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21.11.2001

Schullandschaft in Egelsbach wird sich verändern

Zu Beginn des neuen Schuljahres im August 2002 soll die Ernst-Reuter-Schule als integrierte Gesamtschule in Egelsbach aufgehoben werden. "Nachdem für das Schuljahr 2001/2002 nur noch insgesamt 21 Anmeldungen für das Gesamtschulangebot vorlagen," erläutert Landrat Peter Walter die Situation, über die er am Mittwoch Vormittag auch die beiden betroffenen Schulleiter und Bürgermeister Rudi Moritz informierte, "hat das Hessische Kultusministerium mit Erlass vom 7. Mai 2001 entschieden, dass eine Aufnahme des Unterrichtes in der Klasse fünf ab dem nächsten Schuljahr nicht mehr möglich sein wird. Die Vorlage, die am kommenden Montag dem Kreisausschuss vorgelegt wird, berücksichtigt die Entwicklung des Angebotes, minimiert die Folgen für die Schüler und bezieht die Ergebnisse der Elternumfrage mit ein."

Der Blick in die Geschichte zeigt, dass die nun anstehende Entscheidung keinesfalls aus dem Augenblick heraus getroffen wird. "Als das Angebot 1992 geschaffen wurde," führt er aus, "hat das Ministerium deutlich gemacht, dass diese Schule nur bei einer Jahrgangsbreite von 50 bis 60 Schülern Bestand haben kann. Seit 1995 bewegt sich die Schülerzahl um 40 und bereits mein Vorgänger wies 1997 auf die Gefährdung der Mittelstufe hin. Eine Zusammenlegung von Grund- und integrierter Gesamtschule scheiterte am Hessischen Schulgesetz."

Für den Kreistagsbeschluss zur Einrichtung einer Haupt- und Realschule wurde ebenfalls keine Zustimmung in Aussicht gestellt. Die einzig denkbare Alternative, eine Einschränkung des Schulangebotes in Langen, ist nur rein theoretisch vorstellbar.

"Die freie Schulwahl in unserem Land," führt Peter Walter aus, "macht es unmöglich, die Langener Schüler zum Schulbesuch in Egelsbach zu verpflichten und ob ein neues Angebot vor Ort angenommen wird, bleibt fraglich, denn die Egelsbacher Eltern sind hierzu nur bereit, wenn die Ernst-Reuter-Schule in ihrer Existenz gesichert ist. Diese Garantie kann der Schulträger auch bei einer neuen Schulkonstellation nicht geben. Ebenfalls negativ verlief die Prüfung zur Errichtung von Dependancen Langener Schulen, beispielsweise des Dreieich-Gymnasiums, in der Gemeinde."

"Die Befragung der Eltern – von Kindergartenkindern und Schülern der Klassen eins bis zehn – hat bei einem Rücklauf von 26,4 Prozent der Fragebögen ergeben, dass sich nur 106 für die integrierte Gesamtschule und 120 für eine solche in Egelsbach ausgesprochen haben," führt der Landrat weiter aus, "das ist für den Erhalt des Angebotes nicht genug. Auch 200 Ja-Stimmen für eine kooperative Gesamtschule reichen nicht aus, um die notwendigen Jahrgangsbreiten für die geforderte Vierzügigkeit sicherzustellen. Dieser Anspruch muss aber erfüllt werden, um für die Schüler ein differenziertes Lehrangebot vorhalten zu können. Unser Ziel ist es überall die gleiche Qualität der schulischen Ausbildung zu garantieren und das können die Langener Schulen derzeit leisten."

Die noch bestehenden Klassen sollen in die Albert-Einstein-Schule, integrierte Gesamtschule in Langen, eingegliedert werden. Gelernt wird weiterhin im Gebäude der Ernst-Reuter-Schule. In Langen selbst bereitet sich der Schulträger im Zuge der geplanten Erweiterung der Adolf-Reichwein-Schule auf zusätzliche Schüler aus Egelsbach in der künftigen Jahrgangsstufe 5 vor. Die Planungsentwürfe berücksichtigen eine Erweiterung des Raumprogramms, sofern dies notwendig wird.

Mit dem Auslaufen des Mittelstufenangebotes in Egelsbach können Jahr für Jahr weitere Grundschulklassen aus der Wilhelm-Leuschner-Schule in das Gebäude der Ernst-Reuter-Schule überführt werden. Bereits im laufenden Schuljahr befinden sich dort neun Grundschulklassen, weil die Raumsituation an der Grundschule absolut unzureichend ist. Wenn die Maßnahme erfolgreich abgeschlossen wird, soll über die weitere Verwendung des alten Schulgebäudes gesondert entschieden werden.

"Natürlich ist es immer bedauerlich," so der Landrat abschließend, "wenn Schulangebote aufgegeben werden müssen. Die Abstimmung mit den Füßen hat aber real gezeigt, dass die integrierte Gesamtschule in Egelsbach derzeit nicht auf das Interesse stößt, das notwendig ist, um die dazu erforderliche Raum- und Lehrerversorgung aufrecht zu erhalten. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Hessischen Kultusministeriums durchaus nachvollziehbar. Wir werden allerdings die Entwicklung vor Ort kontinuierlich im Auge behalten. So kann die geplante Erschließung neuer Baugebiete für junge Familien mittelfristig dazu führen, dass der Schulentwicklungsplan andere Trends erkennen lässt. Die Frage der Einrichtung einer Haupt- und Realschule wird dann anhand aktueller Schülerzahlen erneut auf den Prüfstand gestellt."