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15.09.2005

Schweizer Delegation zeigt sich beeindruckt von der Umsetzung der Hartz IV-Reform im Kreis Offenbach

Vermittlungsquote nähert sich der Tausender-Marke

Überzeugt von der Umsetzung der Hartz IV-Reform im Kreis Offenbach zeigte sich eine Delegation von acht Schweizer Amtsleitern und Sozialdezernenten, die neben der Sozialhilfe auch mit den Aufgaben der Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt betraut sind. Der Besuch war Teil einer Studienreise. Die Beteiligten informieren sich auf ihrer mehrtägigen Deutschlandtour über die regionalen Unterschiede und die konzeptionellen Fortschritte bei der Umsetzung der Arbeitsmarktreform in Deutschland.

Während der Informationsveranstaltung im Kreishaus zeigte sich der Besuch beeindruckt von den enormen Herausforderungen, die die Reform für die Behörden und ihre Mitarbeiter mit sich bringt, und den Aufbauleistungen, die bisher vollbracht wurden. Vor allem der Aufbau des Servicecenters, das Ineinandergreifen von Fall-Management für Langzeitarbeitslose, Qualitätsanforderungen, Ablaufprozessen, Fallsteuerung, Sanktionen und Tandembildung fand einhellige Zustimmung. Besonders angetan zeigten sich die Eidgenossen von dem Konzept Ü50, das vergangene Woche von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ausgezeichnet wurde, sowie dem Konzept eines Public-Private-Partnership-Projektes beim Aufbau einer Ermittlungsgruppe Leistungs-missbrauch und dem Aufbau eines Arbeitgeberservice. „Der Kreis Offenbach setzt auf innovative Wege und Know-how-Transfer statt auf alt eingefahrene Strukturen, das ist vorbildhaft“, so ein Mitglied der Schweizer Delegation.

Landrat Peter Walter (CDU) und Sozialdezernent Carsten Müller (SPD) zeigen sich auf der Veranstaltung im Kreishaus mit dem Start in die Vermittlungsphase bei der Umsetzung der Hartz-Reformen zufrieden. „Die Ergebnisse haben unsere Erwartungen übertroffen“, betonten Walter und Müller übereinstimmend. Insgesamt konnte der Kreis trotz einer kurzen Vorlaufzeit und der schwierigen Umstellungsphase von Januar bis heute 872 Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt oder in Ausbildung vermitteln. Weitere 1.015 Personen befinden sich in Qualifikationsmaßnahmen oder gehen einer Arbeitsgelegenheit nach. „Unsere Strategie der schnellen und passgenauen Vermittlung beginnt zu wirken, die einzelnen Räder greifen ineinander“, schildert der Kreisbeigeordnete die Situation. „Dies ist ein Erfolg nicht nur für den Kreis als Optionskommune, sondern vor allem für die betroffenen Menschen, die nun eine echte Chance haben. Die bisherigen Beispiele zeigen außerdem, dass die Arbeitsvermittlung in kommunaler Hand schrittweise zu den Erfolgen führt, die wir uns bei der Wahl des Optionsmodells versprochen haben!“

Müller: „Wir stoßen bei fast allen Arbeitgebern mit unseren Personalvorschlägen auf positive Resonanz!“ Entscheidend, so der Kreisbeigeordnete weiter, sei, dass der Kreis passgenau und schnell Vorschläge unterbreitete. „Einerseits müssten den Arbeitgebern schnell Bewerber für eine Stelle vermittelt werden, andererseits müssen die in Frage kommenden Kandidaten auf ihre Eignung für die in Frage kommende Aufgabe hin getestet und vorbereitet sein“, ergänzt Landrat Walter. Nur so seien einerseits eine nachhaltige Vermittlung und andererseits eine langfristige Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern möglich.

Um dies zu gewährleisten wurde in den vergangenen Wochen der Arbeitgeberservice Kreis Offenbach (AKO) aufgebaut. Als Organisationsform für den Arbeitgeberservice hat der Kreis Offenbach ein Public-Private-Partnership-Projekt (PPP) gewählt. Durch die Einbindung privatwirtschaftlicher Expertise sollen die Flexibilität und das Innovationspotenzial der Arbeitsvermittlung gestärkt werden. Das dänische Beratungsunternehmen Rambøll Management begleitet dieses Projekt. Die Etablierung des PPP unterstützt Rambøll entlang des gesamten Prozesses – beginnend mit der Ausschreibung über die Auswahl des geeigneten Partners bis hin zur Vertragsgestaltung. Parallel dazu übernimmt Rambøll interimsweise – bis zur Vertragsunterzeichnung des Kreises mit dem privaten Partner – das Management des Arbeitgeberservices. Zentrale Aufgabe dieses Interimsmanagements ist es, eine Aufbau- und Ablauforganisation zu entwickeln, Schnittstellen des Arbeitgeberservice mit dem Kommunalen Dienstleistungszentrum für Arbeit zu definieren und dadurch effiziente Arbeitsprozesse in Gang zu setzen.

Walter: „Der Arbeitgeberservice ist verantwortlich für den Aufbau und die Pflege von Arbeitgeberkontakten, um dadurch Arbeitsplatzangebote für Langzeit-arbeitslose proaktiv zu akquirieren.“ Ein weiterer Bestandteil der Beratungsleistungen des Arbeitgeberservices besteht darin, die Unternehmen in der Region über Fördermöglichkeiten bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen zu informieren. Dazu gehören beispielsweise Lohnkosten- oder Ausbildungsplatzzuschüsse ebenso wie individuelle Fördermaßnahmen. Darüber hinaus wird der Arbeitgeberservice den Kontakt zu Arbeitgeber auch über den Tag der Einstellung hinaus aufrechterhalten, um bei eventuellen auftretenden Schwierigkeiten sofort reagieren zu können und mit weiteren Qualifikationsmaßnahmen nachzusteuern.

„Wir lassen weder die Arbeitgeber noch die ehemaligen Arbeitslosen nach Aufnahme des Arbeitsverhältnisses alleine, sondern setzen auf ein permanentes System der Kontaktpflege und Betreuung“, ergänzt Müller. Im Rahmen seiner Tätigkeit wird der Arbeitgeberservice daher auch als Dienstleister für die Unternehmen tätig: Er nimmt ein genaues Stellenprofil auf und erfragt alle relevanten Informationen und Anforderungen an die Bewerber. Ob Stellen und Bewerber zusammen passen, entscheidet sich im persönlichen Gespräch zwischen dem Arbeitgeberservice und den „Persönlichen Ansprechpartnern“ der Hilfeempfänger. Bewerbungen werden qualitätsgesichert und es wird eine Vorauswahl getroffen, bevor sie an die Unternehmen weitergeleitet werden.

Der Arbeitgeberservice des Kreises hält zudem im gesamten Vermittlungsprozess - von der Stellenakquise bis zur Nachbetreuung - einen engen Kontakt zu den Arbeitgebern und den „Persönlichen Ansprechpartnern“ der Leistungsbezieher. Dadurch ist es möglich, schnell und passgenau Kandidaten für offene Stellen zu finden und diese nachhaltig zu besetzen. Und genau das ist das erklärte Ziel des Kreises Offenbach. „Wir wollen die tatsächliche Integration von Hilfebeziehern in den ersten Arbeitsmarkt und nicht die schnelle Vermittlung zum Schönen der Statistik“, betont Peter Walter abschließend.