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Ansprache des Vorsitzenden des Kreisausländerbeirates Offenbach Corrado Di Benedetto zum Empfang »Miteinander im Gespräch" am 19.05.2001

Meine sehr verehrte Damen und Herren,

dass wir uns in einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruchsituation befinden, ist heute mehr als evident. Allein die Auflösung nationalstaatlicher Grenzen, deuten deutlich darauf hin, welch enorme Tragweite diese Umbruchssituation hat. Ich möchte mich heute - wenn auch nur an der Oberfläche - auf einige wenige Aspekte dieses Phänomens einlassen, um Ihnen, meine Damen und Herren, ein paar Anhaltspunkte für unser Gespräch miteinander zu geben. Natürlich betreffen sie die Diskussion um Einwanderung und Integrationspolitik, die, wie ich meine, endlich in Bewegung gekommen ist. Denn viel zu lange hat die fortwährende Leugnung der Einwanderungsrealität die notwendigen Reformschritte blockiert. Dies betrifft zum Beispiel ein moderneres Staatsangehörigkeitsrecht, die rechtliche Gleichstellung von Zugewanderten, ihre politische Partizipationsmöglichkeiten, ein abgestimmtes Konzept der Zuwanderungsregelungen, wie auch eine ganzheitliche und koordinierte Integrationspolitik.

Es hat im Herzen Europas eben ein unumkehrbarer Zuwanderungsprozess stattgefunden, der selbst die größten Kritiker erblassen lässt. Und die, die zu spät kommen, bestraft bekanntlich das Leben. Gott sei Dank, dass die alten Glaubensgrundsätze der Ausländerpolitik langsam ihre Gültigkeit verlieren. Dazu hat die Bundesregierung mit der Anerkennung der Zuwanderung im Koalitionsvertrag erste zaghafte Impulse gegeben. Sie hat sozusagen die Wende eingeleitet.

Auch die teils existentielle Sorge um die zukünftige demographische Entwicklung in Deutschland hat dazu beigetragen, dass von der Bundesregierung und von der CDU/CSU, Zuwanderungskommissionen eingerichtet wurden, die für dieses Politikfeld neue - über den Tag hinaus reichende - Vorschläge entwickeln sollen. Doch noch immer tun sich zu viele politisch Verantwortliche mit den Wahrheiten schwer, dass ohne eine offensive, an der Familie orientierten Familienpolitik, und ohne Einwanderung, unsere Republik vergreisen wird. Und, lassen Sie uns, meine Damen und Herren, gemeinsam darauf achten, dass nicht wieder die gleichen Fehler passieren, wie damals. Die politische Debatte um Zuwanderung sollte nicht allein auf Begriffe wie zum Beispiel Quoten, Punkten oder arbeitsmarktpolitische Erfordernisse reduziert werden. Schon vor Jahrzehnten schrieb Max Frisch in diesem Zusammenhang: "Arbeiter haben wir gerufen, Menschen sind gekommen."

Fingerspitzengefühl ist hier gefragt und auf Reizwörter sollte verzichtet werden. Unabhängig davon, aus welchen politischen Lagern sie auch stammen mögen.

Gleichwohl ist zu begrüßen, dass in der aktuellen Diskussion, Zuwanderung immer weniger als Bedrohung, sondern vielmehr als Bereicherung und Notwendigkeit wahrgenommen wird.

Diese geänderte Grundhaltung, ja diese sich neu anbahnende Kultur der Auseinandersetzung mit diesem Thema, muss sich nun auch in einer grundlegenden Neuausrichtung der Zuwanderungs- und Integrationspolitik niederschlagen. Integration kann nur gelingen, meine Damen und Herren, wenn in der Gesellschaft, insbesondere auch zwischen den Zugewanderten und der einheimischen Bevölkerung, ein Konsens darüber hergestellt wird, was unter Integration zu verstehen ist, und welche berechtigten Erwartungen sich daraus an die Aufnahmegesellschaft wie an die Zugewanderten ableiten. Damit stellt sich, meine ich, die Frage nach dem Selbstverständnis unserer heutigen bundesrepublikanischen Gesellschaft.

Was kennzeichnet diese Gesellschaft?

Was ist ihre gemeinsame Grundlage?

