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12.08.2021

Erstmals Funde des Fränkischen Gräberfeldes im RegioMuseum

An einer Kiesgrube am damals südlichen Ortsrand von Klein-Welzheim wurden 1925 erstmals fränkische Reihengräber gefunden. Weitere acht Gräber tauchten 1971 bei Baggerarbeiten für einen Kanalisationsgraben auf, darunter auch ein Reitergrab mit Pferdeskelett. Sechs Jahre später wurde bei der Erschließung des Neubaugebietes mit Grabungen begonnen. Ein ganzer Friedhof kam ans Licht. Die umfangreiche Sammlung der Funde aus dem Fränkischen Gräberfeld werden erstmals im „RegioMuseum“ des Kreises Offenbach gezeigt. Landrat Oliver Quilling hat am Donnerstagvormittag die Ausstellung der Funde des Fränkischen Gräberfeldes eröffnet.

Zu sehen sind viele Grabbeigaben sowie Keramik, Eimerbeschläge, Schmuck, Waffen und Münzen, die von Fachleuten des Landesamtes für Denkmalpflege in Wiesbaden aufbereitet und restauriert wurden. „Die Funde waren bisher im Depot des „RegioMuseum“ gelagert. Es ist erstaunlich, welche Schmuckstücke, wie bei Frauen etwa Perlenketten und Ohrringe oder bei Männern Schwerte, Pfeile und Lanzen, den Verstorbenen damals ins Grab mitgegeben wurden“, sagt Landrat Oliver Quilling. Hinter den Glasscheiben der neu bestückten Vitrinen des „RegioMuseum“ liegen auch die eisernen Buckel von hölzernen Schilden und deren Griffe sowie Geldstücke, Metallbeschläge und Keramiken.

Das Team des „RegioMuseum“ hat die pandemiebedingten Einschränkungen bei den Öffnungszeiten genutzt, um die Funde für die Ausstellung zu sichten und vorzubereiten. Mit viel Engagement haben Kreisarchäologin Gesine Weber und Museumsleiterin Dr. Angela Beike die Stücke zusammengestellt und begleitende Texte dazu verfasst. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Junger Kultursommer“ sollen die neuen Exponate auch Kindern und Jugendlichen präsentiert werden.

Viele der Stücke kamen 1985 bei einer halbjährigen Grabungskampagne ans Tageslicht, als bei Klein-Welzheim ein Neubaugebiet erschlossen wurde. Seinerzeit wurde unter der Regie von Kreisarchäologin Gesine Weber ein ganzes Feld mit rund 120 Gräbern freigelegt. Außerdem fanden die Fachleute zwei Pferdebestattungen. Mit Blick auf die Beigaben werden die Gräber in das fünfte und sechste Jahrhundert eingeordnet. Die Namensendung -heim für Klein-Welzheim weist auf eine fränkische Gründung des Ortes hin. 772 wird der Ort im Lorscher Codex als Walinesheim erstmals erwähnt. Walines wird als Eigenname gedeutet.

„All die wertvollen Gegenstände der Zeitgeschichte müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, denn sie werfen ein Schlaglicht in die Zeit vor rund 1.500 Jahren und sind Zeugen von frühen Ansiedlungen im Osten des heutigen Kreises Offenbach. Das fränkische Gräberfeld gehörte damals wahrscheinlich zu einem Gehöft“, sagt Landrat Oliver Quilling.