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Kulturhistorische Radtour rund um das Opel-Prüffeld

Grabhügel, Gedenksteine, Dreimärker und eine vorgeschichtliche Fundstelle

Dauer

Zwei bis drei Stunden, Wege bis auf wenige Ausnahmen (bei Station 4) gut befahrbar

Ausgangspunkt

Freizeitanlage Gänsbrüh in Rodgau-Dudenhofen

Route

Von (1) zum Radweg 3 bis zum Rodgauer Kalksandsteinwerk, kurzer Abstecher zu (2), Himmelschneise, entlang L 3116, entlang Kreisgrenze/Zaun Opelprüffeld, kurzer Abstecher zu (3), Gemarkungsgrenze beziehungsweise Parallelweg bis zu (4), Dudenhöfer Wegschneise, Lange Schneise/Radweg 6 bis Wasserwerk, Grenzsschneise bis zu (5, 6), Lange Schneise/Radweg 6, Dudenhöfer Feldschneise/Radweg 10, Abstecher zu (7), Dudenhöfer Feldschneise/Radweg 10, Radweg 3.  

1. Grabhügelgruppe »Beerlache"

Im Umfeld der Freizeitanlage Gänsbrüh fallen im Wald unregelmäßige Erhebungen auf. Es handelt sich um eiszeitliche Dünen, die wahrscheinlich für die Anlage von Hügelgräbern genutzt wurden. Der ehemalige Kreisbodendenkmalpfleger Karl Nahrgang hat 44 Grabhügel kartiert, aber ob es sich wirklich um Bestattungsplätze handelt, ist unbekannt, da keiner dieser Hügel wissenschaftlich untersucht wurde. Die einzigen bekannten Funde sind eine schnurkeramische (jungsteinzeitliche) und eine bronzezeitliche Scherbe. Angeblich wurden hier auch Urnen entdeckt.

Im Kalksandsteinwerk Rodgau wird seit 1954 der eiszeitliche Flugsand abgebaut. Das Scholze-/Schulzenkreuz lieg westlich des Weges versteckt im Wald. Es dürfte seiner Form nach, die an einen spätbarocken Grabstein erinnert aus dem 18. Jahrhundert stammen und trägt die Buchstaben JHS für „Jesus, Heiland, Seligmacher" mit Kreuz. Hier soll ein Mann namens Scholz/Schulz oder der Dorfschulze (=Schultheiß) beim Holzfällen von einer Eiche erschlagen worden sein. 

2. Scholze-/Schulzenkreuz

Im Umfeld des Kalksteinwerkes stand früher das Pfaltzkreuz, ein Sandsteinkreuz mit Eichenkranz auf einem Sockel, umgeben von einer eisernen Einfriedung. Nach mehreren Zerstörungen wurde das Kreuz vom Förderkreis für kulturelle Projekte Dudenhofen restauriert und vor dem Rektor-Geißler-Haus an der evangelischen Kirche in Rodgau-Dudenhofen wieder aufgestellt. Es erinnert an Johann Friedrich Pfaltz, Mitglied einer angesehenen Hugenottenfamilie, der 1841 bei der Hirschjagd erschossen wurde, ohne dass der Täter zweifelsfrei ermittelt wurde. Seine Kinder ließen 43 (!) Jahre später den Stein errichten.

Inschrift:

Hier an dieser Stätte / wurde beim Suchen / eines erlegten Hirsches / Herr Joh. Friedr. Pfaltz / von Offenbach a. M. / aus Unvorsichtigkeit erschossen / geb. d. 19. Mai 1789 / gest. d. 23. Juli 1841 / dem Tage des Umglücks / auf Schloss Babenhausen / Zur Erinnerung an diesen Trauerfall /und zur Warnung / wurde dieser Stein gesetzt.

Errichtet im / Jahr 1884 von /Elise Venator Pfaltz / Anton Pfaltz / Caroline Seel- / Pfaltz / Johanna Schramm / Pfaltz / Ferdinand Pfaltz.
Aufgrund seines großen Waldbesitzes war Dudenhofen bis zum ersten Weltkrieg die reichste Gemeinde des Rodgaus. 1964 wurde ein Fünftel der Waldfläche an die Opelwerke verkauft (für 5.834.000 DM); das damals größte und modernste Automobilprüffeld wurde 1966 fertig gestellt. Die Versuchsstraßen sind heute insgesamt 23,2 Kilometer lang.