Die Grundlage besteht unstrittig in der Anerkennung der Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung, nämlich Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung. Ich gehe davon aus, dass wir uns hierüber im Saal alle einig sind. Zentrale Aufgabe demokratisch verfasster Gesellschaften ist es also, allen Mitgliedern der Gesellschaft Chancengleichheit und gleichberechtigte Mitgestaltungsmöglichkeiten zu gewährleisten.

Diese müssen die Leit-Begriffe sein, meine Damen und Herren, mit denen für die zukünftige Integrationspolitik geworben werden sollte. Wichtigste Vorraussetzung für die Partizipation ist ein Gesellschaftsverständnis, welches Zugewanderten durch faktische und rechtliche Sicherheit den Einheimischen gleichstellt und ihnen damit die Identifikation mit und die Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft ermöglicht. Integration wird hier also nicht verstanden als einseitige Übernahme einer vorgefundenen Ordnung, sondern vielmehr als ein ständiger "Prozess der gegenseitigen Verständigung über die gemeinsamen Grundlagen und Regeln des Zusammenlebens", in dem Zugewanderte wie Einheimische, gleichermaßen eingebunden sein sollten. Dieser Aushandlungsprozess setzt von allen Beteiligten Dialogbereitschaft, Kritik- und Konfliktfähigkeit voraus. Wir alle wissen, dass dies nicht einfach ist.

Ja, meine Damen und Herren, es geht im Grunde um nichts geringeres, als sich vom Bild einer vermeintlich homogenen Gesellschaft zu verabschieden und aus der tatsächlich gegebenen Vielfalt, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Für Politik und Gesellschaft bedeutet dies, Unklarheiten, Widersprüchlichkeiten, Probleme und Chancen zu benennen und die Fähigkeit zum Aushandeln von Konflikten zu stärken. Hierzu gehört auch, zukünftig weniger die "Defizite", als vielmehr die Kompetenzen und Leistungen der Menschen mit Zuwanderungshintergrund im Blickfeld zu nehmen und ihren vielfältigen Ressourcen einen höheren Stellenwert einzuräumen, als es bisher der Fall war. Also mit ihnen gemeinsam überlegen und nicht nur über sie entscheiden. Und gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang auch mal folgende durchaus kritische Anmerkung: interkulturelle Kompetenz erwerben, heißt nicht "Telephonbücher auswendig lernen", wie es allzu oft, insbesondere in und über der professionellen Arbeit mit Zugewanderten, leider der Fall ist.

Und an die Adresse politisch Verantwortlicher möchte ich hinzufügen, dass die Angst vieler vor möglichen Stimmenverlusten, nicht den Mut zu visionären Konzepten verdrängen dürfte; denn Alltagsfliegen gibt es schon im Überfluss in unserer Konsumgesellschaft. Von immenser Bedeutung für die zukünftige Integrationspolitik ist eine von den politischen Meinungsführern und Meinungsträgern vermittelte positive Einstellung zur Zuwanderung und Integration. Und ich darf Sie weiterhin auffordern, meine sehr verehrte Damen und Herren, mit uns gemeinsam dies weiter zu tun. Angesichts des europaweit wiederaufkeimenden Rassismus, ist dies in der Tat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.Und wenn Sie so wollen, ist es auch eine sehr einfache.

Zeigen Sie offen, wo Sie stehen, denn Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in der Form physicher und psychischer Gewalt sind nicht nur nicht duldbare Angriffe gegen Einzelne, sondern stellen den gesellschaftlichen Grundkonsens der Gleichwertigkeit von Menschen in Frage.

Erst vor einigen Wochen hat eine EU-Umfrage ergeben, dass die Akzeptanz von Zugewanderten in Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt liegt.

Sie, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, und hier ist auch die alltägliche Xenophobie gemeint, schaffen ein Klima anhaltender Bedrohung und befördern so den Rückzug in als sicher erfahrene Subkulturen. Ausgrenzung und Selbstabgrenzung bedingen einander. Es ist deshalb zentrale Aufgabe von Politik, wie auch der Institutionen gesellschaftlicher Meinungsbildung, von Medien und Bildungseinrichtungen, fremdenfeindlicher und rassistischer Gewalt konsequent entgegenzutreten und deutlich zu machen, dass sie nicht zum Spektrum gesellschaftlich akzeptierten Handelns im Herzen Europas gehören dürfen. Meine Damen und Herren, nach dem Motto "globale Sichtweise, lokales Handeln" komme ich nun zu unserem gemeinsamen Lebensraum Kreis Offenbach.

