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27.02.2008

„Zahl der langzeitarbeitslosen Jugendlichen halbiert“

Am 1. März 2005 trat Carsten Müller sein Amt als Sozialdezernent im Kreis Offenbach an. Nach exakt drei Jahren zieht der Kreisbeigeordnete eine positive Zwischenbilanz

„Wenn man unsere Vermittlungszahlen betrachtet, sieht man, was eine Optionskommune leisten kann. Weil wir die Region und ihre arbeitsmarktpolitischen Gegebenheiten im Blick haben, greifen Maßnahmen ineinander und sind erfolgreich. Wir sind nah dran an den Betrieben, den Menschen und können so schneller auf Probleme reagieren, wie eine zentral gesteuerte Behörde in Nürnberg“, wertet der Sozialdezernent und Kreisbeigeordnete, Carsten Müller, die Entwicklung im Bereich der arbeitsfähigen ALG II-Empfängerinnen und -Empfänger im Kreis Offenbach und zieht gleichzeitig eine positive Zwischenbilanz seiner dreijährigen Amtszeit.

Tatsächlich kann der Kreis als optierende Kommune, die sich in Eigenregie um die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit kümmert, beeindruckende Zahlen vorweisen. Mit 7.639 Hilfeempfängerinnen und -empfängern sank die Zahl der Lang-zeitarbeitslosen im Dezember im Vergleich zur ersten belastbaren Erfassung der Bundesanstalt für Arbeit (BA) im Juni 2006 um exakt 1.742 arbeitsfähige Hilfeempfängerinnen und -empfänger. Ein Rückgang um fast 19 Prozent. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich ein Minus von 8,5 Prozent. „Das sind handfeste Ergebnisse, die für uns als Optionskommune sprechen“, betont Müller. „Wobei man immer in Betracht ziehen muss, mit welch schwieriger Klientel wir arbeiten.“

Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei den langzeitarbeitslosen Jugendlichen. Müller: „Hier verzeichnet der Kreis seit Juni 2006 einen Rückgang von rund 50 Prozent.“ Waren im Juni 2006 noch 1.366 Jugendliche unter 25 Jahren lang-zeitarbeitslos gemeldet, waren es Ende des vierten Quartals 2007 nur noch 682. Müller: „Das sind Zahlen, die für sich sprechen. Die individuell zugeschnittenen Projekte, die wir für Jugendliche anbieten, zeigen hier Wirkung.“ Das Ergebnis sei ein Beleg der hervorragenden Vermittlungsarbeit und beweise Stärke des Optionsmodells. „Solche Zahlen waren vor Hartz IV und der Option bei Langzeit-arbeitslosen und Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern undenkbar“, zieht der Sozialdezernent Bilanz.

Insgesamt konnte der Kreis als Optionskommune einschließlich Dezember 2007 exakt 4.122 Menschen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren. Auch dies ein Plus von rund 24 Prozent im Vergleich zu 2006. „Die positiven Vermittlungszahlen strafen diejenigen Kritiker - auch aus dem Kreis - Lügen, die die Hartz IV Reformen aus durchsichtigen politischen Überlegungen heraus pauschal als Teufelswerk brandmarken“, erklärte der Kreisbeigeordnete und plädierte vor dem Hintergrund des jüngsten Urteils des Bundesverfassungsgerichts, das die Arbeitsgemeinschaften aus BA und Kommunen für verfassungswidrig erklärt hat, dafür, „das Optionsmodell bundesweit zum Standard zu machen“.

Auch sonst zeigt sich Müller mit dem Erreichten mehr als zufrieden. So fiel in seine Amtszeit auch eine Neuordnung der psychosozialen Beratungsdienste im Kreis Offenbach. Dabei wurden Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche in kommunaler Trägerschaft in integrierte Beratungszentren in unter-schiedlicher Trägerschaft umgewandelt. Die integrierten Beratungszentren bieten jetzt neben der Erziehungsberatung auch Schuldner- und Suchtberatung an. Müller: „Ziel ist es, durch unterschiedliche Beratungsleistungen unter einem Dach kurze Wege für die Bürgerinnen und Bürger und fachliche Synergien zu schaffen.“

Seit Oktober 2007 ist der Kreis Offenbach zudem Modellstandort für ein Frühpräventionsprojekt aus dem Bereich Kinderschutz. „Keiner fällt durchs Netz“. Speziell ausgebildete Familienhebammen kümmern sich bei der Geburt eines Kindes um so genannte Multiproblemfamilien. „Dadurch wollen wir die Entwicklung des Kindes auch unter Kindeswohlgesichtspunkten beobachten und die Familie insgesamt bis maximal ein Jahr unterstützen. Hierzu wurde im Herbst 2007 ein Netzwerk für Eltern ins Leben gerufen, das aus Ärzten, Psychologen und Sozialpädagogen besteht.“ 

Stolz ist Müller auch auf den „Runden Tisch zur Bekämpfung Häuslicher Gewalt“, der noch im Jahr 2005 gegründet wurde. Hier arbeiten Vertreterinnen und Vertreter aus Justiz, Polizei, Kommunalen Frauenbeauftragten, Frauenberatungsstelle und Frauenhaus, Psychologischen Beratungsstellen, Integrationsbüro und ASD zusammen. Ziel ist es den Schutz der Opfer zu verbessern. „Wir setzen uns hier intensiv mit einem lange tabuisierten Thema auseinander, suchen gemeinsam mit den Betroffenen Lösungswege aus der Gewaltspirale und bauen Netzwerke für Opfer auf, die ihnen zur Seite stehen.“

Neu ist auch die Steuerungsstelle Integration. Die im Mai 2007 eröffnete Stelle ist der Migrationserstberatung vorgeschaltet. Für die Neuzuwandererinnen und Neuzuwanderer erfolgt hier eine Aufklärung und Beratung mit dem Ziel, die Personen von der Wichtigkeit des Besuchs der Integrationskurse und der Inanspruchnahme der Migrationserstberatung zu überzeugen. „Aufgaben sind die Koordinierung der vorhandenen Integrationsangebote, Erstorientierungsgespräche, Sensibilisierung und Motivationssteigerung für den Besuch von Integrationskursen“, betont der Sozialdezernent.

Auch für 2008 hat sich der Sozialdezernent viel vorgenommen und will weitere Projekte vorantreiben. Nach dem Vorbild der holländischen Jobakademie wird im Kreis Offenbach ab Frühsommer der Work-first-Ansatz für langzeitarbeitslose Jugendliche gelten. „Durch Sofortcoaching, konsequentes Bewerbungstraining und intensive Betreuung soll vermieden werden, dass Jugendliche überhaupt erst in die Langzeitarbeitslosigkeit abgleiten“, so Müller. Das Projekt mit dem Namen „Entdecke deine Möglichkeiten“ soll später auf alle Altersgruppen ausgedehnt werden.

Vertiefen will Müller auch die Täterberatung bei häuslicher Gewalt. Dieses sensible Projekt soll zusammen mit der Diakonie umgesetzt werden. Bei dem Thema Jugendkriminalität setzt Müller auf die Gewaltprävention an Schulen. Der Kreisbeigeordnete kündigte dazu an, die Förderung der Schulsozialarbeit weiter konsequent auszubauen.