Projekt Landesfeuerwehrverband Hessen

Kompetenzen in nicht-technischen Themen zu erwerben, wird auch für die Feuerwehren immer wichtiger, um Herausforderungen wie Menschenführung, dem Umgang mit (interkulturellen) Konflikten oder Mitgliedergewinnung und -haltung souverän begegnen zu können. Hier setzt das Projekt „Feuerwehr – gemeinsam in die Zukunft“ des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV) an, um Feuerwehrangehörige auch jenseits der technischen Ausbildung professionell aufzustellen. Die Förderung durch das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (Z:T) des Bundesministeriums des Innern und für Heimat bietet dem LFV viel Gestaltungsspielraum, um an unterschiedlichen Stellschrauben zu drehen.

In Hessen begann das Projekt 2016 mit einem starken Fokus auf interkulturelle Kompetenz und die Ausbildung von Feuerwehrkräften zu über 100 Interkulturellen Beraterinnen und Beratern in enger Kooperation mit der Hessischen Landesfeuerwehrschule und dem Hessischen Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz (HMdI). Schon vor über zehn Jahren führten im Kreis Offenbach das Gefahrenabwehrzentrum und das Integrationsbüro interkulturelle Schulungen für Rettungsdienste durch. Aufgrund dieser Vorkenntnisse und Erfahrungen wurde das jetzige Projekt des Landesfeuerwehrverbandes hier angesiedelt und wird nach wie vor durch das Integrationsbüro begleitet. Neben den regulären Seminaren finden auch zweimal im Jahr Netzwerktreffen der Interkulturellen Beraterinnen und Berater statt, bei denen es um Mitgliedergewinnung oder integrationsfördernde Maßnahmen auf kommunaler Ebene geht. Zudem verleiht der LFV jährlich gemeinsam mit dem HMdI den Integrationspreis Brandschutz, bei dem Feuerwehren auf kommunaler oder auf Kreisebene für interkulturelle Projekte ausgezeichnet werden. Mehr dazu finden Sie in der Broschüre „Feuerwehr für alle“.

Kernstück des Projekts ist mittlerweile die Ausbildung von Feuerwehrangehörigen zu ehrenamtlichen Konfliktberaterinnen und -beratern. Sie können andere Feuerwehren durch ihre neutrale Außenperspektive bei Konflikten beraten, während sie gleichzeitig mit dem System Feuerwehr bestens vertraut sind. Inzwischen konnten sie so schon mehrere Feuerwehren dabei unterstützen, zwischenmenschliche Differenzen konstruktiv anzugehen und das kameradschaftliche Miteinander (wieder) zu stärken. Speziell für rechtspopulistische oder rechtsextreme Vorfälle wurden mit der Hessischen Jugendfeuerwehr sogenannte Rexlotsen ausgebildet, die dazu beraten oder weiter verweisen können. Mehr dazu finden Sie in der Broschüre „Umgang mit Rechtspopulismus“.

Seitdem wurde das Angebot an Maßnahmen kontinuierlich ausgeweitet, sodass es neben der neuen Konfliktberatung auch weitere Fortbildungsveranstaltungen gibt. Besonders nachgefragt sind zurzeit die Themen Generationenkonflikte, Stärkung von Feuerwehrfrauen sowie Führungsspagat zwischen Privatleben und Ehrenamt, die auch 2023 mehrfach verbandsintern angeboten wurden.

Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit den im Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ geförderten Projekten anderer Landesfeuerwehrverbände. So fand 2023 zum Beispiel ein gemeinsamer digitaler Fachtag zum Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ statt und die Produktion eines Podcasts zu unterschiedlichen Themen rund um Ehrenamt und Demokratie startete. Auch zum Deutschen Feuerwehrverband gibt es Verbindungen mit dem Projekt. Im Rahmen eines Arbeitskreises zum Thema sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt sind beispielsweise gerade Handlungsempfehlungen für Führungskräfte, Vertrauenspersonen und Opfer in Arbeit.