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12.05.2023

Vertreter der Stadt Berehowe informierten sich im Kreis Offenbach

Abwasserversorgung, Trinkwasserqualität, Müllentsorgung und Stromversorgung im Fokus

Drei intensive Tage haben die Vertreter der Stadt Berehowe im Kreis Offenbach verbracht. Bürgermeister Zoltan Babják, der stellvertretende Bürgermeister für Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung Andriy Fechora sowie der stellvertretende Bürgermeister für regionale Entwicklung Vintse Stepan interessierten sich vorrangig für die Themen Abwasser, Trinkwasserqualität, Müllentsorgung und Stromversorgung

Dementsprechend stand der Besuch verschiedener Einrichtungen und Gespräche mit Experten auf dem Programm. Gleich an der ersten Station beim Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach in Rodgau-Jügesheim hatten die Gäste aus der Ukraine viele Fragen – beispielsweise wie die Wasserversorgung in Deutschland sichergestellt wird, wie die rechtliche Grundlage für Wegenutzungen ist oder wie die Finanzierung erfolgt. Vom Trinkwasser ging es weiter zum Abwasser. In der Kläranlage in Dietzenbach wurde auch nach Flächenbedarf und Kosten für den Bau einer entsprechenden Anlage gefragt. Nächster Stopp war im Haus des Lebenslangen Lernens in Dreieich-Sprendlingen, wo nicht nur die Strukturen von Schulen und Berufsschulen erläutert wurden, sondern die vhs Kreis Offenbach auch ihr Kursprogramm zum Thema Nachhaltigkeit vorstellte.

Tag zwei begann mit einem gemeinsamen Frühstück im Café Ernst in Neu-Isenburg. Dessen Inhaber Andreas Schmitt begrüßte die Gruppe, die er bereits vom Kurzbesuch im März in der Ukraine kannte. Weiter ging es zur RMB Rhein-Main Biokompost GmbH nach Frankfurt. Die Delegation erfuhr, wie aus Biomüll Energie und wie dies finanziert wird. Auch beim Thema Müllentsorgung interessierten sich die Gäste aus der Ukraine für den Vergleich der Systeme in den beiden Ländern. Insbesondere die Einschätzung des deutschen Experten, wie die Mülldeponie in Berehowe, die derzeit voll ist und von der aus Schadstoffe in den Boden und damit ins Trinkwasser gelangen, saniert werden könnte. Zurück im Kreisgebiet trugen sich – auf Einladung von Bürgermeister Professor Jan Werner und Erstem Stadtrat Stefan Löbig – Bürgermeister Zoltan Babják sowie seine beiden Stellvertreter Andriy Fechora und Vintse Stepan ins goldene Buch der Stadt Langen ein. Professor Werner berichtet über die Situation der aus der Ukraine Geflüchteten in Langen. Beim anschließenden Besuch der Stadtwerke Langen wurde die Stromversorgung vorgestellt. Dabei interessierten sich die Vertreter Berehowes insbesondere für die Kosten, das Gebührensystem und die Vorteile einer unterirdischen Kabelverlegung. Auch auf die Energiewende und den Energiemix wurde eingegangen. Zum Abschluss des Tages schaute sich die ukrainische Delegation in der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule in Rödermark – Ober-Roden Kreidetafeln an. An der weiterführenden Schule werden in Kürze digitale Tafeln installiert. Die dann nicht mehr benötigten Kreidetafeln werden dann auf die knapp 1.300 Kilometer lange Reise Richtung Osten gehen.

Berehowe ist außerdem an funktionierenden und ausrangierten Gerätschaften und Fahrzeugen aus dem Kreis Offenbach interessiert. Hierzu zählen beispielsweise Bagger, Pritschenwagen, Kleinbusse, Schneepflüge, aber auch Geräte von Spielplätzen, Outdoorfitness oder Trimm-dich. Wer entsprechende Geräte zur Verfügung stellen möchte, kann sich direkt an das Europabüro des Kreises Offenbach, Telefon 06074 8180-3109 oder E-Mail international@kreis-offenbach.de, wenden.

Am dritten Tag empfing der Erste Stadtrat Michael Gerheim die Delegation in Seligenstadt. Neben der Geschichte der Einhardstadt ging es um das Stadtmarketing. Besonders interessiert waren die Gäste aus der Ukraine an Fragen, wie Übernachtungsgäste und Vermietung und die daraus erzielten Einnahmen von Hoteliers und Vermietern beziehungsweise der Kommune erfasst werden. Zum Abschluss des dreitägigen Besuchs fand im Kreishaus in Dietzenbach ein Austausch über die weiteren Schritte statt. Anfang Juli wird eine Delegation aus dem Kreis Offenbach nach Berehowe aufbrechen, um sich vor Ort ein Bild von den Problemstellungen rund um Wasser, Abwasser und Müllentsorgung sowie der allgemeinen Infrastruktur zu machen, um die möglichen Hilfsleistungen zielgerichtet und nachhaltig zu organisieren. Auch soll geschaut werden, mit welchen kleinen Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der technischen und mobiliaren Ausrüstung Unterstützung geleistet werden kann.

„Bürgermeister Babják und sein Team war sehr gut vorbereitet und hatte viele ganz konkrete Fragen mitgebracht“, sagte Landrat Oliver Quilling. „Wir hoffen, dass wir alle Fragen ausreichend beantworten konnten. Die Priorität der Verantwortlichen aus der Ukraine liegt auf dem Bau eines Klärwerks und unserer Hilfe bei Technik und Planung. Zusätzlich versuchen wir bei der Akquise von Fördermitteln zu unterstützen.“

Der Kreis Offenbach strebt eine Partnerschaft mit der Stadt Berehowe im Westen der Ukraine an. Im Dezember 2022 hat der Kreistag beschlossen, eine Partnerschaft mit einer geeigneten Gebietskörperschaft in der Ukraine einzugehen. Bereits im Januar hat der Kreis Offenbach den Kauf eines leistungsstarken Generators zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung, unter anderem für die Bäckerei und Suppenküche, mit 18.000 Euro unterstützt. Dieser ist inzwischen in Berehowe angekommen, eingebaut und übernimmt beim Stromausfall seinen Dienst, um die Menschen mit Brot und Essen zu versorgen. Landrat Oliver Quilling machte sich bei einem Kurzbesuch im März vor Ort in Berehowe ein Bild von Schulen, Kindergärten und der Infrastruktur. Kurz vor Ostern hat der Landrat gemeinsam mit dem Kreistagsvorsitzenden Volker Horn in einer Videokonferenz die Einladung an die Ukrainer ausgesprochen. In der zweiten Mai-Woche fand der Besuch im Kreis Offenbach statt. Anfang Juli soll der Gegenbesuch in der Ukraine erfolgen. Begleitet wird die Solidaritätspartnerschaft durch die SKEW, die Servicestelle Kommunen in der einen Welt, und deren Abteilung Kommunale Partnerschaften mit der Ukraine. Sie ist bei der Engagement global gGmbH mit Sitz in Bonn angesiedelt.

Die Stadt Berehowe liegt in der ukrainischen Region Transkarpatien, nur acht Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt. In den insgesamt 15 Ortsteilen inklusive der Stadt Berehowe lebten vor Beginn dem russischen Angriff auf die Ukraine rund 23.000 Menschen, inzwischen sind es rund 42.000 Menschen.

Der Besuch der Delegation aus Berehowe im Kreis Offenbach wird gefördert von ENGEGEMENT GLOBAL mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.