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Bovinen Virusdiarrhoe-Virus

Die Bovine Virusdiarrhoe (kurz: BVD) ist eine Viruserkrankung der Rinder, die aber auch andere Wiederkäuerarten und, in seltenen Fällen, Schweine betreffen kann. BVD ist weltweit verbreitet und zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen der Rinder. Der Erreger ist ein behülltes Virus, bei dem zwei Genotypen (Typ 1 und 2) unterschieden werden. Bei beiden Genotypen kommen sowohl zytopathogene (cp) und nicht-zythopathogene (ncp) Biotypen vor.

Die Übertragung erfolgt horizontal, meist oronasal, über verschiedene Körpersekrete oder vertikal als diaplazentare Infektion. Akute Infektionen verlaufen in der Regel symptomlos oder es kommt zu eher milden Krankheitssymptomen. Vor allem Kälber können von Fieber, Appetitlosigkeit, nicht eitrigem Nasenausfluss, milden Atemwegserkrankungen oder Durchfall betroffen sein. Bei Kühen kann es zum Rückgang der Milchleistung kommen. Darüber hinaus kann BVD, insbesondere vom Genotyp 2, verlustreiche Erkrankungen unter dem Bild eines hämorrhagischen Syndroms mit schwerer pulmonaler Symptomatik, blutiger Diarrhoe und Erosionen im Verdauungstrakt verursachen. Eine Infektion trächtiger Tiere resultiert in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Infektion in Fruchtbarkeitsstörungen, Aborten, Totgeburten, Missbildungen und Geburt von lebensschwachen Kälbern. Bei Infektionen vor dem 90. Graviditätstag mit BVD-Virus vom ncp-Biotyp werden persistent virämische Kälber geboren, die kümmern können, sich aber zumeist normal entwickeln. Innerhalb der ersten zwölf Lebensmonate kommt es bei etwa der Hälfte der Tiere zur Ausbildung der sogenannten Mucosal Disease (MD). Die tödlich verlaufende MD entsteht, wenn persistent virämische Tiere mit einem nah verwandten cp BVDV infiziert werden, beziehungsweise wenn der ncp Biotyp im Tier zum cp Virus mutiert. Chronische Abmagerung, Fieber, Appetitlosigkeit, blutige, therapieresistente Durchfälle, Speichelfluss, Erosionen im Bereich des harten Gaumens, am Flotzmaul und Naseneingang, weniger häufig im Zwischenklauenspalt sowie an Kronsaum und Euter sind Charakteristika der MD.

Die Diagnose der BVD erfolgt über den Virusnachweis in Blutproben, Organproben oder Hautstanzen.

Die BVD ist eine anzeigepflichtige Viruserkrankung, die staatlich bekämpft wird. Geregelt wird die Bekämpfung in der „Verordnung zum Schutz der Rinder vor einer Infektion mit dem Bovinen Virusdiarrhoe-Virus“ (BVDV-Verordnung). Kernpunkt der Verordnung ist eine Untersuchungspflicht für alle Nutzrinder bis zur Vollendung des ersten Lebensmonats, die zu einer lebenslang gültigen Zertifizierung als „unverdächtiges Rind“ (virusfrei) führt. Das Untersuchungsergebnis und der damit verbundene Status werden im Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HI-Tier) eingetragen. Um ein möglichst frühes Ergebnis zu erhalten, bietet sich die Möglichkeit, eine bei der Kennzeichnung der Kälber mittels Ohrmarken entnommene Gewebeprobe auf BVDV zu untersuchen. Gehandelt werden dürfen ausschließlich unverdächtige Rinder.

Aufgrund des erheblichen Sanierungsfortschritts strebt Hessen die Tilgung der Tierseuche Bovine Virusdiarrhoe / Mucosal Disease und die Anerkennung des gesamten Gebietes des Landes Hessen als BVDV-seuchenfreie Region durch die EU an. Hierfür ist es notwendig, ein Impfverbot zu erlassen. Der Fachdienst Veterinärwesen und lebensmittelrechtlicher Verbraucherschutz kann im Einzelfall Ausnahmen von dem Verbot genehmigen.