Kreis Offenbach sucht Berufsbetreuer
Der Kreis Offenbach sucht engagierte Berufsbetreuer, die Menschen in rechtlichen Angelegenheiten unterstützen, wenn diese aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr selbst dazu fähig sind. Landrat Oliver Quilling hat am Donnerstag gemeinsam mit Brigitte Lagemann und Victoria Sakho von der Betreuungsbehörde des Kreises das abwechslungsreiche Tätigkeitsfeld der Berufsbetreuung und die damit verbundenen Verdienstmöglichkeiten auf einer Pressekonferenz im Kreishaus in Dietzenbach vorgestellt. Zwei erfahrene Berufsbetreuer gaben zudem Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erläuterten die persönlichen und fachlichen Anforderungen, die diese wichtige Aufgabe mit sich bringt.
Ein Berufsbetreuer hilft Menschen, die aufgrund einer psychischen, körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung nicht mehr in der Lage sind, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Sein Wirkungsfeld ist breit gefächert: Es reicht von der Unterstützung bei der Beantragung von Sozialleistungen, beim Abschluss von Mietverträgen und der Vermögensverwaltung bis hin zur Einwilligung in ärztliche Behandlungen. „Berufsbetreuer übernehmen ein rechtliches Management auf Zeit und helfen den betroffenen Personen, ihr Leben so selbstbestimmt wie möglich weiterzuführen“, erklärte Landrat Oliver Quilling. „Diese Tätigkeit ist ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit, denn sie sorgt dafür, dass auch die Schwächeren in unserer Gesellschaft in Würde und mit Unterstützung leben können.“
Die Arbeit erfordert sowohl fachliche als auch persönliche Qualifikationen. Idealerweise verfügen die Bewerberinnen und Bewerber über ein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften, der Sozialen Arbeit oder einer ähnlichen Fachrichtung. Ebenso sind Grundkenntnisse im Betreuungsrecht sowie Einfühlungsvermögen, Organisationstalent und Entscheidungsfähigkeit in Krisensituationen entscheidend. „Aber auch Interessierte ohne akademische Qualifikation haben die Möglichkeit, sich durch den Erwerb der erforderlichen Sachkunde für diesen Beruf zu qualifizieren, sodass auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger diesen erfüllenden Beruf ausüben können“, betonte Brigitte Lagemann. Beim Kreis erhalten sie Beratung und Unterstützung.
Daniel Sawoddeck, der seit vier Jahren als Berufsbetreuer tätig ist, berichtete von seinen Erfahrungen: „In meiner Arbeit sehe ich täglich, wie wichtig unsere Unterstützung für die Betroffenen ist. Ohne uns würden viele Menschen vereinsamen, Rechnungen nicht bezahlen und dringend notwendige Arztbesuche versäumen. Die Tätigkeit erfüllt mich, weil ich weiß, dass ich direkt das Leben anderer positiv beeinflusse“, machte der 43-jährige Pädagoge deutlich.
Auch Gabriele Klemenz ist seit vielen Jahren in dem Beruf unterwegs und liebt die Vielfalt ihrer Arbeit. „Kein Fall gleicht dem anderen. Jeder verläuft anders. Außerdem muss ich nicht nur rechtliche Fragen klären, sondern auch viel Einfühlungsvermögen und Geduld mitbringen“, betont die 58-Jährige aus Heusenstamm. „Die Menschen, die ich vertrete, haben oft niemanden mehr oder ihre Angehörigen leben zu weit weg. Ihnen zur Seite zu stehen und sie bei den Herausforderungen des Alltags zu begleiten, ist eine Aufgabe, die sowohl fordernd als auch unglaublich bereichernd ist.“
Die Übernahme einer Betreuung lohnt sich auch finanziell. „Die Vergütung richtet sich nach dem Vormünder- und Betreuervergütungsgesetz (VBVG) und erfolgt pauschal für jede Betreuung“, erklärte Brigitte Lageman. „Sie ist in drei Vergütungsstufen gestaffelt. Ein Betreuer kann im ersten Jahr der Betreuung in der Vergütungsstufe A (ohne Ausbildung) zwischen 1.713 Euro und 2.670 Euro je Fall verdienen, je nachdem, ob die betreute Person vermögend oder mittellos ist und ob sie in einer stationären Einrichtung oder in einer anderen Wohnform lebt. In der Vergütungsstufe B (Ausbildung) sind dies zwischen 2.121 und 3.312 Euro sowie in der Vergütungsstufe C (Studium) zwischen 2.787 und 4.347 Euro.“ Die Berufsbetreuung bietet also eine solide Grundlage für eine selbstständige Tätigkeit, die in Teil- oder Vollzeit ausgeübt werden kann.
„Der Kreis hofft, dass sich viele kompetente und engagierte Menschen für diese wichtige soziale Aufgabe finden“, betonte Oliver Quilling abschließend. „Wir bieten den Berufsbetreuern nicht nur eine sinnstiftende Tätigkeit, sondern auch regelmäßigen Austausch und Unterstützung“.