Wenn jede Minute zählt

Quelle: Asklepios Klinik Langen

Erstes ECMO-Notfall-Einsatzfahrzeug rettet Leben

Patientensicherheit wird im Kreis Offenbach großgeschrieben und die Rettungskette immer weiter ausgebaut. Erst vor einigen Wochen hat der Kreis mit dem „ECMO-NEF“ das erste Notfall-Einsatz-Fahrzeug für intensivmedizinische Hilfe bei Herz-Kreislauf-Versagen für den Kreis und die Region in Betrieb genommen. Wie das „ECMO-NEF-Team“ Patientinnen und Patienten bei einem Herzstillstand direkt am Notfallort an eine Herz-Lungenmaschine anschließen und ihr Leben retten kann zeigt folgender Fall:

Als am frühen Nachmittag des 5. Mai ein Notruf in der Rettungsleitstelle des Kreises Offenbach einging, ging es um Leben oder Tod. Ein bisher gesunder 75-jähriger Patient war im Beisein eines Angehörigen plötzlich zusammengebrochen nachdem er zuvor über Luftnot, Brustschmerzen und Unwohlsein geklagt hatte. In der Leitstelle war sofort klar, dass ein Herz-Kreislauf-Stilltand vorliegt und das ECMO-NEF alarmiert werden muss. Dieses Fahrzeug ist erst seit dem 31. März im Betrieb und verfügt über eine transportable Herz-Lungen-Maschine (extrakorporale Membranoxygenierung = ECMO) sowie eine Besatzung aus hochqualifizierten speziell ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Asklepios Klinik Langen und des Eigenbetriebs Rettungsdienst Kreis Offenbach (ERD).

Um die lebensrettenden Maßnahmen der Angehörigen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und des ECMO-NEF zu unterstützen, informierte die Leitstelle zusätzlich die sogenannten Voraushelfer, denn der Kreis Offenbach hat im vergangenen Jahr ein Netz aus ehrenamtlichen Voraushelfern ins Leben gerufen. Alle Mitglieder sind in der ersten Hilfe und Reanimation vom ERD ausgebildet und können, wenn sie sich in der Nähe des Notfalls befinden über Ihr Handy von der Leitstelle alarmiert werden. Durch dieses System sind sie dann schneller als der Rettungsdienst vor Ort und können mit der Reanimation beginnen.

Sofort waren auch zwei Helfer aus Mühlheim zur Stelle, um die Angehörigen vor Eintreffen der Notärztin und des ECMO-NEFs bei der Reanimation zu unterstützen, denn bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Aufgrund der hervorragenden Vorbereitung durch die ersteintreffende Notärztin und die Voraushelfer, konnte das ECMO-Team die Herz-Lungenmaschine unter laufender Reanimation innerhalb kürzester Zeit am Notfallort anschließen und den Patienten mit laufender Herz-Lungenmaschine in das Herzkatheterlabor der Asklepios Klinik Langen transportieren. In der Klinik konnte der Patient sofort erfolgreich behandelt werden und ist mittlerweile auf dem Weg der Besserung, ohne dass bleibende Schäden (neurologische Defizite) eingetreten sind.

„Dieser Fall zeigt geradezu exemplarisch wie hervorragend die Rettungskette im Kreis Offenbach aufgestellt ist. Hochspezialisierte Ärzte und Notfallsanitäter, die über hochwertige technische Ausrüstungen verfügen, arbeiten Hand in Hand mit Laienhelferinnen und -helfern und retten Leben. Mit unserem neuen ECMO-NEF bringen wir Notfallteams inklusive Herz-Lungenmaschine schnell und direkt zu lebensbedrohlich erkrankten Patientinnen und Patienten, die sofort vor Ort versorgt werden können. Durch die erweiterte Ausstattung des Fahrzeugs, kann es auch bei schweren Verkehrsunfällen, schwierigen Beatmungssituationen sowie anderen speziellen Notfallsituationen unterstützend hinzu alarmiert zu werden. Mit anderen Worten: „Wir steigern die Patientensicherheit im Kreis Offenbach und der Region um ein Vielfaches“, berichtet Oliver Quilling, Landrat des Kreises Offenbach.

Vor der Etablierung des neuen ECMO-NEF war der zeitnahe Transfer eines Notfall-Teams inklusive ECMO-Gerät zum Patienten nicht möglich. Aus diesem Grund erfolgte die konsequente Weiterentwicklung des Projektes mit der Anschaffung des „ECMO-NEF“, einem Mercedes Vito mit langem Radstand und dem etablieren einer entsprechend qualifizierten Besatzung.

Das neue ECMO-NEF ist am Notfall-Standort Langen direkt neben der Asklepios Klinik Langen stationiert. An der Klinik existiert seit mehr als 15 Jahren sehr erfolgreich ein hochspezialisiertes, mehrfach zertifiziertes ECMO-Zentrum. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Besatzung des ECMO-NEFs aus Mitarbeitern der Asklepios Klinik Langen und des ERD zusammensetzt. „Es sind drei erfahrene Fachkräfte notwendig, um Patienten unter Notfallbedingungen sicher an die ECMO anzuschließen. Fünf bis sechs Jahre Expertise als Mitarbeiter in einem ECMO-Zentrum sind mindestens notwendig, um diese Technik extern und in ungewohnter Umgebung sicher einsetzen zu können“, erklärt Dr. M. Schütz, Chefarzt der Klinik für Anästhesie & Intensivmedizin und Leiter des ECMO-Zentrums an der Asklepios Klink Langen.

Deutschlandweit gibt es nur wenige mobile ECMO-Teams „Im Kreis Offenbach und der Region ist das ECMO-NEF am Standort Langen, das einzige seiner Art“, so Holger Adler, ärztlicher Leiter des Eigenbetrieb Rettungsdienst.

„Der oben genannten Fall zeigt – ohne die gut funktionierende Rettungskette inklusive ECMO-NEF und Voraushelfern hätte dieser Patient den Transport nicht lebend überstanden, denn sowohl unsere langjährige Erfahrung mit dieser Technik als auch die vorliegenden wissenschaftlichen Daten zeigen, dass die Überlebenschancen unserer Patienten deutlich steigen, wenn die ECMO bei der Reanimation frühzeitig zum Einsatz kommt und zum anderen die Patienten danach in einem ECMO-Zentrum von einem erfahrenen, interdisziplinären Team betreut werden“, ergänzt Dr. Schütz.

ECMO

Dieses Verfahren ersetzt die Pumpfunktion des Herzens und übernimmt zeitgleich die Sauerstoffanreicherung des Blutes außerhalb des Körpers. So wird bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Zeit gewonnen, damit der Patient einer definitiven Versorgung zugeführt werden kann wie zum Beispiel einer Operation oder einer Herzkatheteruntersuchung.