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19.01.2021

Altenplan zum dritten Mal fortgeschrieben

Der Kreisausschuss hat die Fortschreibung des Altenplans beschlossen. Der erste Altenplan des Kreises Offenbach stammt aus dem Jahr 1992. Im Jahr 2000 fand die erste Fortschreibung statt. Fünf Jahre später erfolgte eine weitere Aktualisierung. „Der dritten Fortschreibung liegt eine umfangreiche Bestandsanalyse sowie eine Einschätzung der künftigen Bevölkerungsentwicklung zugrunde“, sagt Kreisbeigeordneter Carsten Müller. „Auf dieser soliden Basis können wir neue Handlungskonzepte für die Altenarbeit entwerfen und bewährte Strukturen stärken.“

Bevölkerung wird älter und internationaler
Der Bevölkerungsanteil der Senioren im Kreis Offenbach ist zwischen 2009 und 2018 um 12,5 Prozent gestiegen und wird weiterwachsen. Rasant war das Wachstum bei über 80-Jährigen mit einem Plus von fast 43 Prozent. Dieser Trend flacht absehbar ab, doch bleibt die absolute Zahl der über 80-Jährigen im Kreis hoch. Für den Zeitraum 2018 bis 2030 ist eine deutliche Zunahme der Gruppe der 60- bis 80-Jährigen zu erwarten. Insgesamt werden im Jahr 2030 die Seniorinnen und Senioren über 60 Jahre im Kreis Offenbach einen Bevölkerungsanteil von 31,5 Prozent ausmachen – 4,1 Prozent mehr als im Jahr 2018. Diese Entwicklung macht es bereits heute erforderlich, dass Städte und Gemeinden beginnen, die Infrastruktur für ältere Menschen gerade in Bezug auf Wohnen, Pflege und Haushaltsdienste auszubauen.

Vergleichbar der Bevölkerung insgesamt wird auch die Gruppe der Seniorinnen und Senioren stetig bunter. Auf diese geänderte Zusammensetzung dieser Altersgruppe müssen sich auch die Dienstleister beispielsweise in der Pflege einstellen. 2018 waren mehr als 10.000 Menschen mit Migrationshintergrund im Kreis Offenbach älter als 60 Jahre alt. Diese Gruppe verzeichnet seit 2009 eine Zunahme von über 3.000 Personen oder 47,8 Prozent. Prozentual am stärksten ist die Gruppe der über 80-Jährigen mit 150 Prozent oder 666 Personen gewachsen.

Zahl der Pflegeplätze steigt
Auf die veränderte Bevölkerungsstruktur wurde bereits reagiert und das bestehende Angebot an Pflege- und Dienstleistungen ausgebaut. Dies spiegelt sich in den erhobenen Bestandszahlen wider. Diese verdeutlichen einen kontinuierlichen Ausbau der Pflegeinfrastruktur im Kreis. So nahmen sowohl die Anzahl der vollstationären Einrichtungen als auch die Pflegeplätze zu. Gab es im Jahr 2010 noch rund 2.100 Plätze in 21 Einrichtungen, so sind es im Jahr 2019 2.745 Plätze in 27 Einrichtungen. Auch die Kurzzeitpflegeplätze haben sich im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt. 111 Plätze in fünf Einrichtungen wurden im Jahr 2010 gezählt. Im Jahr 2019 waren es 212 Plätze in neun Einrichtungen. Die Anzahl der Anbieter ambulanter Pflege liegt heute bei über 50 Diensten.

