Ansprache des Vorsitzenden des Kreisausländerbeirates Offenbach Corrado Di Benedetto zum Empfang »Miteinander im Gespräch" am 10.10.2004
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Ein afrikanischer Koraspieler trifft auf einen deutschen Gitarrenspieler. Vielen Dank an Mbenta Kanna für die wunderbare musikalische Eröffnung. Mbenta Kanna heißt: wir sind zusammen.
10 Jahre „Miteinander im Gespräch", welch ein Zufall, heute ist der 10.10.10 Jahre „Miteinander im Gespräch", heißt auch 10 Jahre Kreisausländerbeirat Offenbach.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist mir eine Freude, Sie heute – wieder so zahlreich – zu unserem Empfang begrüßen zu dürfen. Seien Sie alle herzlich willkommen.
Wir wollen mit Ihnen heute das 10-jährige Bestehen des Kreisausländerbeirates Offenbach feiern.
Am 12.10.1994 hat der Kreistag Offenbach durch Beschluss, unser politisches Gremium per Satzung institutionalisiert. Das Besondere daran war nicht nur, dass die große Mehrheit der Abgeordneten dafür votiert hat, sondern auch, dass es ein Beschluss war, der vom Gesetzgeber so gar nicht vorgesehen ist.
Unser Landkreis Offenbach hat diesbezüglich Neuland betreten, und: es hat beispielhaft funktioniert, wie wir heute – 10 Jahre später – sehen können.
Gestatten Sie mir nun, meine Damen und Herren, einige Gäste unter uns besonders begrüßen zu dürfen und ich will Ihnen versprechen, den Fehler des letzten Jahres nicht zu wiederholen, nämlich fast eine halbe Stunde lang zu begrüßen. Andererseits versprechen Sie mir, nicht gekränkt zu sein, sollten Sie nicht erwähnt worden sein. Und natürlich sind wir über jeden Einzelnen, der uns heute hier seine Ehre erweist, sehr erfreut.
Ich begrüße den Hausherrn, Landrat Peter Walter und Gattin Barbara………………………..………………………..Gastredner Prof. Alfred Jakoby
Abschließend freue ich mich ganz besonders, die letzten beiden Herren, sozusagen im Doppelpack, besonders willkommen zu heißen:
Es sind, Herr Josef Lach, Landrat des Kreises Offenbach a.D. und der erste Vorsitzende des Kreisausländerbeirates, Dr. Rufus Ositelu, die beide maßgeblich an der Institutionalisierung des Gremiums beteiligt waren. Wir freuen uns sehr, dass Sie beide heute wieder unter uns sind. Dr. Ositelu hat gar die Mühe nicht gescheut, wegen des heutigen Jubiläums aus Amerika einzufliegen.
Meine Damen und Herren,
ich will uns heute einen detaillierten Rückblick über die Entwicklung und Tätigkeitsfelder des Kreisausländerbeirats ersparen, dennoch bitte ich um Verständnis, dass ich in wenigen Sätzen über die Quintessenz seines Wirkens berichten möchte.
Schon 1991 haben sich die Gründungsmitglieder, auf Initiative der kommunalen Ausländerbeiräte der Städte Dietzenbach, Rodgau und Mühlheim zum Ziel gesetzt, auch auf Landkreisebene einen Beirat zu gründen. Bereits 1992 haben sich darauf Vertreter aller kommunalen Ausländerbeiräte unseres Landkreises, bis auf Mainhausen, sozusagen „illegal konstituiert" und haben recht offensiv, insbesondere über die Presse, die Legitimierung eines Kreisausländerbeirates angestrebt. Damals ging es in den lokalen Medien zwischen Landrat Josef Lach a.D. und dem sich, wie gesagt „illegal konstituierten" Kreisausländerbeirat heiß her.