Es ist wieder sehr intensiv daran gearbeitet worden, um unseren Ausländerbeirat als festen Bestandteil der Kreispolitik weiter zu etablieren.

Das anvisierte Ziel, die Vertretung der nichtdeutschen Einwohner in unserem Kreis Offenbach in einem Netzwerk einzubinden, schreitet kontinuierlich voran. Es erwachsen in unserem Kreis zahlreiche Kooperationen und Partnerschaften, die die Arbeit überregional aber auch auf das Stadtgebiet Offenbach ausweiten. Wir haben uns in letzter Zeit nicht von den überflüssigen Debatten a lá "Leitkultur" beirren lassen. Statt dessen haben wir es vorgezogen, den konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen der Politik und Verwaltung voranzubringen, und ich meine, dass wir gut damit gefahren sind. Einfach war das allerdings nicht! Der Ausländerbeirat hat versucht, den unsäglichen Debatten ein partnerschaftliches Miteinander entgegenzustellen, und selbst die Hessische Landesregierung gibt uns Recht, wenn sie propagiert, dass Integration "keine Einbahnstrasse" ist, sondern ein "Aufeinanderzugehen".

In unserem multinationalen Lebensraum Rhein-Main, zu dem natürlich auch unser Kreis Offenbach gehört, haben wir ja eh keine andere Wahl. Denn wir leben bereits seit geraumer Zeit in Internationalität, mit Internationalität und von der Internationalität. Die Hessische Landeregierung hat die Bedeutung von Zuwanderung und Integration offenbar erkannt, und sie als zentrale Politikfelder der Regierungsarbeit erklärt. Hier sollten sich die hessischen Kommunen wirklich ein Beispiel nehmen, meine Damen und Herren. Denn dies ist bundesweit wahrlich ein herausragender Integrationsansatz, der Unterstützung und selbstverständlich auch Nachahmung verdient. Die Landesregierung wird sich hier allerdings an den Taten messen lassen müssen. Denn die Messlatte ist von ihr hoch angelegt! In unserem Kreis Offenbach sind wir inzwischen in Sachen Integration, zweifelsohne auf einem vielversprechenden Weg. Allein die kürzlich erfolgte, sofortige Wiederbesetzung der Geschäftsstelle des Kreisausländerbeirates, in Zeiten von ernstzunehmenden Wiederbesetzungssperren, macht deutlich, welchen Stellenwert für unsere Kreisverwaltung die Integrationsarbeit inzwischen hat.

Hier möchte ich Landrat Peter Walter und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich danken. Völlig komplikationslos und sehr vertrauensvoll ist dem Vorschlag des Ausländerbeirates gefolgt worden. Dass die sofortige Widerbesetzung möglich war, hat sicherlich auch damit zu tun, dass die ehemalige Stelleninhaberin Frau Pompizzi, in den letzten Jahren wirklich eine hervorragende Arbeit für den Kreis Offenbach geleistet hat. Dies wird mir immer wieder von den verschiedensten Seiten zugetragen, selbst aus "Wiesbadener Kreisen". Frau Pompizzi die zum 1. Februar dieses Jahres die Stelle gewechselt hat, hat die Geschäftsstelle unseres Kreisausländerbeirates zu dem gemacht, was sie heute ist. Frau Pompizzi hat in ihrem 3-jährigen Wirken das Fundament erst geschaffen, auf dem langfristig diese Stelle weiter aufbauen kann und zwar aus verwaltungs- und auch aus inhaltlicher Sicht. Immer wieder höre ich auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, und zwar von allen Ebenen der Verantwortung, dass Sie, Frau Pompizzi, auch für die Kreisverwaltung eine große Hilfe in Sachen Integration waren. Von hier aus und vor diesem Publikum, Frau Pompizzi, besser liebe Vicky, herzlichen Dank. Und wir freuen uns natürlich auch, dass Du unsere heutige Veranstaltung moderierst. Wir befinden uns in Sachen Integration im Kreis Offenbach auf einem vielversprechenden Weg, stehen jedoch am Anfang eines Prozesses, der sich meines Erachtens nur dann positiv weiterentwickeln kann, wenn er professionell weitergestaltet und selbstverständlich vom Herzen und von Leidenschaft getragen wird.

