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24.06.2021

Kreis will Sozialarbeit an allen Schulen etablieren

Neues Konzept und Kooperationsvereinbarungen werden erarbeitet

Die Herausforderungen in den Schulen sind nicht erst durch die Pandemie mit Wechselunterricht, Homeschooling und Videochats größer geworden. Auch schon vor Corona war Schule neben dem Elternhaus eine prägende Instanz in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Auf ihrem Weg durch die Zeit des Heranwachsens brauchen manche Schülerinnen und Schüler auch abseits des fachlichen Unterrichts eine besondere Förderung und Unterstützung bei Problemen im Miteinander. Die Schulsozialarbeit übernimmt dabei wichtige Aufgaben und leistet eine Prävention. Der Kreis Offenbach hat die Angebote in seinen knapp 90 Schulen seit Jahren sukzessive ausgebaut. Nach einem Beschluss des Kreistages soll die Schulsozialarbeit vom Schulbeginn 2022 an flächendeckend angeboten werden. Das bedeutet, auch an Grundschulen und Gymnasien erhalten die Kinder und Jugendlichen künftig obligatorisch Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Damit wird die Schulsozialarbeit im Kreis Offenbach dauerhaft institutionalisiert.

„In Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden haben wir bei der Schulsozialarbeit bereits ein starkes Netzwerk aufgebaut, jetzt geben wir mit der Verdreifachung des Personals noch einmal einen kräftigen Impuls. Von seinem flächendeckenden Engagement werden alle Kinder, Jugendlichen, Lehrkräfte und Eltern profitieren“, sagt Sozialdezernent Carsten Müller. Zu den bisher rund drei Dutzend Fachleuten werden weitere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter hinzukommen, die an den Grundschulen, Förderschulen, Gesamtschulen, Berufsschulen und Gymnasien mit den Lehrenden und Lernenden kooperieren.

Der Kreis hat im Fachdienst Jugend und Familie eigens eine Koordinationsstelle geschaffen. Sebastian Leinweber, Systemischer Berater und Sozialpädagoge, koordiniert die Schulsozialarbeit und entwickelt auf der Grundlage des neuen Kreistagsbeschlusses ein Konzept, wie die Angebote künftig aussehen sollen. Geplant sind unter anderem einheitliche Kooperationsvereinbarungen und Steuerungsgruppen an allen Schulen.

Bereits seit Jahresbeginn gelten im Kreis Offenbach neue Richtlinien der Schulsozialarbeit. Der Fokus liegt dabei nicht mehr wie bisher allein auf den Jugendlichen im Übergang von der Schule zum Beruf, sondern die Sozialarbeit wurde den realen Bedürfnissen angepasst und auf alle Klassenstufen ausgedehnt. „Einige Kommunen im Kreis haben schon vor Jahren in Eigeninitiative Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an Grundschulen etabliert. Mit unseren flächendeckenden Angeboten gehen wir den richtigen Weg, denn die Problemlagen werden auch durch die Pandemie und aufgrund prekärer Familienkonstellationen, Armut, Ausgrenzung, Mobbing und Gewalt, aber auch durch die Digitalisierung vielschichtiger. Mit einer systematischen, professionellen und künftig flächendeckenden Sozialarbeit, die wir etablieren, kann nicht früh genug begonnen werden“, betont Kreisbeigeordneter Carsten Müller.

„Schule hat die Aufgabe der Wissensvermittlung, doch Bildung bedeutet mehr als das Lernen von Fakten und fachlichen Fähigkeiten. Mit der Sozialarbeit in den ersten vier Schuljahren lernen auch schon Sechs- bis Zehnjährige einen respektvollen Umgang miteinander. Außerdem erfahren sie in der individuellen Beratung oder in Gruppengesprächen mehr über Deeskalation und Konfliktbewältigung“, sagt Landrat und Schuldezernent Oliver Quilling.

Das von Sebastian Leinweber zu erstellende Konzept zur flächendeckenden Schulsozialarbeit im Kreis Offenbach soll auch Vorschläge zu den Kosten enthalten. Es geht dabei um die Frage, ob die Finanzierung durch Anteile der Kommunen oder pauschal über die Schulumlage laufen soll. Grundlage der Berechnung werden unter anderem Schülerzahlen und ein Sozialindex sein, denn vor allem die Grundschulen sind unterschiedlich aufgestellt. So besuchen etwa die Matthias-Claudius-Schule in Rembrücken 70, die Trinkbornschule in Rödermark dagegen 550 Kinder. Zusätzliche Stellenanteile der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gibt es beispielsweise für Förderschulen oder Schulen mit mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen.

Für die flächendeckende Schulsozialarbeit hat Koordinator Sebastian Leinweber in Abstimmung mit den Fachkräften der Schulen auch ein neues Logo entworfen. Die Buchstaben KiJaS stehen für Kinder- und Jugendsozialarbeit an Schulen im Kreis Offenbach. Drei bunte geometrische Formen wecken die Assoziation von zwei schützenden Händen über einem Kopf. „Das einheitliche Logo schafft Identität und signalisiert, dass die Sozialarbeit im Kreis Offenbach an allen Schulen aus einem Guss kommt und Kinder und Jugendliche von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss in allen Lebenslagen unterstützt“, so Sozialdezernent Carsten Müller abschließend.