„Dank des medizinischen Fortschritts steigt die Lebenserwartung“, so Carsten Müller. „In den vergangenen zehn Jahren ist die Gruppe der über 80-Jährigen im Kreis Offenbach um 42 Prozent auf derzeit rund 22.000 gewachsen. Tendenz steigend. Daraus ergeben sich positive Ansätze für ein zufriedenes Leben im Alter: mehr Lebensqualität, eine hohe Mobilität und ehrenamtliches Engagement. Gleichzeitig birgt eine höhere Lebenserwartung auch Risiken und damit die Notwendigkeit, Strukturen zur Unterstützung aufzubauen. Gefragt sind ambulante Dienste, stationäre Einrichtungen und besondere Angebote für Menschen mit Demenz. Der Pflegestützpunkt berät ebenso wie die Beratungsstellen der Städte und Gemeinden.“

Eine wesentliche Aufgabe in den kommenden Jahren ist die Gewinnung von Fachpersonal für die Pflege“, so Kreisbeigeordneter Carsten Müller. Es ist zu erwarten, dass immer weniger Menschen von Angehörigen gepflegt werden. Auch der Ausbau von ambulanten Entlastungssystemen sowohl für die häusliche Pflege als auch für pflegende Angehörige gewinnt rasant an Bedeutung. Gerade die technischen Assistenzsysteme können in Zukunft zuverlässig Aufgaben übernehmen. Diese Option muss mehr Bedeutung bekommen. Das bemerkenswerte Angebot an Begegnungsstätten, offener Altenarbeit und Bürgerschaftlichem Engagement gilt es an die neuen Anforderungen anzupassen und weiterzuentwickeln. Mit der zunehmenden Zahl Hochaltriger ist von einem wachsenden Einsamkeitsrisiko auszugehen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, schon im mittleren Alter soziale Netzwerke aufzubauen, das heißt jüngere Freunde zu finden, um später nicht allein zu sein. Auch wenn es in Corona-Zeiten schwierig ist: Für Ältere spielen künftig Orte der Begegnung und das Miteinander der Menschen eine noch größere Rolle. Der Kreis Offenbach unterstützt die ältere Generation und ihre Familien seit Jahren mit Angeboten, beispielsweise der Leitstelle Älterwerden oder des Pflegestützpunktes.

„Mit der Aktualisierung des Altenplans gewinnt die Lebensqualität im Alter eine ganz neue Bedeutung“, sagt Kreisbeigeordneter Carsten Müller abschließend. „Alt werden bedeutet nicht zwangsläufig Pflege und Gebrechlichkeit. Bereits heute verbringen viele Menschen ihren Lebensabend außerhalb von Einrichtungen. Unser Ziel ist es, jeder Person ihre individuelle Vorstellung vom Leben im Alter zu ermöglichen. Einige brauchen viel Unterstützung, einige benötigen nur eine kleine Hilfestellung und andere sind voller Tatendrang und wollen sich für andere einsetzen. Dabei gilt es, für jeden eine maßgeschneiderte Lösung zu finden und diese bei Bedarf auch immer wieder anzupassen. Dazu arbeiten die Leitstelle Älterwerden, der Pflegestützpunkt und die kommunalen Seniorenberatungen Hand in Hand.“

Über die kreisweite Betrachtung hinaus wurden mit den Fachleuten vor Ort detaillierte Zahlen und Daten pro Kommune erhoben und in eigenen Anhängen zusammengefasst. Die Fortschreibung des Altenplans des Kreises Offenbach ist ebenso wie die 13 Anhänge unter www.kreis-offenbach.de/altenplan abzurufen.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick

Bevölkerungsanteil – Stand 2018
65 bis unter 80 Jahre  53.694 (14,8 Prozent)
80 Jahre plus  21.941 (6,1 Prozent)
Alten- und Pflegeheime
2010
21 Einrichtungen mit 2.136 Plätzen
2019
27 Einrichtungen mit 2.745 Plätzen
Kurzzeitpflegeplätze
2010
5 Einrichtungen mit 111 Plätzen
2019
9 Einrichtungen mit 212 Plätzen
Tagespflegeplätze
2010
66 Plätze
2019
135 Plätze
Ambulante Pflegedienste
2010
30 Dienste
2019
54 Dienste