Ein zentrales Anliegen des Kreisausländerbeirates der letzten beiden Jahre war es, die politische Erörterung und Debatte bezüglich der Errichtung eines sogenannten Interkulturellen Büros als Bestandteil der Kreisverwaltung zu initiieren - und diese am Leben zu halten. Dies und mehr ist uns, dank allen, die an diesem Vorhaben mitgestaltet haben, gelungen. Die von dem Kreisausländerbeirat diesbezüglich zahlreich geführten Gespräche mit dem Kreisausschuss, den demokratischen Fraktionen des Kreistages und den parlamentarischen Gremien sind sehr gut gelaufen. Allen ist dadurch klarer geworden, dass Integration nicht weiter dem Zufall überlassen werden kann, und dass auch in unserem Kreis Offenbach, es eines institutionalisierten Ansatzes bedarf, um langfristig ein gutes Gelingen des Zusammenlebens verschiedener Kulturen zu garantieren.

Die Hessische Landesregierung sagt in ihrem Konzept deutlich aus, dass die Integration eine Querschnittsaufgabe ist. Das bedeutet unter anderem aber auch, dass es in den Öffentlichen Verwaltungen, Stellen einzurichten gilt, die sich dieser enormen Aufgabe systematisch annehmen und im wahrsten Sinne des Wortes Integration organisieren. Es ist keine Sache von Ehrenamt, bei allem Respekt, und es ist natürlich auch nicht aus der Portokasse zu finanzieren. Und da anscheinend die meisten Verantwortlichen des Kreises Offenbach der Meinung sind, dass ein solches Büro im Grunde vonnöten ist, hat sich der Kreisausländerbeirat auf die Suche nach der Finanzierung gemacht, denn von all unseren Gesprächspartnern ist übereinstimmend und deutlich gesagt worden, dass die Haushaltslage des Kreises Offenbach keine Spielräume für die Errichtung einer solchen Stelle hat, wie sie der Kreisausländerbeirat für nötig hält. Da der Slogan "Integration ja, Doppelpass nein" noch in den Ohren vieler rumort, ist der Kreisausländerbeirat diesbezüglich an das Land Hessen herangetreten. In Gesprächen mit der Abteilung "Integration" des Hessischen Sozialministeriums haben wir den Integrationsansatz des Kreisausländerbeirates Offenbach dargelegt. Wir sind mit Interesse angehört worden und unsere Standpunkte zur Integration haben offensichtlich Gefallen gefunden. Es könnte sich sogar daraus ein landesweites Modellprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung ergeben.

Es ist daran zu denken, dass der Landkreis Offenbach das bestehende Integrationskonzept unter Einbindung aller kreisangehörigen Städte und Gemeinden weiterentwickelt. Denn Integration kann in erster Linie nur vor Ort realisiert werden; so sieht es auch das Integrationskonzept der Hessischen Landesregierung vor. Natürlich müssen der Kreisausländerbeirat und die kommunalen Beiräte, als wichtige Instrumentarien für die Interessenvertretung der zugewanderten Bevölkerung gestärkt und in die Konzeptweiterentwicklung miteingebunden werden. Es ist auch daran zu denken, dass der Kreis Offenbach, das Land Hessen in einer Steuer- oder Lenkungsgruppe beteiligt und einen Arbeits- und Amtsbereich übergreifenden Maßnahmenkatalog erstellt. Wenn diese Eckpunkte im Rahmen eines ganzheitlichen Integrationsansatzes im Kreis Offenbach genügend Berücksichtigung erfahren, meine Damen und Herren, so meine ich, dass gute Chancen der Finanzierung dieses Modellprojektes durch das Land Hessen in Zukunft bestehen.

Der Kreisausländerbeirat wird nun aufgrund dieser neuen Ausgangslage die Gespräche mit dem Kreisausschuss, den demokratischen Fraktionen und den parlamentarischen Gremien des Kreistages wieder aufnehmen, um gemeinsam zu beraten, wie weiter verfahren werden sollte.

