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15.09.2020

Drei Förderprogramme für die Digitalisierung der Schulen

Kreis Offenbach ist gut aufgestellt

Homeschooling und Digitalisierung der Schulen sind derzeit in aller Munde. Die Corona-Pandemie hat dies nochmals verschärft. Der Kreistag hat in der vergangenen Woche den Medienentwicklungsplan verabschiedet. Doch was bedeutet das ganz konkret? Wie sieht es im Kreis Offenbach wirklich aus? Was sind die nächsten Schritte? Landrat Oliver Quilling zog am Dienstag gemeinsam mit Susanne Meißner, Leiterin des Staatlichen Schulamtes für Stadt und Kreis Offenbach, Bilanz und stellte den Plan für die kommenden Jahre vor. Starker Partner an der Seite des Kreises ist das Medienzentrum Offenbach, das seinen Sitz im Haus des Lebenslangen Lernens in Dreieich hat und neben dem Kreis auch für die Stadt Offenbach zuständig ist.

„Wenn es derzeit um das Thema Digitalisierung an Schulen geht, werden die Förderprogramme oft vermischt“, sagt Landrat Oliver Quilling. „Wir haben das Förderprogramm Digitalpakt, das bis zum Jahr 2024 läuft, an dessen Umsetzung arbeiten wir bereits seit dem vergangenen Jahr. Zusätzlich erhalten wir Sondermittel aus dem Sofortausstattungsprogramm in der COVID-19-Pandemie für mobile Endgeräte. Darüber hinaus profitieren wir vom Sonderprogramm Schulen für den Breitbandausbau.“

Für das Homeschooling sind 5.000 Laptops bestellt. Diese werden an Schülerinnen und Schüler vergeben, denen kein entsprechendes Gerät zur Verfügung steht. Die Kosten in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro übernimmt zum großen Teil der Bund. Der Landeszuschuss beträgt knapp 500.000 Euro und die Eigenmittel des Kreises belaufen sich auf 230.000 Euro. Der Kreis Offenbach plant zwei Fachkräfte für die Einrichtung und Betreuung der Geräte einzustellen, die Stellen sind ausgeschrieben und sollen schnellstmöglich besetzt werden. Die Verteilung beruht auf der Schülerzahl an den jeweiligen Schulen und wird über diese abgewickelt. „Wir haben uns bewusst flächendeckend für Laptops entschieden“, sagt Landrat Oliver Quilling. „Diese haben einen deutlich größeren Bildschirm als Tablets, eine separate Tastatur und können nach der Pandemie in die Schulnetzwerke einfach integriert werden. Zusätzlich stellen wir allen Schulen mit MS Teams eine Plattform für Distanzunterricht zur Verfügung. Diese kann jede Schule auf ihre Bedürfnisse anpassen.“ Ebenso erhalten alle Nutzenden ein Exchange Mail Postfach mit 50 Gigabit und einen Arbeitsplatzspeicher in der Cloud von einem Terabyte.

Die Digitalisierung der Schulen beruht auf drei Säulen: Ausstattung, Support und die Fortbildung der Lehrkräfte. Diese dürfen keinesfalls nebeneinanderstehen, sondern müssen eng verknüpft sein. Diese Schnittstelle übernimmt das Team des Medienzentrums. Sie bilden die Lehrkräfte fort – rund 1.200 bis zu den Sommerferien. Die Inhalte werden mit dem Staatlichen Schulamt abgestimmt. Gelehrt wird auf der technischen Ausstattung, die in den Schulen eingesetzt wird. „Die Fortbildung der Lehrkräfte hat sich in den letzten Monaten stark verändert“, sagt die Leiterin des Staatlichen Schulamtes für Stadt und Kreis Offenbach, Susanne Meißner. „Das Thema Distanzunterricht ist in den Mittelpunkt gerückt. Und auch die Fortbildungen werden zum großen Teil online durchgeführt.“

„Die wichtigsten und kostspieligsten Komponenten der IT-Ausstattung von Schulen sieht oft keiner“, sagt Landrat Oliver Quilling. „Sie werden nur bemerkt, wenn es nicht funktioniert. Aber das ist nicht neu. Neu sind für uns als Schulträger auch die Inhalte des Digitalpaktes nicht. Schon seit der Jahrtausendwende setzen wir auf eine gute IT-Ausstattung unserer Schulen, denn die Bildung unserer Kinder ist die Ressource der Zukunft.“ Der erste „Informations- und Technologieplan für die Schulen des Kreises Offenbach“ stammt aus dem Jahr 2002. Seit dem Jahr 2003 wurden alle Schulgebäude im Kreis Offenbach professionell verkabelt. Somit sind alle Schulen ganzheitlich vernetzt. Die Mittel aus dem Sonderinvestitionsprogramm in den Jahren 2007 und 2008 wurden genutzt, um interaktive Präsentationstechniken an vielen Schulstandorten zu installieren.

