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27.10.2008

HLL: Produktionsschule für junge Erwachsene gestartet

Das Haus des Lebenslangen Lernens (HLL) soll Menschen ganz real weiterbringen - persönlich wie auch beruflich. Deshalb ist das HLL genau der richtige Ort einer Real- und Produktionsschule für Erwachsene!“ Mit diesen Worten kommentiert Landrat Peter Walter das im August an den Start gegangene neue Erwachsenenbildungsprojekt auf dem Campus Dreieich. Walter: „Unser Ziel ist es, erwachsenen Hauptschülerinnen und -schülern sowie  Realschulabbrecherinnen und -abbrechern die Möglichkeit zu geben, Abschlüsse nachzuholen oder den Weg in eine Berufsausbildung zu finden. Dieses Angebot hat es im Kreis bisher nicht gegeben. Der Bedarf ist aber da. Diese Lücke wollen wir jetzt schließen.“

Der Kreistag hatte dieses Frühjahr dem innovativen Schulversuch im Haus des Lebenslangen Lernens einstimmig zugestimmt. Bei dem Projekt arbeiten Abendgymnasium und Max-Eyth-Schule eng zusammen. So erweitert die Max-Eyth-Schule ihr Angebot der „Innovativen Produktionsschule“, das bisher nur Jugendliche nutzen konnten, die schulpflichtig sind. Hintergrund: Die Vollzeitschulformen an hessischen Berufsschulen können Jugendliche nur bis zu deren 18. Lebensjahr aufnehmen. Die Konstruktion einer Real- und Produktionsschule dient quasi als "Vehikel", um das Angebot auch an junge Erwachsene richten zu können, die bisher keinen Arbeits- oder Ausbildungsplatz gefunden haben.

Mit diesem Projekt können auch diese 18- bis 25-Jährige am HLL das Angebot einer Produktionsschule wahrnehmen. „Damit können sich nun auch junge Erwachsene mit Hauptschulabschluss und vollendeter Schulpflicht, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und arbeitslos sind im HLL weiterbilden, um im zweiten Anlauf auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, macht Walter deutlich.

Die Produktionsschule verbindet die Komponenten schulische Ausbildung und betreute Praktika in regionalen Betrieben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen in einem streng praxisorientierten Umfeld. Innerhalb der Ausbildung werden reale Aufträge geplant und abgewickelt. Die Stärken und Fähigkeiten der Jugendlichen stehen im Mittelpunkt des pädagogischen Konzeptes und werden durch fachlich qualifiziertes Personal gefördert und gelenkt. „Denn ein wichtiger Bestandteil ist die Reflexion dieser Arbeit und die sozialpädagogische Betreuung der Schülerinnen und Schüler“, so Walter weiter. „Ziel der Fokussierung auf den Produktionsprozess ist die Aktivierung und Motivierung der Jugendlichen, die bisher im Regelschulsystem und auf dem Arbeitsmarkt keine Zukunftsperspektive für sich sehen.“

Aus dem Erlös der gefertigten Produkte erhalten die Jugendlichen eine geringfügige Entlohnung. Walter: „Es ist oft das erste selbstverdiente Geld!“

Zusätzlich besteht die Option, nach dem Abschluss der Produktionsschule nachträglich eine Ausbildung der Mittleren Reife zu erwerben. Individuelle Förderkonzepte sollen zudem den Übergang in Arbeit weiter unterstützen. Zurzeit unterrichten acht Lehrerinnen und Lehrer im Produktionsschulzweig der Max-Eyth-Schule. Sie werden durch Sozialpädagoginnen und -pädagogen unterstützt. Die Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer werden vom Land Hessen bezahlt, die der Sozialpädagoginnen und -pädagogen vom Förderverein der Max-Eyth-Schule. Die Werkstätten werden vom Kreis Offenbach zur Verfügung gestellt.

Walter: „Erfahrungsgemäß wird ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende des Schuljahres einen Ausbildungs- beziehungsweise einen Arbeitsplatz erlangt haben.“ Es gebe, so Walter, erwiesenermaßen einen kausalen Zusammenhang zwischen den Methoden der Produktionsschulen - die zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zum Mut sich und seine Erfolge zu präsentieren führen - und einer erfolgreichen Vermittlung in die Arbeitswelt.

„Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des drohenden Arbeitskräftemangels in Deutschland, können wir es uns als Gesellschaft zudem gar nicht mehr leisten, Menschen und ihre Talente einfach im Abseits zu lassen. Wir dürfen niemanden verloren geben, wenn es um Bildung geht! Wir müssen den Menschen klare Angebote machen, Alternativen aufzeigen und sie aus dem gesellschaftlichen Abseits herausholen“, betont Peter Walter.

Dieses Ziel hat auch die Realschule für Erwachsene im HLL, die vom Abendgymnasium ab August 2009 betrieben wird. Hier können dann über 18-jährige, die einen Hauptschulabschluss haben, innerhalb von zwei Jahren die Mittlere Reife nachholen. Der Leiter des Abendgymnasiums, Josef Kühnbach, hält die Erweiterung des Angebots am Abendgymnasium für sinnvoll: „Wer einen Realschulabschluss hat, erhöht ganz entscheidend seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“ Mit einem guten Realschulabschluss kann anschließend auch der Weg zum Abitur um ein Jahr verkürzt werden.

Die Realschule für Erwachsene wird mit einer Klasse beginnen. Der Unterricht startet im HLL zum Schuljahr 2009/2010. Bei steigendem Bedarf soll dann eine zweite Klasse eingerichtet werden. Das Land Hessen wird die Lehrerzuweisung sicherstellen.