Alle erwähnten Gesprächspartner sind von uns kürzlich und zeitgleich von dieser neuen Möglichkeit schriftlich unterrichtet worden, und ich möchte daran erinnern, dass in der letzten Legislaturperiode, fraktionsübergreifend der Grundsatz vorherrschte, die Integrationsfrage gemeinsam zu erörtern und entsprechend auch zu Entscheidungen zu kommen. So wie zu wichtigen Anlässen es unser Kreistagspräsident, Walter Faust, gerne und zu Recht zu verkündigen pflegt. Ich zitiere ihn: "Das Haus hat einstimmig beschlossen". Gemeint ist der Kreistag des Landkreises Offenbach. Dies ist, meine Damen und Herren, in der Tat ein ehrenwerter Grundsatz, der auch bezüglich der Integrationsfrage sicherlich nicht minder angebracht wäre. Der Kreisausländerbeirat ist jedenfalls weiterhin sehr an einer kooperativen Vorgehensweise und Beschlussfassung mit allen daran beteiligten interessiert. Wir werden deshalb recht bald mit Ihnen allen wieder zusammenkommen. Landrat Walter hat in dem Vorwort unseres heute veröffentlichten Jahresberichtes 2000 unter anderem folgendes geschrieben, ich zitiere: "Ein wichtiger Aspekt für das Miteinander von deutschen und ausländischen Menschen ist die Integration, die im Kreis Offenbach in den kommenden Monaten besondere Priorität haben wird. Zahlreiche Integrationsprojekte sollen durch ein eigens dafür geschaffenes Büro initiiert und fachlich begleitet werden, denn die Nachbarschaft unterschiedlicher Nationen wird ein Stück Zukunft in der Region Rhein-Main sein."

Der Kreisausländerbeirat freut sich natürlich sehr über diesen integrationspolitischen Meilenstein in unserem Kreis Offenbach und ich darf Ihnen, Herr Landrat, und allen anderen, die ernsthaft daran mitgearbeitet haben, von Herzen danken! Gleichwohl ist aufgrund der kürzlich abgeschlossenen Koalitionsvereinbarungen im Kreis Offenbach Skepsis angebracht! Wenn es stimmt, dass darin die "Ausweitung der Geschäftsstelle des Kreisausländerbeirates Offenbach" mit einem "interkulturellen Büro" verwechselt wird, dann ist dies gewiss nicht das, was der Kreisausländerbeirat meint. Und da wir gerade die Koalitionsvereinbarungen angesprochen haben, gestatten Sie mir auf ein Thema überzuleiten, das den Kreisausländerbeirat von seiner Gründung an - mehr oder weniger lautlos - beschäftigt: die Anwendung des Ausländergesetzes. Wenn es stimmt, dass in der besagten Koalitionsvereinbarung niedergeschrieben ist, der Kreis Offenbach solle verstärkt die Ausweisung von kriminellen Ausländern betreiben, dann kann ich nur sagen, dass dadurch fatale Signale nach Außen gegeben werden, die darüber hinaus nicht die Realität wiederspiegeln und im Grunde allen Schaden zufügt, die in unserem Lebensraum seit Jahrzehnten friedlich zusammenleben. Es sind nicht wenige, meine Damen und Herren. Dies ist unverantwortlich.

Die Autoren dieser diskriminierenden Passage täten gut daran, sich zu informieren, und sich darüber zu vergewissern, dass wir in unserem Kreis Offenbach wirklich nicht von so vielen kriminellen Ausländern bedroht sind, deren Zahl es rechtfertigen würde, dies zum Gegenstand einer kommunalen Koalitionsvereinbarung zu machen. Es ist geradezu lächerlich.

Die geltenden Gesetzte bieten weiß Gott schon genug Spielraum, um Ausweisungen problemlos durchführen zu können, und es ist weit über die Grenzen unseres Landkreises bekannt, dass gerade unsere Ausländerbehörde rigoros und konsequent die bestehenden Gesetze anwendet, und zwar unabhängig davon, wer gerade die regierende Mehrheit stellt. Was um Himmels Willen hat also diese Passage in der Koalitionsvereinbarung zu suchen? Zum Schluss möchte ich im Namen des Kreisausländerbeirates die Gelegenheit nutzen, allen Dank zu sagen, die mit uns gemeinsam sich für das friedliche Zusammenleben einsetzen.

