»Müsli für den Boden«
Es schien ein wenig komisch, was die Ökomodell-Region Rhein-Main da präsentierte. In einzelnen Porzellanschalen waren verschiedene Körnermischungen aufgereiht, jede mit einem extra Löffelchen drin und minutiös beschriftet. Daneben Töpfe mit Blumenerde oder kleine Tütchen. Nein, Müsli war es nicht, auch wenn es danach aussah – jedenfalls nicht für den menschlichen Verzehr. Fitmacher waren da aber allemal in den Schalen, sozusagen Müsli für den Boden und für die Biodiversität. Die Ökomodell-Region Rhein-Main, ein gemeinsames Projekt auch mit der Stadt und dem Kreis Offenbach, nutzte den „Tag der Erde“ am 24. April bei den Weilbacher Kiesgruben, um die Besucher über die Maßnahmen zu informieren, welche unsere Landwirtinnen und Landwirte zum Schutz von Boden und Biodiversität durchführen.
Die verschiedenen „Müsli“-Sorten sind in Wirklichkeit unterschiedliche, sehr vielfältige Saatgutmischungen. Die daraus erwachsenden Pflanzenbestände sind ebenso vielfältig. Große Pflanzen, kleine Pflanzen, tiefgehende oder flache Wurzeln, viele Blüten oder breite Blätter, frostfest oder kälteempfindlich, aus der einen oder der anderen Pflanzenfamilie. Mit der Aussaat solcher Mischungen erreichen Landwirtinnen und Landwirte verschiedene Ziele: Der Boden wird gelockert und mit Humus versorgt. Gleichzeitig besteht eine Bodenbedeckung, die vor Erosion schützt. Blühende Pflanzen bieten Insekten Nahrung. Andere Tiere finden Futter und Unterschlupf. Manche Pflanzenarten, wie Leguminosen, speichern gar Stickstoff im Boden. Für die folgende Ackerkultur entstehen so beste Bedingungen: krümeliger Boden, eine schützende Mulchauflage bis hin zu besserer Nährstoff- und Wasserspeicherung.
Doch nicht jede Saatgutmischung passt zu jeder Zeit auf jedes Feld. Im Herbst, nach der Ernte lohnt es sich kaum blühende Pflanzen zu säen. Bis diese soweit wären, hätte sie längst der Frost eingeholt. Doch die Durchwurzelung, Nährstoffspeicherung und die Bedeckung des Bodens sind zu dieser Zeit besonders wichtig. Blühende Mischungen machen meist nur dann Sinn, wenn sie länger auf dem Feld verbleiben dürfen. Ganz wichtig für die Landwirtinnen und Landwirte ist es zu wissen, welche Pflanzenarten in den Mischungen vorherrschen. Denn Pflanzen der gleichen Familie können gegenseitig Krankheiten übertragen. So sollte keine Pflanzenfamilie in der Saatgutmischung sein, die ohnehin auf demselben Feld angebaut werden soll. Dies sind auch die Gründe, warum es so viele verschiedene Saatgutmischungen gibt. Für jeden Boden, für jede Jahreszeit und für die vielfältigen Kombinationen mit ihren Ackerkulturen müssen die Landwirt*innen die richtige Mischung finden.
Über 56 Hektar in Stadt und Kreis Offenbach (nur die bekannten Maßnahmen) wurden 2021 von den Landwirtinnen und Landwirten bereits mit den „Müsli für den Boden“ angebaut – Tendenz steigend. Das sind über 75 Fußballfelder! Die Ökomodell-Region Rhein-Main informiert dazu Landwirtinnen und Landwirte und eben auch Verbraucherinnen und Verbraucher, um mehr Kenntnis beziehungsweise Verständnis für den Ökologischen Wert unserer regionalen Landwirtschaft zu bilden.
Quelle: Amt für ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis