Sprungziele
Seiteninhalt
17.07.2001

Kreisbewertung kann sich sehen lassen

Ein durchaus vorzeigbares Ergebnis hat die vergleichende Prüfung "Neue Steuerungsmodelle" ergeben, die vom Hessischen Rechnungshof im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurde. "Von den zwölf geprüften kommunalen Gebietskörperschaften," erklärt Landrat Peter Walter, "nimmt unser Kreis den fünften Platz ein. Bei den vier bewerteten Landkreisen liegt er an der Spitze."

Besonders gut schneidet der Kreis in den Bereichen Budgetierung sowie Berichtswesen und Controlling ab. Die vollständige Budgetierung der Kreisjugendheime kann als Muster für die Gesamtverwaltung verstanden werden und die flächendeckende Budgetierung der fachbezogenen Fortbildung hat sich als erfolgreicher Einstieg erwiesen, die in anderen Bereichen konsequent fortgesetzt werden soll. Das Berichtswesen ist mehrstufig aufgebaut, verfügt über vergleichbare Kennzahlen und ist so angelegt, dass sowohl Soll-/Ist-Vergleiche, Abweichungsanalysen sowie Hochrechnungen möglich sind. "Die Basis, die wir geschaffen haben," erläutert der Landrat "ermöglichen für den Haushalt 2002 die gesamte Sachkostenbudgetierung, und damit die endgültige Auflösung der Zentralen Dienste als eigenständiger Fachdienst."

Der systematische Ausbau der Kosten- und Leistungsrechnung ist soweit fortgeschritten, dass der Weg von Pilotprojekten zum flächendeckenden Einsatz der Instrumente in den kommenden Haushalten problemfrei möglich wird. Der für die gesamte Verwaltung erstellte Produktplan ermöglicht eine Outputorientierte Steuerung, deren Ziele jetzt durch den Kreistag definiert werden müssen. Im Rechnungswesen muss derzeit noch geprüft werden, welche Software den Erfordernissen der Kosten- und Leistungsrechnung künftig gerecht wird. Vorbereitet ist aber bereits unter anderem die Zeiterfassung, so dass die Personalkosten künftig den Produkten zugerechnet werden können.

Bereits auf einem guten Weg ist die Delegation von Verantwortung – Stichwort Dezentralisierung. Die Aufbauorganisation mit Fachdiensten, die noch in diesem Jahr abgeschlossen wird, bietet eine gute Voraussetzung, um beispielsweise das Beschaffungswesen oder die Gebäudewirtschaft erfolgreich zu delegieren. "Das neue Kreishaus ist so ausgerichtet," führt Peter Walter weiter aus, "dass im Foyer ein Bürgerbüro eingerichtet wird, um das bereits bestehende Bürgertelefon so zu ergänzen, dass überflüssige Wege zur Verwaltung vermieden werden. Ein Konzept für die Ausgestaltung wird derzeit in unserem Haus erarbeitet."

Auch die Veränderung in der Personalentwicklung können sich sehen lassen. "Eine weitgehende Gleitzeitregelung und die Dienstanweisung für Telearbeit, so stellt es auch der Bericht fest," erläutert der Landrat, "sind wichtige Schritte auf einem Weg, der über Qualifizierungsmaßnahmen und Leistungsanreize zu einem echten Personalmanagement führen wird."

