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29.06.2020

»Ökolandbau-Modellregion Hessen« Kreis Offenbach setzt auf Wandel der Landwirtschaft

Der Kreis Offenbach ist zur „Ökolandbau-Modellregion Hessen“ ernannt worden. „Gerade für uns als Teil der Metropolregion FrankfurtRheinMain ist dies ein wichtiger Schritt, um die Produktion von Lebensmitteln in unmittelbarer Nähe zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu unterstützen“, freut sich Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger über den Zuschlag aus Wiesbaden. Das für den Kreis zuständige Amt für den Ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis hat an einer entsprechenden Ausschreibung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz teilgenommen und den Zuschlag erhalten. Das Amt für den Ländlichen Raum umfasst den Hochtaunuskreis, den Main-Taunus-Kreis, den Kreis Offenbach sowie die Städte Frankfurt und Offenbach. Hessenweit gibt es bislang acht Öko-Modellregionen.

Bis 2025 soll der Biolandbau in Hessen einen Anteil von 25 Prozent an der heimischen Landwirtschaft haben. Die Ökolandbau Modellregionen haben die Aufgabe, Projekte und Maßnahmen zu entwickeln, die geeignet sind, den Anteil an nachhaltig und regional erzeugten Lebensmitteln zu erhöhen. Die „Ökolandbau-Modellregionen Hessen“ haben sich daher auf die Fahne geschrieben, die Verzahnung zwischen einer wachsenden Nachfrage der Verbraucher nach regionalen, nachhaltigen Produkten und Lebensmitteln auf der einen und der lokalen Landwirtschaft sowie den Gartenbaubetrieben vor Ort auf der anderen Seite zu optimieren. Wer den Zuschlag zur Öko-Modellregion erhält, bekommt 75 Prozent der Personalkosten für das Projektmanagement sowie Sachmittel vom Land Hessen finanziert. „Nachhaltiger Landbau ist umwelt- und klimafreundlich. Darum gilt es, diese Form der Landbewirtschaftung im Kreis Offenbach und der Region auszubauen und weiterzuentwickeln“, betont Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger.

Konventionelle Landwirte sollen im Biolandbau eine echte Alternative sehen. „Es gibt ein enormes Potenzial für gesunde Lebensmittel, die aus der unmittelbaren Umgebung der Menschen kommen“, so die Umweltdezernentin. „Eine regionale und nachhaltige Landwirtschaft erhält zudem die Artenvielfalt, schützt die Qualität von Böden und Gewässern, sichert die Versorgung mit regionaltypischen Spezialitäten und ist zudem wichtig für den ländlichen Tourismus und das Thema Naherholung. Die lokalen Bauernhöfe und landwirtschaftlichen Betriebe müssen daher gestärkt werden. Das Projekt ‚Ökolandbau-Modellregionen Hessen‘ ist ein eminent wichtiger Schritt dorthin. Wir wollen ein weiteres Hofsterben verhindern und den Erhalt kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe ermöglichen. Darüber hinaus gilt es, den Betrieb von regionalen Metzgereien, Molkereien, Getreidemühlen oder Streuobstkooperativen und Obstkeltereien zu fördern.“

„Je mehr regionale Bio-Produkte im Kreis Offenbach erzeugt werden, desto höher der Nutzen für den Verbraucher“, macht Claudia Jäger deutlich. Im Mittelpunkt steht deshalb der Aufbau von langfristigen, regionalen Wertschöpfungsketten und Vermarktungsstrategien. „Wir verstehen uns dabei als Ansprechpartner sowie Impulsgeber und werden deshalb eine persönliche Beratung, abgestimmt auf die jeweilige Bewirtschaftung und Betriebsstruktur, anbieten. Zudem werden wir eine ‚Vernetzungsstelle Landwirtschaft‘ ins Leben rufen“, erklärt Claudia Jäger. „Wie kann ich nachhaltig wirtschaften? Wo gibt es engagierte Menschen und Betriebe mit ökologisch sinnvollen Ideen, die noch Unterstützung benötigen? Wie funktioniert eine artgerechte Tierhaltung, die diesen Namen verdient? Welche neuen Vertriebsideen können Bio-Betriebe nutzen? Bei all diesen Fragen wollen wir Hilfestellung leisten.“

Zusätzlich soll die gesteigerte Sensibilität der Verbraucherinnen und Verbraucher in Bezug auf die Herstellung einzelner Lebensmittel, deren Verarbeitung sowie ein sinnvolles Marketing biologischer Produkte im Mittelpunkt stehen – etwa durch einen Bioeinkaufsführer oder Biopartnerschaften. „Das alles kann jedoch nur gelingen, wenn wir die Landwirtschaft vor Ort als Verbündeten gewinnen“, sagt Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger.

Ein weiterer Beleg für diesen Trend ist das große Interesse auch konventioneller Landwirte an den Ökofeldtagen des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen. Bei der jüngsten Veranstaltung im vergangenen August standen Themen, wie ein ökologischer Pflanzenanbau, der den gesamten Anbaukreislauf mit Sortenwahl, Fruchtfolgegestaltung, Bodengesundheit, Nährstoffversorgung, Unkrautmanagement und Ertragsstabilität im Blick behält, genauso im Mittelpunkt, wie eine artgerechte Tierhaltung oder sinnvolle Unkrautregulierungsverfahren zur Minderung des Einsatzes von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln oder Herbiziden.

„Aber natürlich spielen auch ein geändertes Kaufverhalten sowie ein wachsendes Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Vorteile gesunder Bio-Produkte eine entscheidende Rolle“, betont Claudia Jäger. Immer mehr Menschen verlangten Qualität. Sie möchten zudem wissen, wo ihr Fleisch oder ihr Gemüse herkommen. Sie seien im Gegenzug bereit, mehr Geld für gesunde Lebensmittel zu bezahlen. „Billigprodukte, deren Geschäftsmodell auf der Ausbeutung von Natur, Mensch und Tier beruht, lehnen im Gegensatz dazu immer mehr Kundinnen und Kunden ab. Dieser Entwicklung sowie einer stärkeren gesellschaftlichen Verantwortung für eine nachhaltige Landwirtschaft und das Tierwohl will der Kreis Offenbach als ‚Ökolandbau-Modellregionen Hessen‘ Rechnung tragen. Frei nach dem Motto ‚Regionale Produkte aus dem Kreis Offenbach: Geschmack der Mehrwert schafft‘“, so die Umweltdezernentin Claudia Jäger abschließend.