Sportvereine können bei der Verkehrswende Tempo machen
Beim Mobilitätsforum ging es um die Frage, wie man ohne Auto abgasfrei zum Training und Wettkampf kommt
Die Mobilität hat sich zu einer sozialen, ökologischen und ökonomischen Lebensader unserer Gesellschaft entwickelt. Im Kreis Offenbach, einem der am dichtesten besiedelten Kreise Hessens, entscheidet die Art, wie die Menschen unterwegs sind, welche Verkehrsmittel sie nutzen, zunehmend darüber, wie lebenswert, klimafreundlich und zukunftsfähig Städte und Gemeinden sind.
Vor allem im Nahverkehr liegt ein hohes Potenzial, die Emissionen zu verringern. Dabei spielen Sportvereine eine wichtige Rolle, denn viele Fahrten auf dem kurzen Weg zur Turnhalle, zum Schwimmbad oder zum Sportplatz erfolgen mit einem Auto. Sportvereine sind somit entscheidende Mobilitätsakteure, die wirksam zu einer nachhaltigen Verkehrswende beitragen können. Das wurde am Donnerstag beim 15. Mobilitätsforum des Kreises Offenbach in Dietzenbach deutlich, wo rund 120 Interessierte sich im Kreishaus mit der Frage beschäftigt haben, wie Sportvereine zu einer nachhaltigen Verkehrswende beitragen können.
Sportvereine sind Orte der Bewegung, die im Kreis Offenbach täglich Tausende von Menschen in Bewegung bringen, die zum Training oder zu Wettkämpfen unterwegs sind. Etwa mehr als die Hälfte aller Fahrten zu Sportstätten erfolgt mit dem Auto. Der Anteil der sogenannten Eltern-Taxis liegt bei Kinder- und Jugendsportarten sogar bei fast drei Viertel. „All diese lokalen Verkehrsströme – oft über eine kurze Distanz – offenbaren einen Handlungsbedarf für Vereine, Kommunen und Fachleute der Verkehrsplanung“, sagte Kreisbeigeordneter Alexander Böhn beim Mobilitätsforum, das der Kreis Offenbach seit zwölf Jahren organisiert. Solange die Infrastruktur und soziale Gewohnheiten die Nutzung des Autos begünstigen, wird die Mobilitätswende im Nahverkehr nach Darstellung von Alexander Böhn nur schwer erreichbar sein. „Die hohe Quote der Eltern-Taxis weist offensichtlich auf Defizite bei der Sicherheit von radfahrenden Kindern und Jugendlichen hin und zeigt, dass Netzwerke zur Gründung von Fahrgemeinschaften sowie koordinierte Initiativen der Vereine fehlen“, so Alexander Böhn.
Fachleute aus Vereinen, des Landessportbundes Hessen, des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, aus den Kommunen, vom Kreis Offenbach und allen voran Professor Dr. Jürgen Follmann vom Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen der Hochschule Darmstadt, der den Kreis Offenbach beim Leitbild Mobilität seit Jahren unterstützt, erläuterten in Vorträgen und einer Diskussion die Herausforderungen, vor der Vereine und Verkehrsträger stehen. Die Experten gingen der Frage nach, wie sichere und attraktive Bedingungen geschaffen werden können, damit gerade Kinder und Jugendliche selbstständig, klimafreundlich und sicher zur Sportstätte gelangen? Wenn der Weg zur Halle oder dem Sportplatz mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden kann, ist dies nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern zugleich ein Beitrag zur Fitness.
Nachhaltige Mobilität beginnt auf dem Vereinsgelände. Sportvereine können auf dem Weg zur Mobilitätswende Tempo machen. Jeder Verein sollte prüfen, ob es ausreichend Fahrradabstellflächen gibt und diese überdacht, beleuchtet und sicher sind. Um das Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad attraktiver zu gestalten, sollten auf dem Gelände der Sportvereine auch Lademöglichkeiten für E-Bikes geschaffen werden. Ebenso müsse die Anbindung mit Bus und Bahn verbessert werden. Auch digitale Tools für Gruppen, die zu Fuß gehen oder für Fahrgemeinschaften sowie gemeinsame Shuttle-Systeme könnten das Verkehrsaufkommen rund um die Sportstätten und damit die Schadstoffbelastung verringern.
„Bei der Klärung der Fragen und der Umsetzung der Ideen zum nachhaltigen Nahverkehr wird der Kreis die Sportvereine unterstützen und auch den Sportkreis, die Sportverbände, die Kommunen, den Runden Tisch Radverkehr, die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen sowie kompetente Partner im Nahverkehr mit ins Boot holen“, versprach Kreisbeigeordneter Alexander Böhn. „Nur durch ein gemeinsames, strukturiertes Vorgehen von Vereinsmanagement und lokalen Verkehrsexperten kann der Mobilitätswandel im Sport tatsächlich Realität werden. Bei den Sportvereinen sehe ich eine große Chance, unsere Mobilität nachhaltiger zu gestalten und zugleich etwas für die eigene Gesundheit zu tun.“