Herr Lach blieb schließlich nichts anderes übrig, als die Vertreter des bereits gegründeten Kreisausländerbeirats zum Gespräch ins damalige Landratsamt nach Offenbach zu bitten. Schon im ersten Gespräch wurden die Zweifel weitestgehend beseitigt, doch mussten die Fraktionen weich geklopft werden.
Das war wahrlich nicht einfach! Doch nach zweijähriger intensiver Überzeugungsarbeit des damaligen Vorstandes des Kreisausländerbeirats, der aus Herrn Dr. Rufus Ositelu, Herrn Ismet Küpelikilinc und meiner Person bestand, hat der Kreistag Offenbach am 12.10.1994 den Kreisausländerbeirat Kraft Satzung legitimiert.
Meine Damen und Herren, es klingt für mich im Nachhinein fast wie ein Märchen.
Fußballerisch gesprochen hat Herr Lach damals den Ball ins Spiel gebracht und es hat nicht lange gedauert, bis nach einer Steilvorlage von ihm, Herr Peter Walter den Ball in ein Tor verwandelt hat. Und lassen Sie mich hinzufügen, meine Damen und Herren, dass es ein Kopftor von Kapitän Walter gewesen ist.
Die vorbildliche und von gegenseitiger Achtung geprägte Zusammenarbeit hat sich – wie Sie heute sehen können – nicht nur fortgesetzt, sondern auch mit Weitsicht weiterentwickelt. Hierfür danken wir allen Beteiligten und Verantwortlichen sehr. Insbesondere Herr Landrat Walter, der sich mit Mut und Überzeugungskraft ernsthaft und unmissverständlich für die Inklusion der ausländischen Einwohner in unserem Landkreis einsetzt.
Der Kreisausländerbeirat ist angetreten, um nach dem Leitsatz: „Globale Sichtweise, lokales Handeln", die Aspekte der Zuwanderung und Integration zum Gegenstand parlamentarischer Erörterung in unserem Landkreis zu machen. Dies, meine Damen und Herren, ist Gott sei Dank, in weiten Teilen schon gelungen und es ist dadurch klar geworden, dass ein unumkehrbarer Einwanderungsprozess stattgefunden hat, der nach systematischen und langfristig orientierten Problemlösungsansätzen geradezu schreit – nicht zuletzt – um das hohe Gut des friedlichen Miteinanders in unserem unmittelbaren Lebensraum weiter zu garantieren.
Das anvisierte Ziel, die politische Vertretung der nichtdeutschen Einwohner in unserem Landkreis in ein Netzwerk einzubinden, schreitet kontinuierlich voran. Es erwachsen in unserem Landkreis zahlreiche Kooperationen und Partnerschaften, die landesweit Beachtung erfahren. Dass Sie heute wieder hier so zahlreich erschienen sind, meine Damen und Herren, ist auch ein Beweis dafür.
Wir haben uns in den letzten 10 Jahren nicht von den überflüssigen Debatten à la Leitkultur beirren lassen. Stattdessen haben wir es vorgezogen, den konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen der Politik und Verwaltung voranzubringen, und ich meine, dass wir gut damit gefahren sind. Wir haben den unsäglichen Debatten ein partnerschaftliches Miteinander entgegengestellt und haben zur Erkenntnis beigetragen, dass Integration keine Einbahnstraße ist, sondern ein Aufeinanderzugehen.
Wir sind im Landkreis Offenbach in Sachen Integration zweifelsohne auf einem sehr guten Weg. Die Weichen sind gestellt, was aber nicht heißt, dass schon Lorbeeren verteilt werden können. Im Grunde befinden wir uns noch am Anfang eines Prozesses, der gut ein paar Jahrzehnte früher hätte beginnen müssen. Natürlich nicht nur hier bei uns.
Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir nun einen kurzen Blick in die Zukunft der Arbeit des Gremiums zu werfen:
Er wird sich in nächster Zeit intensiv mit der zum Teil äußerst angespannten Lage der Asylbewerber und Flüchtlinge, die in unserem Landkreis leben, befassen. Es werden dabei nicht nur die aufenthaltsrechtlichen Aspekte in den Blick genommen werden, sondern auch die gesamte Lebenssituation. Gleich zur morgigen Plenarsitzung wird dies das Schwerpunktthema sein. Wir hoffen, politisch unseren Teil dazu beitragen zu können, die Situation zu entschärfen.
Was uns schon seit geraumer Zeit in der Tat durch die „Operation sichere Zukunft" Kopfzerbrechen bereitet, ist die Auflösung der Migrationsdienste in unserer Region. Der Kreisausländerbeirat hofft, dass im Zuge der Errichtung der drei Beratungszentren in unserem Landkreis die Aspekte der Zuwanderung und Integration nicht zu kurz kommen. Hier sind wir in Erwartung, dass dieser prekäre Zustand verbessert wird. Dieses Thema wird uns sicherlich noch länger begleiten müssen.
Ein weiterer und letzter Punkt, der uns unter anderem künftig sehr wichtig erscheint, ist die Vorplanung zu einem so genannten Lenkungsausschuss für den Bereich Integration in unserer Kreisverwaltung. Wie mit Ihnen, Herr Walter, während unseres letzten Gesprächs kurz angesprochen, beabsichtigt der Kreisausländerbeirat einen solchen Ausschuss in enger Zusammenarbeit mit unserem Integrationsbüro zu institutionalisieren. Er soll dann schwerpunktmäßig die Interkulturelle Öffnung der Verwaltung vorantreiben und die Integration als Querschnittsaufgabe entsprechend platzieren. Hauptziel wäre die Erstellung eines so genannten Gesamtintegrationskonzeptes für unseren Landkreis Offenbach, das nach meinen bisherigen Recherchen nicht nur landes- sondern auch bundesweit einmalig wäre.
Herr Walter, sobald die entsprechenden Vorüberlegungen zu diesem Thema genügend ausgereift sind, werden wir gemeinsam mit Frau Erol, der Leiterin unseres Integrationsbüros, auf Sie zukommen.
Meine Damen und Herren, nach einer 10-jährigen fruchtbaren Zusammenarbeit mit einer Fülle von Menschen, Organisationen, Verbänden usw. ist es nun meine Pflicht, der ich gerne nachkomme, allen die zu unserem Erfolg beigetragen haben, meinen Dank auszudrücken.
Ein besonderer Dank gilt natürlich dem Kreisausschuss, an der Spitze Herrn Landrat Walter, den demokratischen Fraktionen des Kreistages und natürlich der Kreisverwaltung, die sehr kooperativ und vertrauensvoll mit uns zusammengearbeitet hat.
Ein Dank gilt auch den folgenden Organisationen, deren Unterstützung wir weiterhin nicht missen wollen:
Hierzu gehören insbesondere unser Integrationsbüro, der Hessische Städte- und Gemeindebund, die Leitstelle Zusammenleben in Offenbach, die Kirchen und Religionsgemeinschaften in unserer Region, die Städte und Gemeinden unseres Landkreises samt ihren Ausländerbeiräten und Geschäftsstellen, die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen, die Stadt Offenbach sowie dessen Ausländerbeirat, die Wohlfahrtsverbände Caritas, Diakonie und AWO sowie die Ausländerbeauftragten des Polizeipräsidiums Südosthessen. Nicht zuletzt danke ich auch dem Hessischen Sozialministerium, insbesondere der Abteilung „Integration" für die beispielhafte Zusammenarbeit und Mitfinanzierung bezüglich unseres Integrationsbüros.
Auch die Presse möchte ich hier lobend erwähnen, deren gute und kontinuierliche Berichterstattung für uns von unschätzbarem Wert ist!
