Sprungziele
Seiteninhalt
22.07.2015

Projekt STARK: ,Unsichtbare Kinder' in den gesellschaftlichen Fokus gerückt

Im September 2012 startete das Projekt STARK, das vom freien Träger der Jugendhilfe Aktionsgemeinschaft Soziale Arbeit e.V. (AGS e.V.) in Dietzenbach in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ initiiert wurde. Das Projekt ist ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren, bei denen ein Elternteil suchtkrank ist oder in der Vergangenheit eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit des Vaters oder der Mutter vorlag. Denn Kinder in Suchtfamilien gelten als größte Risikogruppe einer sogenannten Co-Abhängigkeit und späteren Sucherkrankung, deshalb ist eine rechtzeitige Prävention so wichtig.

„Die gängigen Unterstützungsangebote haben allerdings noch immer allein die Abhängigen im Blick und lassen die Kinder meist völlig außer Acht. Dabei sind gerade Mädchen und Jungen in Suchtfamilien besonders gefährdet, da laut Statistik fast zwei Drittel der Kinder von Drogensüchtigen im Laufe ihres Lebens selbst Opfer einer Suchterkrankung werden oder an erheblichen psychischen Störungen leiden“, betont die Leiterin des Projektes, Anja Lindner. „Kinder in Suchtfamilien werden daher auch oft die ‚unsichtbaren Kinder‘ genannt.“

Rund 2,74 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Deutschland mit mindestens einem suchtkranken Elternteil zusammen. „Die Eltern von etwa 40.000 dieser Kinder sind von harten Drogen wie Heroin oder Speed abhängig“, macht der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, deutlich. „Deshalb haben wir als Sozialbehörde im Rahmen unserer alltäglichen Beratungsarbeit auch intensiv auf das Unterstützungsangebot aufmerksam gemacht und uns in bestimmten Einzelfällen auch eng mit den jeweiligen Mitarbeitern des Projektes STARK abgestimmt!“

Die Mitarbeiter des Projektes, suchten die Jugendlichen nach Rücksprache mit den Eltern zunächst zu Hause auf. Man sprach mit den Mädchen und Jungen über ihre Lebensumstände sowie ihre ganz konkrete Situation im Elternhaus und machte in diesem Zusammenhang auch auf das Thema Suchterkrankung aufmerksam. Außerdem wurde im Januar 2014 eine aus Grundschulkindern bestehende ‚STARK-Gruppe‘ ins Leben gerufen.

„In dieser Gruppe trafen sich einmal wöchentlich bis zu zehn Kinder im Europahaus in Dietzenbach. Sie redeten mit den STARK-Mitarbeitern zwei Stunden intensiv über sich, die teilweise schwierige Situation zu Hause sowie über ihre eigene Rolle innerhalb der Familie und den Wunsch Kind sein zu dürfen“, macht Lindner deutlich. „Die Erkenntnis, nicht allein betroffen zu sein und die Möglichkeit, sich mit anderen Mädchen und Jungen austauschen zu können, war für viele der Kinder eine völlig neue Erfahrungen und befähigte sie dazu, über das Thema Sucht und Abhängigkeit sowie über ihre individuelle Situation unverkrampft zu sprechen.“ Die parallel durchgeführten Elterngespräche und Hausbesuche förderten zudem offenere Gespräche innerhalb der betroffenen Familien.

Zum 31. August 2015 endet das Projekt STARK, da die Fördergelder der „Aktion Mensch“ auslaufen. „Insgesamt wurden zwischen 2012 und 2015 zehn Kinder innerhalb der festen wöchentlichen Gruppe angesprochen und gemeinsam betreut. Zwölf Mädchen und Jungen wurden über den Projektzeitraum hinweg einzeln begleitet. Parallel dazu wurden 23 Mütter, Väter oder Verwandte intensiv beraten“, ziehen Sozialdezernent Carsten Müller und Anja Lindner eine positive Bilanz des Projektes. Darüber hinaus beteiligte sich das Projekt STARK von 2012 bis heute an 17 großen Präventionsveranstaltungen, um das Thema „Kinder in Suchtfamilien“ stärker als bisher in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. In diesem Zusammenhang wurden auch 40 Lehrer und Sozialarbeiter gezielt geschult und für die schwierige Situation dieser Kinder sensibilisiert.