Der Kreis Offenbach ist in der komfortablen Situation, dass an der Mehrheit der Schulen bereits im Zuge der Sanierungen im Rahmen des PPP-Projektes die baulichen Voraussetzungen geschaffen wurden. Das hat in den vergangenen Jahren die Ausstattung der Schulen enorm vereinfacht und beschleunigt. Auch bei der aktuellen WLAN-Ausstattung, die auch Teil des Digitalpaktes des Landes Hessen ist, profitiert der Kreis davon. Ehrgeiziges Ziel ist es, bis Ende des Jahres alle Schulen komplett mit WLAN ausgeleuchtet zu haben. Insgesamt etwa 2.800 Accesspoints werden insgesamt verbaut. Die weiterführenden Schulen sind bereits versorgt, jetzt folgt der Ausbau an den Grundschulen. Um alles möglichst anwenderfreundlich zu gestalten, werden neue Filter für Jugendschutz, DSGVO und ähnliche, zu denen wir als Netzbetreiber verpflichtet sind, und Programme immer von einzelnen Schulen vorab getestet. Erst wenn dieser Pretest erfolgreich ist, wird es in der Fläche ausgerollt. „Wir wollen nicht nur Technik in die Schulen stellen, sondern sie soll auch benutzt werden“, so Landrat Oliver Quilling. „Daher ist auch die Rückmeldung aus der Praxis für uns so wichtig. „In Arbeitskreisen beim Medienzentrum kommen Lehrkräfte zu unterschiedlichen Schwerpunkten zusammen und helfen uns, die IT-Ausstattung der Schulen an den bestehenden Bedarfen weiterzuentwickeln. Nicht selten wundern sich Lehrkräfte, die von Schulen außerhalb des Kreises kommen, wie gut die Ausstattung bei uns ist.“

Seit zehn Jahren bietet der Kreis den Schulen, deren Ausstattung alle 60 Monate ein Technologieupdate erhält, einen professionellen Support. Die Lehrkräfte können sich damit voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren und müssen sich nicht kümmern, warum ein Computer nicht läuft oder der Drucker nicht druckt. Innerhalb eines Tages übernimmt dies ebenso ein Profi, wie wenn es einmal bei einem Update einer Fachanwendung klemmt. Egal welches PC-Problem auftritt, die Schule hat nur einen Ansprechpartner. Dieser Service „Single Point of Contact“, den nahezu alle Schulen nutzen, kommt sehr gut an. Rund 1,2 Millionen Euro jährlich wendet der Kreis dafür auf. Inzwischen laufen rund 5.700 Endgeräte, das sind Laptops, Computer, Tablets und Boards, in der aktuellen Windows 10-Version.

Im zweiten Schritt der Umsetzung des Digitalpaktes wird die Präsentationstechnik an allen Schulen ausgebaut. Bis 2024 soll es an allen Schulen im Kreis Offenbach Standard sein, dass die Lehrkraft mit ihrem mobilen Endgerät in den Klassenraum kommt und ihre vorbereiteten Unterrichtsinhalte drahtlos an die Präsentationstechnik überträgt. Der Kreis Offenbach erhält rund 22,6 Millionen Euro Fördermittel aus dem Programm „Digitale Schule Hessen“. Darüber hinaus investiert der Kreis 2,8 Millionen Euro in die digitale Ausstattung. Zusätzlich liegt die Verantwortung für die Umsetzung des Digitalpaktes und den Support beim Kreis. Dafür hat die Kreisverwaltung zwei weitere Stellen ausgeschrieben.

Für den Ausbau der Breitband-Hausanschlüsse der förderfähigen Schulen, die nicht in jedem Klassen- und Verwaltungsraum mindestens 30 Megabit pro Raum zur Verfügung haben, erhält der Kreis Offenbach Mittel aus den Förderprogrammen von Bund und Land. Im Kreisgebiet betrifft dies insgesamt 72 Schulen. 4,3 Millionen Euro fließen vom Bund und weitere 3,4 Millionen Euro vom Land Hessen. Der Kreis hat einen Eigenanteil in Höhe von 800.000 Euro zu tragen. Derzeit läuft das Bieterverfahren der Ausschreibung. Bislang verfügen nur die Schulen in Neu-Isenburg über eine flächendeckende Glasfaseranbindung.

„Unser Ziel ist eine flächendeckende, sehr gute IT-Ausstattung der Schulen“, macht Landrat Oliver Quilling deutlich. „Diese machen wir nicht an der Zahl der Endgeräte fest, sondern an der tatsächlichen Nutzung im Unterricht. Wir wollen keinen Flickenteppich, so dass es beim Schulwechsel – sei es von Schülerinnen und Schülern oder Lehrkräften – keinen digitalen Neubeginn geben muss. Dafür schaffen wir gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis Standards, die sich fast an allen Schulen durchgesetzt haben. Darüber hinaus ermöglichen wir immer wieder Pilotprojekte, um auch neue Wege auszuloten. Bei diesem Schritt unterstützt uns das Medienzentrum für Stadt und Kreis Offenbach ganz entscheidend. Denn dort laufen alle Fäden zusammen: der pädagogische Input von Seiten des Kultusministeriums, die Bedürfnisse der Schulen und die technischen Voraussetzungen des Schulträgers.“

Status quo

Ausstattung mit Hardware 
Server rund 90
Computer rund 3.600
Laptops und Tablets rund 1.600
Drucker rund 580
Interaktive Tafeln, Borads und Beamer 550
Beamer 580
Supportleistung 
im Jahr 2019 6.300 Stunden
Haushaltsvolumen ohne Digitalpakt 
im Jahr 2020 rund zwei Millionen Euro für Support, Austausch, Rollout, Unterhaltung und Betrieb pädagogischer Netzwerke