"Die Kritik am Projektmanagement," ergänzt der Verwaltungschef, "ist sicherlich für die Anfangsphase richtig. Um den Bericht mit seinen Empfehlungen und Kritikpunkten richtig werten zu können, muss noch einmal kurz die Geschichte der Verwaltungsreform in unserem Hause rekapituliert werden. Als 1994 der Reformprozess unter Federführung der KGSt Consult in Angriff genommen wurde, befanden wir uns auf vollkommenen Neuland. Den Empfehlungen des Beratungsunternehmens bestimmte Basisfragen zuerst in Angriff zu nehmen, beispielsweise die Erarbeitung eines Leitbildes, einer neuen Dienstzeitvereinbarung, etc. wurde nur in Teilen entsprochen. 9 geforderte Projekte wurden erst gar nicht in Angriff genommen, dafür wurden zahlreiche Projektgruppen ins Leben gerufen, um aktuell anstehende Problemfragen wie beispielsweise die Redelegation der Sozialhilfe aus Dietzenbach akut zu lösen. Die zahlreichen Sitzungen der insgesamt 10 Projektgruppen und den dazugehörigen 10 Arbeitsgruppen führten dazu, dass manche Beschäftigten erheblich überlastet waren, die gesteckten Zeitrahmen nicht erreicht werden konnten und damit wiederum die Motivation der Beschäftigten nachließ. 1996 kam dann der hessische Produktplan auf den Markt, der zu neuen Überlegungen Anlass gab. Kommunal- und Landratswahlkampf 1997 taten ein übriges, um den immer unüberschaubareren Reformprozess endgültig zum Erliegen zu bringen."

"Mit der neuen Führungsspitze haben wir dann 1998 den Reformprozess auf völlig neue Füße gestellt," so Walter weiter, "und das Projektmanagement stringent und zielführend ausgerichtet. So wurden in zahlreichen Bereichen mit interner oder externer Unterstützung konsequent Ablaufuntersuchungen durchgeführt, um Schwachstellen zu analysieren und Verfahrensabläufe effizienter zu gestalten. Geprüft wurden unter anderem das Hauptamt, die Liegenschaftsverwaltung, die Straßenverkehrsabteilung und sieben weitere Bereiche. Weitere werden folgen. Erstes Ergebnis dieser Untersuchung und der parallel dazu durchgeführten Produktbeschreibungen war, dass das Dezernat I bereits im vergangenen Jahr zum Fachbereich Interner Service umgestaltet wurde. Die beiden anderen Dezernate werden in den kommenden Monaten folgen."

"Die Konsequenz unseres Handelns," so Peter Walter weiter, "wird auch daran deutlich, dass wir seit Abschluss der Recherchen für den Bericht eine Reihe von Empfehlungen, die nun schwarz auf weiß vorliegen, in die Tat umgesetzt haben. Dazu gehören unter anderem die Reduzierung der Produkte, die Reduzierung der Arbeitsgruppen, Aufbau eines dezentralen Controllingnetzes, flächendeckende Sachkostenbudgetierung und die Einrichtung der Stellenbewertungskommission."

"Die grundsätzlichen Umstrukturierungen und dies ist unser wichtigstes Ziel für die nahe Zukunft," erläutert der Verwaltungschef, "wird vor dem Umzug in das neue Verwaltungsgebäude endgültig abgeschlossen sein, denn ein neues Haus mit einer alten Verwaltungsstruktur macht wenig Sinn, wenn die Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt unseres Handelns stehen sollen. Die Haushaltsführung nach den Grundsätzen der Kosten- und Leistungsrechnung wird allerdings in dem kommenden Haushalt erst in Ansätzen einfließen, denn eine solche Umstellung erfordert auch nach den Erfahrungen anderer Verwaltungen und Beratungsunternehmen eine zeitintensive Vorbereitung. Frühestens im Haushaltsjahr 2004 werden die Kreistagsmitglieder für den gesamten Etat über Ziele und Budgets befinden müssen, und einen Haushaltsplan vorfinden, der genauen Aufschluss über die Kosten einzelner Maßnahmen gibt."

"Die Einbindung der Kommunalpolitiker," so der Landrat abschließend, "wird sicherlich in den kommenden Monaten intensiviert, auch wenn festzuhalten bleibt, dass die Vertreter der politischen Parteien zu den Sitzungen, zu denen sie bislang eingeladen waren, selten erschienen sind. Wir gehen jedoch davon aus, dass sie diese Arbeit unterstützen werden, denn eine effiziente und bürgerorientierte Verwaltung unter dem Primat der knappen Kassen muss für alle politisch Verantwortlichen von höchstem Interesse sein. Mit dem vorliegenden Bericht können wir jedenfalls zufrieden sein und verstehen ihn auch als Anregung für die erfolgreiche Weiterarbeit."