Fachsymposium in Brüssel setzt Zeichen

Hessisches Projekt Zweite Chance rückt in den Mittelpunkt

Im Rahmen der Europäischen Woche der Regionen und Städte hat am Dienstag, 14. Oktober 2025, in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel das Fachsymposium „Zukunft sozial gestalten“ stattgefunden. Eingeladen hatte das Europäische Projektmanagement der Pro Arbeit – Kreis Offenbach (AöR). Rund 70 Experten aus mehreren europäischen Ländern diskutierten Wege, Armut und sozialer Ausgrenzung wirksamer zu begegnen und erfolgreiche Ansätze europaweit zu vernetzen.

Den Auftakt setzte Heike Hofmann, Hessische Staatsministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Sie unterstrich, Armut sei kein unveränderliches Schicksal, sondern veränderbar, und nur gemeinsam auf gesellschaftlicher und europäischer Ebene zu bewältigen. Vernetzung und Kooperation eröffneten neue Perspektiven und stärkten soziale Teilhabe.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Projekt der Pro Arbeit „Zweite Chance“. „Das Vorhaben richtet sich an Menschen in schwierigen Lebenslagen, insbesondere an Wohnungslose sowie Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung“, betont Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent Carsten Müller. „Ziel ist es, diesen Gruppen individuelle Beratung, arbeitsmarktbezogene Maßnahmen und Gesundheitsförderung sowie gesellschaftliche Teilhabe zu sichern und den Weg in Beschäftigung zu ebnen. ‚Zweite Chance‘ zeigt so, wie sozialraumorientierte Unterstützung, Fürsorge und arbeitsmarktpolitische Instrumente konkret ineinandergreifen können.“ Die Umsetzung erfolgt im Verbund von Pro Arbeit, dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, der Stadt Neu-Isenburg und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.

„Zweite Chance“ ist zugleich Teil des von der Europäischen Union kofinanzierten Kooperationsprojekts FABCOM „Improving regional community-based and family-based care“. Mit dem hessischen Beitrag fließen Erfahrungen aus der Praxis in die europäische Debatte ein. In den kommenden Monaten wird das Modell weiter ausgebaut, um erfolgreiche Bausteine langfristig in der Regelpraxis zu verankern.

Der europäische Rahmen bildete die zweite Säule des Symposiums. Fachimpulse aus der Europäischen Kommission, aus kommunalen Programmen zur Wohnungssicherung und aus zivilgesellschaftlichen Netzwerken verdeutlichten die Bedeutung von Prävention, verlässlichem Zugang zu Beratung und einer engeren Verzahnung von Teilhabe und Arbeitsmarktintegration. Katarina Ivankovic Knezevic, Direktorin für Soziale Rechte und Inklusion bei der Europäischen Kommission, hob hervor, dass Armutsrisiken in der EU für Millionen Menschen fortbestehen. Die erste EU-Anti-Armutsstrategie werde sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf den Zugang zu grundlegenden Leistungen und Schutzmechanismen, auf das Angehen der Ursachen von Ausgrenzung und auf einen menschenzentrierten Ansatz, der den Armutskreislauf über Generationen hinweg durchbricht.

Das Symposium verdeutlichte, wie europäische und regionale Ebenen ineinandergreifen können und bot auf der Brüsseler Bühne Raum für Austausch, konkrete Beispiele und den gemeinsamen Anspruch, Armut spürbar zu verringern.