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20.07.2016

Kreis erhält Preis für Suchtpräventionsprojekt

Im Rahmen des Wettbewerbs „Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention“, der unter anderem vom Bundesministerium für Gesundheit initiiert wird, wurde der Kreis Offenbach für sein Projekt „Alkoholprävention mit den Kerbborschen in Dreieichenhain“ mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Der Preis ist zugleich mit 10.000 Euro prämiert. Ende Juni nahmen Vertreter des Kreises und des Suchthilfezentrums Wildhof die Auszeichnung im Rahmen einer feierlichen Verleihung in der Vertretung des Saarlandes in Berlin in Anwesenheit von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sowie der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, entgegen.

„Ich freue mich über die Auszeichnung. Denn der Preis macht deutlich, dass der Kreis, was das Thema Suchtprävention betrifft auf einem guten und innovativen Weg ist“, kommentierte der Sozialdezernent des Kreises Offenbach während eines gemeinsamen Besuches mit Dreieichs Bürgermeister Dieter Zimmer bei den Kerbborschen die Auszeichnung.

Im Kreis Offenbach ist die „Haaner Kerb im Dreieicher Stadtteil Dreieichenhain, ein traditionsreiches Fest, das seit dem Mittelalter gefeiert wird. Bereits in der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1562 wurden Alkoholexzesse beklagt. Bei dem Fest übernehmen junge Männer im Alter ab 17 Jahren als "Kerbborschen" wichtige Aufgaben: Sie stellen den Kerbbaum auf, vollziehen den Bieranstich, taufen die nächsten Kerbborschen und verbrennen am letzten Tag die Kerbpuppe. Einige dieser Traditionen sind eng mit Alkohol verbunden. Schon ein Jahr bevor die jungen Männer Kerbborschen sind, werden sie mit 16 Jahren "Vorkerbborschen" und begleiten bei ihrer "Vorkerb" den aktuellen Kerbborschen-Jahrgang, um von ihm zu lernen. Ein Kerbborsch ist somit Vorbild für den nachfolgenden Jahrgang. Er erlebt seine Aufgabe zudem als Initiation in die Erwachsenenwelt des Ortes.

In den vergangenen Jahren bekam das Fest jedoch immer mehr den Ruf eines Saufgelages für Jugendliche. Der Bürgermeister von Dreieich, Dieter Zimmer, und der Kerbverein nahmen daher Kontakt mit der Fachstelle für Suchtprävention des Kreises Offenbach auf. Gemeinsam mit der Jugendförderung des Kreises und dem Wildhof brachte man das nun prämierte Konzept auf den Weg. Es basiert in erster Linie auf Workshops und wurde im September 2012 erstmals durchgeführt. Seitdem findet die Maßnahme jährlich statt. Sie zielt darauf ab, eine alte Tradition mit einem Bewusstsein für die Risiken des Alkoholkonsums zu verbinden. Daher ist die präventive Arbeit auch nur gemeinsam mit den Kerbborschen möglich. „Wir wollen, dass die Jugendlichen in eine Tradition hineinwachsen, ohne sich durch übermäßigen Alkoholkonsum zu gefährden“, betonte Carsten Müller. „Daher thematisieren wir gemeinsam mit den Jugendlichen den Umgang mit Alkohol, stärken ihr Selbstbewusstsein und unterstützen sie dabei, ‚nein‘ zu Alkohol zu sagen.“ Im Vorfeld des Kerbfestes wird für die Vorkerbborschen daher ein Workshop durchgeführt. „Die Teilnahme ist verpflichtend. Die jeweilige Workshopleitung war selbst einmal Kerbborsch oder steht diesen nahe und wurde zuvor vom Suchthilfezentrum Wildhof durch die Psychologin Christina Heil intensiv geschult“, machte Dreieichs Bürgermeister Dieter Zimmer deutlich.

Die Workshopleiter sind anschließend ein Jahr lang Ansprechpartner, wenn sich in der Gruppe der angehenden Kerbborschen Fragen im Zusammenhang mit Alkohol ergeben. Kurz vor der nächsten Kerb findet eine Nachschulung statt. In den Workshops selbst reflektieren die Jugendlichen das eigene Verhalten, geben sich Regeln und legen Sanktionen für Verstöße fest. Zudem erhalten die Kerbborschen Informationen über die Wirkung von Alkohol sowie über die dramatischen gesundheitlichen Folgen eines übermäßigen Alkoholkonsums. Wer sich als Kerbverein für das Projekt interessiert, erhält unter Telefon 06074 8180-3228 weitere Informationen.