Ein besonderer Dank gilt natürlich dem Kreisausschuss mit an der Spitze Landrat Peter Walter, den demokratischen Fraktionen des Kreistages und natürlich der Kreisverwaltung, die sehr kooperativ und vertrauensvoll mit uns und unserer Geschäftsstelle zusammengearbeitet hat. Ein Dank gilt auch den folgenden Organisationen, deren Unterstützung wir nicht mehr missen wollen. Hierzu gehören insbesondere der Hessische Städte und Gemeindebund, die Leitstelle Zusammenleben der Stadt Offenbach ZiO, die Städte und Gemeinden unseres Kreises samt ihren Ausländerbeiräten, ebenso die Stadt Offenbach, den Ausländerbeirat der Stadt Offenbach, die Migrationsdienste der Caritas und Arbeiterwohlfahrt und die Ausländerbeauftragten des Polizeipräsidiums Offenbach. Ausgesprochen gut gelaufen, ist auch die Zusammenarbeit der dem Kreistag angehörenden Mandatsträger ausländischer Herkunft. Parteiübergreifend ist auch hier beispielhaft kooperiert worden. Vielen Dank. Auch die Presse möchte ich lobend erwähnen, deren gute und kontinuierliche Berichterstattung über den Kreisausländerbeirat wahrhaftig von unschätzbarem Wert ist. Ein herzliches Dankeschön an die Damen und Herren der Medien. Für die Vorbereitung und Mitgestaltung dieses Empfanges danke ich der Stadt Dietzenbach, Ihnen Herr Bürgermeister Heyer, auch dass Sie die heutigen Ehrungen vornehmen, dem Ausländerbeirat dieser multikulturellen Stadt und deren Geschäftsführerin, Frau Gisela Maurer, die seit Jahren auch dem Kreisausländerbeirat mehr als gute Dienste erweist. Dies hat sich in der Vorbereitung unseres heutigen Empfanges wieder gezeigt.

In der Danksagungsliste darf die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens und deren Geschäftsstelle natürlich nicht fehlen. Stellvertretend, herzlichen Dank an Ihnen lieber Herr Parrondo und Frau Okenwa für Ihren substantiellen und unermüdlichen Einsatz auf Landesebene. Die Duftmarken, die Sie aussetzen, reichen bis in die hessischen Kommunen hinein. Und ohne Euch, wären die Integrationsbemühungen der Hessischen Landesregierung gewiss ein ganzes Stück ärmer.

Ja, und "last but not least" darf ich unserer neuen Geschäftsführerin, Frau Semra Kanisicak auch von Herzen danken, die nicht nur die Hauptlast der Vorbereitung dieses Empfanges zu tragen hatte. Frau Kanisicak arbeitet seit dem 1. Februar dieses Jahres in der Geschäftsstelle des Kreisausländerbeirates, und als Vorsitzender dieses Gremiums kann ich Ihnen versichern, meine Damen und Herren, dass sie ein weiterer Glücksfall für die Kreisverwaltung ist. Vielen Dank , Semra, für die sehr gute Arbeit die Du machst und Vielen Dank für das Vertrauen, das Du allen entgegenbringst, die mit Dir zusammenarbeiten dürfen.

Auch im Namen meiner beiden Stellvertreter, Herr Djuro Midjic und Herr Sarantis Biscas, der seit März dieses Jahres dem Vorstand angehört, darf ich den Delegierten unseres Kreisausländerbeirates danken, die ausnahmslos an unsere gemeinsame Arbeit glauben und meinen Stellvertretern und mir, ja fast blind vertrauen. Vielen Dank an Euch alle!

Gestatten Sie mir abschließend unseren Ministerpräsidenten, Herrn Roland Koch zu zitieren, der in einer Ausgabe der Offenbach-Post vergangener Woche gemeinsam mit unserem Landrat Walter und Bürgermeister Heyer zur Teilnahme am Hessentag einlädt: "Menschen, unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Nationalitäten und Kulturen, die sich aber alle mit unserem Land identifizieren. Dies zu erreichen, die Menschen zusammenzubringen und die Gemeinschaft zu fördern, genau das war Absicht des ehemaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn, als er den Hessentag ins Leben rief." Betitelt ist diese Einladung mit: "Vielfalt geht in der Gemeinschaft auf." Einen besseren Titel kann es in der Tat nicht geben, Herr Ministerpräsident!

Und in diesem Sinne, bedanke ich mich, meine Damen und Herren, für Ihre Aufmerksamkeit und lassen Sie uns alle weiterbauen an unserem gemeinsamen Haus.

Corrado Di Benedetto
Vorsitzender Ausländerbeirat des Landkreises Offenbach