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08.05.2020

Personalbericht 2019: Mehr Beschäftigte, mehr Chancengleichheit

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Freitag wurde der Personalbericht für das Jahr 2019 vorgelegt. Dabei zeigt sich deutlich: Der demografische Wandel macht auch vor der Kreisverwaltung als Arbeitgeber nicht Halt. Knapp 30 Prozent aller Beschäftigten sind 56 Jahre und älter. „Der anstehende Generationenwechsel ist eine der Herausforderungen der Zukunft“, erläutert Landrat Oliver Quilling. Gleichzeitig wirkt sich auch der Fachkräftemangel in der Metropolregion FrankfurtRheinMain auf die Personalsituation aus. „Wir müssen mittlerweile große Anstrengungen unternehmen, um freie Stellen zu besetzen. Im Juli 2019 wurde deswegen ein Bewerbermanagementsystem eingeführt“, so Quillling weiter. Allein im zweiten Halbjahr 2019 wurden nahezu 2.500 Bewerbungen über das System bearbeitet. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 164 Stellen besetzt worden.

„Wir spüren, dass es inzwischen schwer geworden ist, den Personalbedarf in verschiedenen Bereichen zu decken. Insbesondere Verwaltungsfachkräfte, Ingenieure, IT-Fachkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte sowie Ärztinnen und Ärzte stehen auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zur Verfügung. Oft können freie Stellen erst nach mehreren Ausschreibungsverfahren besetzt werden. Daher nutzen wir bei schwer zu besetzenden Stellen und bei Aufgabenbereichen mit hoher Fluktuation – wie etwa im Allgemeinen Sozialen Dienst – auf Dauerstellenausschreibungen“, macht Oliver Quilling deutlich.

Zum 31. Dezember 2019 waren in der Kreisverwaltung 1.015 Männer und Frauen beschäftigt, 18 mehr als ein Jahr zuvor. Davon haben 168 einen Beamtenstatus. In der Gesamtzahl der Beschäftigten nicht enthalten sind alle diejenigen, die sich in der Elternzeit oder Freizeitphase der Altersteilzeit befinden oder beurlaubt sind. Der Personal- und Versorgungsaufwand stieg von 57,6 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 59,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2009 waren 42,4 Millionen Euro veranschlagt.

Das Durchschnittsalter aller Beschäftigten liegt bei etwa 46 Jahren. 167 Personen werden laut einer Prognose bis 2027 die gesetzliche Altersgrenze erreichen und in Ruhestand oder Rente gehen. „Da gilt es frühzeitig gegenzusteuern“, führt der Landrat aus. „Wir setzen daher konsequent auf die Nachwuchsförderung. Die Zahl der unter 30-Jährigen konnte im Vergleich zum Vorjahr um 15 Beschäftigte erhöht werden. Auch die Zahl der Auszubildenden und Absolventen eines Dualen Studiums konnte von 31 im Jahr 2009 auf 36 im Jahr 2019 nach oben geschraubt werden. Damit liegt die Ausbildungsquote bei 4,39 Prozent. Alle acht Teilnehmende der Abschlussprüfung zu Verwaltungsfachangestellten, ein Teilnehmer der Abschlussprüfung zum Fachinformatiker und die drei Bachelor-Absolventen haben im vergangenen Jahr die Prüfung bestanden oder ihren Abschluss abgelegt. Elf von zwölf Nachwuchskräften wurden anschließend von der Kreisverwaltung übernommen. Sieben Beschäftigte bildeten sich 2019 außerdem zum Verwaltungsfachwirt beziehungsweise zur Verwaltungsfachwirtin weiter. An dem breit gefächerten allgemeinen Fortbildungsprogramm mit 23 Kursen, wie „Englisch in der Verwaltung, „Behördensprache – rechtssicher und verständlich formulieren“, „Wertschätzende Kommunikation“ oder „Kulturelle Vielfalt wahrnehmen und verstehen“, haben im vergangenen Jahr 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilgenommen – 120 mehr als im Jahr zuvor. 319 Beschäftigte bildeten sich im EDV-Bereich intern fort.