Ein herzliches Dankeschön auch an Frau Vicky Pompizzi, die nicht nur Gründungsmitglied des Kreisausländerbeirats war, sondern über vier Jahre dessen Geschäftsführerin. Während dieser Zeit hat sie eine hervorragende Aufbauarbeit geleistet und auch den Grundstein für das Integrationskonzept unseres Landkreises gelegt.
Es ist mir zu diesem Anlass ein besonderes Anliegen, auch die folgenden Herren lobend zu erwähnen. Seit über zehn Jahren stehen sie, im Rahmen ihres bürgerschaftlichen Engagements, dem Kreisausländerbeirat beratend zur Seite. Ohne deren Rat und Kritik wären wir heute gewiss nicht so weit. Es sind die Herren Bernd Klotz, Luigi Masala und Franco Marincola. Herzlichen Dank liebe Freunde!
Den Delegierten des Kreisausländerbeirats und meinen beiden Vorstandskollegen, Herrn Yilmaz Memisoglu und Hüsamettin Eryilmaz möchte ich auch für die vorbildliche Zusammenarbeit danken. Dem heutigen Hausmeisterteam und den Mitarbeiterinnen des Presseamtes unseres Landkreises danke ich auch herzlich für die sehr gute und professionelle Mitorganisation dieses Empfanges.
Abschließend zum Herzstück unseres Kreisausländerbeirates, der Geschäftsführerin Frau Semra Kanisicak. Mir fehlen immer wieder die Worte, um zu beschreiben, mit welchem unermüdlichen Einsatz sie ihre Arbeit verrichtet und es ist wahrlich nicht gelogen, wenn ich sage, sie ist das Herzstück unseres Wirkens. Vielen herzlichen Dank liebe Semra!
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die letzten zehn Jahre unserer Zusammenarbeit haben sich in der Tat gelohnt, lassen Sie uns weiter an unserem gemeinsamen Haus bauen.
Deshalb haben wir uns gefragt, wer es uns wohl besser zeigen könnte als ein Architekt.
Aus diesem Grund haben wir bei Herrn Prof. Alfred Jakoby angefragt, ob er zum heutigen Thema unseres Empfanges sprechen würde. Er ist u. a. „Direktor des DESSAU INSTITUE OF ARCHITECTURE".
Es ist uns eine große Ehre, dass Prof. Alfred Jakoby zu unserem Jubiläum als Gastredner zugesagt hat.
Herzlichen Dank, dass Sie heute bei uns sind, wir freuen uns sehr auf Ihre Ausführungen, Herr Prof. Jakoby.
Gerne würde ich über Ihre zahlreichen Referenzen, Funktionen und Tätigkeitsbereiche hier berichten, doch glauben Sie mir, meine Damen und Herren, das würde den Rahmen sprengen.
Ich will mich darauf beschränken zu erwähnen, dass Prof. Jakoby Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Offenbach ist, mit der der Kreisausländerbeirat in den letzten Jahren im Rahmen der interreligiösen Initiative „Eine Stunden für den Frieden" sehr eng und beispielhaft zusammenarbeitet.
Prof. Jakoby ist 1950 in Offenbach geboren und hat das Studium der Architektur an der Cambridge University und an der ETH Zürich absolviert. Neben zahlreichen Gastprofessuren und Ausstellungen auf internationalem Parkett, wie zum Beispiel auf der Biennale in Venedig oder einer Ausstellung des Auswärtigen Amtes in 10 Großstädten den USA, betreibt er ein eigenes Architekturbüro in Frankfurt.
Wir sind auf Ihre Ausführungen zum heutigen Thema „Perspektiven des religiösen und kulturellen Zusammenlebens in unserem Land" im Anschluss an die Grußworte des Landrates Walter und Herrn Parrondo von der AGAH, sehr gespannt, Herr Prof. Jakoby.
Ich danke Ihnen für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und wünsche uns einen schönen Nachmittag.
Corrado Di Benedetto
Vorsitzender Kreisausländerbeirat Offenbach