Teilhabe im Fokus: Neunter Altersbericht der Bundesregierung vorgestellt


Der demografische Wandel stellt Kommunen vor zahlreiche Aufgaben: Teilhabechancen im Alter zu sichern, soziale Ungleichheiten abzubauen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein gutes Leben auch bei begrenzten Ressourcen ermöglichen. Im Kreishaus Dietzenbach stand am Dienstag die Vorstellung des neunten Altersberichts der Bundesregierung im Zentrum einer Fachveranstaltung mit dem Titel „Verantwortung gemeinsam tragen – Altersarmut mitdenken“. Sozialdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Carsten Müller begrüßte Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Politik und Praxis, die sich im Kreistagssitzungssaal gemeinsam über kommunale Gestaltungsmöglichkeiten austauschten.

Der jüngste Altersbericht unterstreicht die große Vielfalt der Lebenslagen älterer Menschen und verweist zugleich auf ungleiche Chancen gesellschaftlicher Teilhabe, die zum Beispiel durch Altersdiskriminierung – auch Ageismus genannt – entstehen. Die Verfasser des Berichts empfehlen daher eine ressortübergreifende Politik, die die Bereiche Wohnen, Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, Gesundheit, Sozialraum und soziale Eingebundenheit gemeinsam in den Blick nimmt und gezielt gegen Benachteiligung im Alter vorgeht.

Dr. Frank Berner, der Leiter der Geschäftsstelle für die Altersberichte am Deutschen Zentrum für Altersfragen, gab einen fundierten Überblick über die zentralen Befunde der Studie. Er zeigte auf, wie unterschiedliche soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen die Teilhabe im Alter beeinflussen und wo gesellschaftliche Ungleichheiten zu spürbaren Nachteilen führen. Im Anschluss vertiefte Prof. Dr. Antonio Brettschneider von der Technischen Hochschule Köln das Thema Altersarmut und stellte konkrete kommunale Handlungsperspektiven vor.

„Teilhabe im Alter gelingt dort, wo wir Barrieren abbauen und Zugänge vereinfachen. Kommunale Strukturen entscheiden darüber, ob Menschen trotz knapper Mittel gut leben können”, betonte Sozialdezernent Carsten Müller. „Der neunte Altersbericht setzt die richtigen Signale: Ungleichheiten erkennen, Ageismus entgegenwirken und Prävention stärken.“

Ein Blick auf die Situation im Kreis Offenbach zeigt, wo wirkungsvolle Ansatzpunkte liegen. Insbesondere die Nichtinanspruchnahme von Grundsicherung im Alter gilt als zentrales Problem verdeckter Armut. Der Altersbericht empfiehlt daher, insbesondere bürokratische Hürden abzubauen, Stigmatisierung zu vermeiden und kommunale Netzwerke zu stärken, um ältere Menschen besser zu erreichen.

Wie wichtig es ist, das Thema Altern strategisch anzugehen, hat der Kreis Offenbach früh erkannt. Bereits 1992 wurde auf Empfehlung des kreiseigenen Altenplans die Leitstelle Älterwerden eingerichtet. Inzwischen koordiniert sie seniorenpolitische Themen, initiiert Projekte und berät Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Fachstellen und politische Gremien. Der Erfolg zeigt sich auch im bundesweiten Vergleich: In einer Prognos-Studie im Auftrag des ZDF wurde der Kreis Offenbach als eine der seniorenfreundlichsten Regionen Deutschlands eingestuft – Platz 18 bundesweit, Rang drei in Hessen. „Diese Bewertung ist Ausdruck konsequenter Investitionen in Pflege, Infrastruktur, Mobilität und soziale Sicherheit“, sagte Casten Müller. „Die Leitstelle Älterwerden bildet dabei das organisatorische Rückgrat. Sie ist zentrale Anlaufstelle für Anliegen rund um das Älterwerden, für Fragen zu Demenz, zur Lebensgestaltung im Ruhestand oder zu innovativen Ansätzen in der Seniorenarbeit. Gleichzeitig versteht sie sich als Plattform, die die Kompetenzen älterer Menschen gezielt einbindet.”

Ziel ist es, gemeinsam mit den älteren Menschen tragfähige Lösungen zu entwickeln – nicht über ihre Köpfe hinweg, sondern im engen Dialog mit ihnen. Ob es um moderne Pflegekonzepte, altersgerechtes Wohnen oder die Gestaltung tragfähiger Hilfestrukturen vor Ort geht: Der Kreis Offenbach setzt auf vorausschauendes Handeln und Mitgestaltung. In diesem Sinne ist der vorgestellte neunte Altersbericht der Bundesregierung ein wichtiger Impulsgeber. Er benennt klar, was ist, und zeigt auf, was möglich wäre.

Der Bericht sowie weitere Informationen sind unter www.neunter-altersbericht.de abrufbar.