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13.10.2019

ZEIT-RAUM-FENSTER in Neu-Isenburg enthüllt

Die Preisträger des Wettbewerbs „Kunst vor Ort 2019“ sind das Künstlerpaar Wolfgang und Andrea Auer aus Friedberg. Zur Gestaltung des Vorplatzes der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg wurde ihr Entwurf „ZEIT-RAUM-FENSTER“ zur Aufgabenstellung „300. Todestag des Stadtgründers Graf Johann Philipp zu Ysenburg-Büdingen“ ausgewählt und prämiert. Landrat Oliver Quilling, der Bürgermeister von Neu-Isenburg Herbert Hunkel und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Langen-Seligenstadt Klaus Zoufal enthüllten am Sonntag ganz offiziell das Kunstwerk, das in den vergangenen Wochen vor den Augen der Passanten entstanden ist.

Die Gründungsgeschichte Neu-Isenburgs ist eng verbunden mit dem Zuzug der Hugenotten. In kaum einer anderen Stadt Deutschlands spielten Flüchtlinge eine so große Rolle wie hier. „Flucht, Vertreibung, Migration – all das waren vor rund 300 Jahren Gründe, warum diese Stadt überhaupt entstanden ist. Die Hugenotten, Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, siedelten sich hier im Wald südlich von Frankfurt an. Sie hatten Hoffnung, Ehrgeiz, handwerkliches Know-how und Fleiß im Gepäck“, betonte Landrat Oliver Quilling anlässlich der Enthüllung des Kunstwerkes. Das überzeugte Graf Johann Philipp zu Ysenburg-Büdingen. Er stellte den Hugenotten ein Stück Land zur Verfügung, das heute Neu-Isenburg heißt und sicherte ihnen Schutz, freien Gebrauch ihrer französischen Sprache und Religionsfreiheit zu. Quilling: „Auch wenn es vor allem in der Anfangszeit im 17. Jahrhundert sicherlich nicht immer ein leichter Weg war, so ist es doch faszinierend, wie sich die einstige Waldsiedlung mit ein paar einfachen Holzhütten von französischen Zuwanderern zu einer knapp 40.000 Einwohner zählenden Stadt entwickelt hat.“

Das Kunstwerk selbst steckt voller Symbole und Metaphern. Sie bilden den Kern der künstlerischen Interpretation des Hugenotten-Denkmals und stehen für die Geschichte Neu-Isenburgs. Das verwendete Material Glas soll Transparenz vermitteln und öffnet den Fokus auf den adligen Stadtgründer und den Entwicklungsprozess der Hugenotten in Neu-Isenburg. Im „ZEIT-RAUM-FENSTER“ fällt der Blick wie durch eine Scheibe auf die Anfänge im Barock und auf die Zukunft. In Gips geformte Fußabdrücke der Brüder-Grimm-Schüler marschieren auf einem imaginären Zeitstrahl, der seinen Startpunkt bei den Flüchtlingen, die zu Fuß angekommen sind, hat. Die Integration der Jugend in das Kunstprojekt wiederum ist als großer Schritt in die Zukunft zu verstehen, die gleichfalls von den Werten der Stadtgründer sowie von Toleranz und Humanismus geprägt sein soll.

„An dieser zentralen Stelle in der Stadt, wo viel Publikum vorbeikommt, ist es dem Künstlerpaar Auer gelungen, aus dem Projekt „Kunst vor Ort“ ein auffälliges „Kunstwerk im Ort“ zu schaffen, das mit der Geschichte von Neu-Isenburg tief verwurzelt ist“, machte Oliver Quilling deutlich. „Ich bin mir sicher, dass das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an dieser Kunst wieder ähnlich groß sein wird wie bei der ersten Ausgabe von „Kunst vor Ort“ in Neu-Isenburg, als die Künstlerin Susanne Auslender 2004 auf der Insel im Bansapark „Adam und Eva im Paradies“ schuf.“

Die Idee hinter dem mit 15.300 Euro dotierten Projekt „Kunst vor Ort“ ist der lokale Bezug der Kultur sowie die Einbindung der Werke in den ganz normalen Alltag der Menschen. Die Realisierung des Projektes ist auch in diesem Jahr wieder der Sparkasse Langen-Seligenstadt zu verdanken, die das Kunstwerk finanziert.

Das Projekt „Kunst vor Ort“ entstand 1999 aus einer gemeinsamen Initiative der Sparkasse Langen-Seligenstadt und des Kreises Offenbach, um genau diese Verbindung von Kunst, Region und Öffentlichkeit zu fördern. Seitdem wurden Arbeiten in Heusenstamm, Mühlheim, Dietzenbach, Langen, Obertshausen, Neu-Isenburg, Dreieich, Hainburg, Egelsbach, Mainhausen, Rodgau und Seligenstadt realisiert. Da Rödermark nicht zu dem Gebiet der Sparkasse Langen-Seligenstadt gehört, findet hier die Aktion nicht statt. Inzwischen sind in zwölf der 13 Kreiskommunen ein oder mehrere Kunstwerke im Rahmen des Projekts entstanden. Einzelheiten zu allen bisherigen Projekten im Rahmen von Kunst vor Ort finden sich unter Kunst vor Ort.