Der Kulturpreis 2016 des Kreises Offenbach schließlich ging an Soundsation aus Neu-Isenburg und die Maximal Kulturinitiative Rodgau e.V. und wird 2017 übergeben.