3. Holzfällerdenkmal

Innerhalb einer Woche im Februar 1936 verunglückten Wilhelm Resch II. und Philipp Erb III. beim Baumfällen. Der Stein wurde ein Jahr später von der Gemeinde in der Nähe der „Dicken Tanne" gesetzt und vom Förderkreis für kulturelle Projekte Dudenhofen restauriert und versetzt wieder aufgestellt.

Inschrift: Hier verunglückten / beim Holzfällen tödlich / Wilhelm Rech II / am 6.2.1936 / Philipp Erb III / am 12.2.1936 / Zum ehrenden Andenken / die dankbare Gemeinde / Dudenhofen Febraur 1937.

4. Dreimärker

In der Nähe der „Hanauer Straße", die Babenhausen über Hainstadt mit Hanau verbindet, steht ein Dreimärker. Deutlich erkennbar sind die drei Grenzgräben. Hier stoßen die Gemeindewaldungen von Seligenstadt, Dudenhofen und Babenhausen zusammen. Der Stein trägt die Buchstaben CM: Chur-Mainz (Seligenstadt); HM: Hanau-Münzenberg (Babenhausen), darunter BHM (Babenhäuser Mark); und die dritte, Dudenhöfer Seite ein HM (Hanau-Münzenberg), darunter ein T (?).

Der Stein wurde 1783 im Beisein der Feldgeschworenen aller drei beteiligten Gemeinden gesetzt; der heutige Stein ist eine Kopie von etwa 1920, da der alte durch umstürzende Bäume zertrümmert wurde.

5. Grabhügelgruppe Grenzschneise

Die sich vom Schachensee aus die Grenzschneise entlang ziehende Grabhügelgruppe umfasste mehr als 15 Grabhügel. Ein Teil wurde durch die Anlage des Sees zerstört. Ein weiterer lag im Bereich der Autobahntrasse und wurde 1958 ausgegraben. Die Funde - Scherben von Tongefäßen und verbrannte Knochen - deuten auf eine Zeitstellung der Gräber am Beginn der Eisenzeit, der Hallstattzeit (um 750 vor Christus) hin.

6. Schachenbrunnen

Der barocke Schachenbrunnen, eine ehemalige Schaftränke, wurde 1988 restauriert. Die fünf Steine des Brunnenkopfes sind unterschiedlich gearbeitet; vermutlich stammen sie von verschiedenen anderen Brunnen.

7. Archäologische Fundstelle im Dudenhöfer Feld

2007 wurden bei Grabungen im Dudenhöfer Feld mehrere, dicht beieinander liegende eisenzeitliche Gruben entdeckt. Außer Keramik fanden sich Eisenstücke, die darauf schließen lassen, dass hier vielleicht Eisen gewonnen oder weiterverarbeitet wurde. Die Keramik datiert die Fundstelle in die mittlere Eisenzeit (Späte Hallstattzeit um 600 bis 450 vor Christus).

Weiterhin fand sich eine zerdrückte Urne mit Deckelschale und fünf Beigabengefäßen. Bei den Scherben lag der Leichenbrand und die metallenen Grabbeigaben, ein Bronzemesser und eine Bronzenadel. Die Urne und die 5 Gefäße wurden restauriert. Das Grab stammt aus der älteren Urnenfelderzeit (HA A1, Stufe Hanau) 1200 bis 750 vor Christus.

Literatur (Auswahl):

A. Geißler, Dudenhofen zwischen Gestern und Morgen (Frankfurt 1971).
K. Nahrgang, Die Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis Offenbach am Main (1967).
G. Weber, Eisenzeitliche Gruben und ein spätbronzezeitliches Urnengrab im Dudenhöfener Feld. In: Landschaft Dreieich 2009, 7-14.
G. Weber, Eisenzeitliche Gruben und ein spätbronzezeitliches Urnengrab im Dudenhöfener Feld. In: hessenArchäologie 2008, 54-56.
G. Wittenberger, Das Pfaltz-Kreuz im Dudenhöfer Wald. In: Alt Offenbach N.F. 19, 1988, 15 f.