Immer wichtiger wird auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Kreis Offenbach beteiligt sich seit Dezember 2013 an dem Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“. Dabei geht es sowohl um die Frage der Kinderbetreuung als auch um die Pflege von Familienangehörigen. Darauf reagiert die Verwaltung mit einer Vielzahl von individuell zugeschnittenen Arbeitszeitmodellen, insgesamt 29 im Bereich der Beamten und 105 für die sonstigen Beschäftigten. Derzeit arbeiten 444 Frauen und Männer in Teilzeit, das sind fast 44 Prozent aller Beschäftigten. Damit ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten, gegenüber dem Jahr 2009 um rund vier Prozent gestiegen. Beim Thema Teilzeit greifen jedoch nach wie vor alte Rollenmuster: Während 51,4 Prozent der weiblichen Beschäftigten in Teilzeit arbeiten, sind es beim männlichen Teil der Angestellten und Beamten lediglich zwölf Prozent. Bereits bei den Auszubildenden und den Studierenden wird das Angebot einer Ausbildung beziehungsweise eines Dualen Studiums in Teilzeit genutzt. Fünf junge Menschen nutzten ein Teilzeitmodell im vergangenen Jahr. Zum Stichtag 31. Dezember 2019 befanden sich zudem insgesamt 22 Frauen und ein Mann in Elternzeit oder haben sich wegen der Betreuung eines Kindes beurlauben lassen.

Als öffentlicher Arbeitgeber sieht der Kreis Offenbach eine ganz besondere Verpflichtung bei der Beschäftigung von Menschen mit Handicap. Die Quote betrug im Dezember 2019 exakt 10,3 Prozent, das ist mehr als das Doppelte von dem, was der Gesetzgeber verlangt. „Wir stehen als Kreis nicht nur bei den Schulen für Inklusion“, so der Landrat, „sondern auch in unserer Verwaltung. Deswegen haben wir mit dem Personalrat schon seit vielen Jahren eine Integrationsvereinbarung zur Eingliederung und Beschäftigung Schwerbehinderter beziehungsweise gleichgestellter Menschen abgeschlossen.“

Fester Bestandteil im Personalbericht ist die Entwicklung der Krankheitstage pro Beschäftigtem. Es ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Lag die Zahl 2009 bei rund 15 Tagen pro Jahr waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2019 im Durchschnitt fast 21 Tage im Jahr krank. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Ein Grund ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit der Anstieg der Beschäftigten, die älter als 50 Jahre sind. Mit zunehmendem Alter sinkt zwar die Häufigkeit der Erkrankungen, gleichzeitig steigt aber deren durchschnittliche Dauer und hat so maßgeblichen Einfluss auf die Höhe des Krankenstandes. „Um diesem Trend entgegenzusteuern, richten wir unseren Fokus immer stärker auf die Gesundheit der Beschäftigten“, stellt der Landrat heraus. Seit 2017 gibt es daher eine Stelle für das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Seither wurde einiges erreicht: Eine dreiteilige Fortbildungsreihe „Gesund Führen“ ging an den Start und gemeinsam mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz wurde mit der psychischen Gefährdungsbeurteilung aller Beschäftigten begonnen. Im Laufe des Jahres wird zudem eine psycho-soziale Mitarbeiterberatung angeboten. Seit Herbst 2019 gibt es in der Kreisverwaltung außerdem zwei Multifunktionsräume für Bewegungs- und Mattenkurse. Daneben können die Beschäftigten seit November 2019 Mobile Massagen am Arbeitsplatz buchen. Ein Angebot, das sich mit 23 Buchungen gegen Ende des vergangenen Jahres, bereits großer Beliebtheit erfreut. Zahlreiche Beschäftigte haben darüber hinaus an den Kursangeboten zum vorbeugenden Gesundheitsschutz, der Augenschule sowie am Entspannungstraining oder an der Rückenschule teilgenommen.

Bei den Ausbildungsverhältnissen und den Dual Studierenden im Jahr 2019 lag der Frauenanteil bei über 70 Prozent. Zudem wurden von den bereits erwähnten 164 neu zu besetzenden Stellen, 131 mit Frauen besetzt. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr 38 Frauen aber lediglich 13 Männer höhergruppiert oder befördert“, erklärt der Verwaltungschef.

„Wir sind Dienstleister für mehr als 350.000 Menschen“, resümiert Landrat Oliver Quilling. „Um bei dieser Zahl serviceorientiert und schnell arbeiten und reagieren zu können, brauchen wir motivierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch ein hohes Maß an Flexibilität. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf rückt immer stärker in den Fokus. Wir versuchen hier individuelle Lösungen im Interesse der Beschäftigten zu schaffen. Nur so können wir auch in Zukunft qualifiziertes Personal halten und gewinnen. Dabei versuchen wir auch immer mit dem Trend der Zeit zu gehen. So werden wir in Kürze auch Instagram nutzen, um neue Zielgruppen anzusprechen, denn als Arbeitgeber und Dienstherr stehen wir mittlerweile in einem starken Konkurrenzkampf.“