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04.11.2019

Kreis stellt Weichen für Bau der Regionaltangente West

Die Metropolregion FrankfurtRheinMain boomt. Mit stetig wachsenden Einwohner- und Pendlerzahlen steigen aber auch die Anforderungen an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die geplante Regionaltangente West (RTW) zählt deshalb zu den wichtigsten Infrastrukturprojekten in der Region und soll das Netz des Schienenpersonennahverkehrs grundlegend verbessern. Nach zehnjähriger Planungszeit steht das Konzept jetzt vor der Verwirklichung. Der Kreisausschuss hat am Montag dem Kreistag die Zustimmung zu der dafür notwendigen Anpassung des Gesellschaftsvertrags und einer Budgetaufstockung empfohlen. Der Kreistag wird Anfang Dezember über die entsprechende Vorlage entscheiden.

„Ich freue mich, dass wir der Realisierung der Regionaltangente einen großen Schritt näherkommen“, sagte Landrat Oliver Quilling. „Die RTW ist einer der bedeutendsten Bausteine, um den ÖPNV für die Zukunft zu stärken und dadurch dem drohenden Verkehrsinfarkt im Ballungsraum entgegenzuwirken. Für dieses Ziel arbeiten alle Akteure seit Jahren über Stadt- und Kreisgrenzen hinaus zusammen.“ Die 2008 gegründete und für Planung und Bau der RTW zuständige Planungsgesellschaft Regionaltangente West GmbH setzt sich aus insgesamt zwölf Gesellschaftern zusammen. Neben dem Kreis Offenbach gehören ihr unter anderem auch die Städte Frankfurt, Bad Homburg und Neu-Isenburg, der Hochtaunus- und der Main-Taunus-Kreis sowie der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und das Land Hessen an.

Geplant ist, dass ab Ende 2025/Anfang 2026 zwei Linien auf einer rund 47 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt-Praunheim und Dreieich-Buchschlag beziehungsweise zwischen Bad Homburg und Neu-Isenburg/Birkengewann verkehren. „Mit der Regionaltangente West wird erstmals das sternförmig auf die Frankfurter Innenstadt zulaufende S-Bahn-System aufgebrochen und um eine Tangentialverbindung erweitert“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, die seit vielen Jahren dem Aufsichtsrat der Planungsgesellschaft angehört. Diese Ergänzung ist dringend nötig: Der RMV verzeichnet mittlerweile rund 800 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Bei diesen Dimensionen stößt das bestehende Netz vor allem zu den Stoßzeiten des Berufsverkehrs an seine Grenzen. Besonders der von einem Großteil der Linien frequentierte Tunnel zwischen Offenbach und Frankfurt entwickelt sich bei kleinsten Störungen schnell zum Nadelöhr. Die RTW entlastet diesen Schwerpunkt genauso wie den Frankfurter Hauptbahnhof und bindet gleichzeitig wichtige Arbeitsplatz- und Tourismuszentren wie den Frankfurter Flughafen und den Industriepark Höchst an. Tausende Pendler gelangen dank der neuen Linien in Zukunft schneller und erstmals ohne Umstieg an ihr Ziel.

Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich auf 1,124 Milliarden Euro. In dieser Summe sind neben den reinen Bauarbeiten auch weitere Planungskosten, Preissteigerungen sowie ein Puffer für unvorhergesehene Ausgaben einkalkuliert. Auch Bund und Land haben die herausragende Bedeutung des Projekts erkannt und deshalb die zeitnahe Bereitstellung maximaler Fördermittel in Aussicht gestellt. „Ihnen gilt unser ausdrücklicher Dank“, sagte Claudia Jäger weiter, „denn diese Regelung bedeutet, dass wir – anders als bei üblichen Zuschussmaßnahmen – nicht die Baukosten in voller Höhe vorfinanzieren.“ Mit der Vorlage der Gesamtkosten muss die Planungsgesellschaft nun ihren Gesellschaftsvertrag anpassen und ihr Budget um 241,5 Millionen Euro aufstocken. Sobald die dafür notwendigen Parlamentsbeschlüsse aller Gesellschafter vorliegen, wird auf der nächsten Gesellschafterversammlung der finale Baubeschluss gefasst. Der Kreis Offenbach wird sich – die Zustimmung des Kreistags vorausgesetzt – mit weiteren 13,24 Millionen Euro an dem Projekt beteiligen. Zusammen mit den bereits bewilligten 3,74 Millionen Euro für die im Vorfeld erfolgten Planungen wird der Kreis so insgesamt 16,98 Millionen bis 2028 bereitstellen.

„Seit Jahren arbeitet der Kreis mit seinem Leitbild Mobilität an Konzepten, die Mobilität in der extrem dicht besiedelten Metropolregion für die Zukunft nachhaltig zu gestalten“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger abschließend. „In der Praxis bedeutet das oft auch bestehende Verkehrsinfrastrukturen zu optimieren und anzupassen. Um Kosten zu senken und Ressourcen zu schonen hat auch die Planungsgesellschaft großen Wert daraufgelegt, vorhandene Schieneninfrastruktur - wo immer möglich – für die RTW mit zu nutzen.“ So gehören zu den geplanten 26 Haltestellen auch zwölf bereits bestehende S-Bahnhöfe, die nur entsprechend angepasst werden. Auf den Strecken sollen zudem Zweisystemfahrzeuge im Einsatz sein, die sowohl innerorts im Straßenbahnbereich als auch außerorts im Eisenbahnnetz verkehren und problemlos zwischen den unterschiedlichen Strom- und Sicherungssystemen wechseln können.

Aktuell laufen bereits die Planfeststellungsverfahren für zwei der insgesamt vier RTW-Streckenabschnitte, die anderen beiden sollen zeitnah folgen.