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Forum 4: »Ausbildungsorientierte Elternarbeit für Migrantenfamilien - AOE«

Stefan Weiß und Multiplikatorin Frau Dejak, Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main

„Ein Professor lädt nach einiger Zeit seine ehemaligen Studierenden zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein. Auf einem separaten Tisch hat er die unterschiedlichsten Kaffeetassen vorbereitet. Vom edelsten Porzellan über feinstes Kristall, ebenso aber auch einfachstes Plastikgeschirr bis hin zu Tassen die gezeichnet sind vom Alltag. Als alle Studenten sich bedient haben, bemerkt der Professor, dass die hochwertigen Tassen am meisten gewählt wurden. Wichtig sei aber doch nicht das Äußere, sondern der Inhalt. Jeder von Ihnen wollte guten Kaffee, darauf kommt es an…“

Hier endete an dieser Stelle die Einführungsgeschichte, die Frau Dejak den Forumsteilnehmenden erzählte. Die Multiplikatorin machte deutlich, dass sie anhand der „Tassen“ Parallelen zu den Umständen zieht, in denen sich viele Migrantenfamilien befinden: Der „Kaffee“ ist eine Metapher für die Ziele, die Eltern mit ihren Kindern erreichen möchten. An diesem Ausgangspunkt setzt die Multiplikatorin in Seminaren mit den Eltern an und will ihnen somit aufzeigen, wie sie ihre Kinder in der Zielerreichung unterstützen können.

Deutlich stellte sie in ihrem Vortrag heraus, wie wichtig einerseits Aufklärung und Information über landestypische Strukturen, Systemverläufe und Anforderungen für Familien aus anderen Ländern, Kulturkreisen aber auch Schul- und Ausbildungssystemen sind. Andererseits ist es ebenso Ziel des Frankfurter Projektes Familien für ihre Mitverantwortung zur Verbesserung des (Aus-)Bildungsniveaus zu sensibilisieren. Dabei werden Familien zum einen darin unterstützt sich über die unterschiedlichen Schulabschlüsse mehr Klarheit zu verschaffen, ebenso werden ihnen Möglichkeiten für ihre Kinder aufgezeigt, die ihnen mit den erreichten Abschlüssen offen stehen und zum anderen wird die Thematik erforscht, wie Kinder zu einem höheren Abschluss kommen können.

Herr Weiß, Mitarbeiter des AmKA der Stadt Frankfurt, stellte dem Forum das Programm „Bildungsorientierte Elternarbeit - BE“ vor.

Ausgangspunkte des Projektes sind die bestehenden eklatanten Unterschiede der Bildungsabschlüsse von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. „BE“ möchte einen Veränderungsprozess anregen. Ziel ist es, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu höheren Bildungsabschlüssen zu verhelfen. Dabei steht die Sensibilisierung der Eltern für ihren Erziehungsauftrag, sowie die aktive Beteiligung der Eltern an der Verbesserung des Aus- beziehungsweise des Bildungsniveaus ihrer Kinder im Vordergrund. Das Programm setzt dabei auf Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die Eltern in ihrer Herkunftssprache beraten. Hierfür wurden unter anderem Herkunftssprachenlehrkräfte geschult, die separate Angebote in Absprache mit der Schulleitung an Schulen anbieten. Des Weiteren wurden Netzwerkpartner wie Kultur- und Bildungsvereine, religiöse Gemeinschaften, Kindertagesstätten et cetera gefunden, die sowohl in ihren Räumen als auch mit Moderatoren das Programm „BE“ unterstützen.

Frau Dejak erläuterte im Anschluss anhand eines kurzen Rollenspiels zweier Forumsteilnehmenden und eines praktischen Beispiels, wie sie Eltern ihre Beteiligungsmöglichkeiten bewusst macht. Die Zielerreichung kann nur mit aktiven Bemühungen der gesamten Familie erreicht werden. Kommunikationsanlässe in der Familie, wie bereits im Vortrag von Herrn Prof. Dr. Sacher erwähnt, ist eine Form der Förderung. Deutlich zeigt sie jedoch den Eltern auf, dass sie die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder nicht außer Acht lassen dürfen. Es gilt, gemeinsam zu überlegen was jeder Einzelne bereit ist zu investieren, damit der Berufswunsch oder ein höherer Bildungsabschluss erreicht werden kann.

Zu Fragen und zur Diskussion kam es im Forum unter anderem zu folgenden Thematiken:

    • Die Stellung und Finanzierung Ehrenamtlicher und der im Programm beschriebenen Moderatorinnen und Moderatoren;
    • Des Widerspruches von Ganztagsschule und die Zeit für Familie;
    • Chancengleichheit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder mit Hauptschulabschluss auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.