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18.08.2009

350 junge Menschen sorgen derzeit für mehr Sicherheit in Bussen und Bahnen

Modellprojekt Bus- und Bahnbegleiter im Kreis Offenbach ein großer Erfolg

Mit Gewaltprävention kann nicht früh genug begonnen werden! Nach dieser Devise wurden im Frühjahr 2006, nach einem Pilotversuch 2005, die ersten jungen Leute im Kreis Offenbach zu Bus- und Bahnbegleitern ausgebildet. In Heusenstamm wurde das Projekt gestartet, für das modellhaft auch ein umfangreiches Trainingsprogramm entwickelt wurde. Mittlerweile haben etwa 350 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung erfolgreich durchlaufen und ein Zertifikat erhalten. Sie stellen sich gemeinsam der Herausforderung, den Weg zum Unterricht und nach Hause stressfreier für alle – Mitschülerinnen und Mitschüler, Fahrgäste und Busfahrer – zu gestalten. Das notwendige Know-how wurde ihnen in 10 bis 12 Unterrichtseinheiten zu je zwei Schulstunden sowie an einem Projekttag von einem speziell ausgebildeten Mitarbeiter der KVG und einem Jugendkoordinator der Polizei vermittelt.

Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende der KVG, hat am Dienstagvormittag gemeinsam mit Polizeipräsident Heinrich Bernhardt und dem Pressesprecher Peter Vollmer vom Rhein-Main-Verkehrsverbund erfolgreich Bilanz gezogen: „Wir freuen uns, dass es uns mit vereinten Kräften gelungen ist, das Pilotmodell so erfolgreich zu gestalten, dass die Fortsetzung für die kommenden 5 Jahre fast selbstverständlich sicher gestellt werden konnte. Alle 13 kreisangehörigen Kommunen haben in den vergangenen Monaten einen Vertrag unterzeichnet, mit dem sie ihre Bereitschaft bekunden, sich mit 5 Cent pro Einwohner auch finanziell an dem Projekt zu beteiligen.“ Die Kosten betragen jährlich etwa 60.000 Euro, davon kommen 18.000 Euro aus der Kreiskasse.

„Nachdem der RMV bereits seit dem Jahr 2004 Bus- und Bahnbegleiter ausbildet, hat die KVG die Konzeption auf unsere Bedürfnisse angepasst“, erklärte die Aufsichtsratsvorsitzende Claudia Jäger. „Finanziert wird die Schulung durch den Kreis Offenbach, die Kommunen und die KVG. Weitere Beteiligte sind der RMV, das Polizeipräsidium Südosthessen, die Schulen im Kreis Offenbach, die Verkehrsunternehmen sowie die Stadtbusbetriebe der örtlichen Stadtwerke. Besonderen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit. So steht ein ausgebildeter Trainer auch nach der Ausbildung für die Betreuung und als Ansprechpartner zur Verfügung; es gibt regelmäßige Treffen, um über brenzlige Situationen und Lösungsansätze zu reflektieren. Das Projekt wird an allen 23 weiterführenden Schulen im Kreis angeboten, und kontinuierlich werden neue Jahrgänge ausgebildet. So ist inzwischen ein Netzwerk engagierter junger Menschen im gesamten Kreis entstanden. Dieses ist einmalig in ganz Hessen.“

„Wir sind dankbar für jede Hilfe, die geeignet ist, die Sicherheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gewährleisten“, stellte Polizeipräsident Heinrich Bernhardt fest. „Besonders lobenswert ist es, dass hierbei gerade junge Leute couragiert ihren Beitrag leisten, indem sie sich - gut ausgebildet - aktiv gegen Gewalt durch Gleichaltrige wenden oder ihr gar vorbeugen.“

„Die Fahrgäste sollen sich bei uns wohl fühlen und gerne unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen“, ergänzte Peter Vollmer vom RMV. „Daher unterstützen wir das Bus- und Bahnbegleiter-Programm im Kreis Offenbach. Denn nur wenn kleinere Rangeleien – sei es an der Haltstelle oder im Bus – unterbunden werden, entstehen keine größeren Raufereien. So kommen alle entspannt an ihr Ziel.“

Bernhardt sieht das Projekt „Ausbildung von Bus- und Bahnbegleitern“ als gelungenen interkommunalen Beitrag im Rahmen der „Sicherheitsoffensive“ des Landes Hessen. Seit dem Herbst 2006 unterstützt das Polizeipräsidium Südosthessen das Projekt durch die Einbindung von in der Jugendarbeit erfahrenen Mitarbeitern. Hierbei werden bewährte Elemente der erfolgreichen und speziell auf junge Leute abgestimmten Programme zur Gewaltprävention in die Ausbildung der Bus- und Bahnbegleiter eingebunden. Das Konzept „Cool sein – cool bleiben“ als Modul der fundierten Ausbildung sei hier nur beispielhaft genannt. Bestandteil der Schulung ist es insbesondere, die richtige Einschätzung von Konfliktsituationen und darauf abgestimmte Handlungsmöglichkeiten zur Entspannung der Lage zu trainieren, um später mit der richtigen Selbsteinschätzung und ohne erhöhtes eigenes Risiko agieren zu können.

Besonders hervorzuheben ist, dass an der Adolf-Reichwein-Schule (Haupt- und Realschule) in Heusenstamm inzwischen der vierte Ausbildungslehrgang von Bus- und Bahnbegleitern absolviert wurde. Das Schulzentrum der Adolf-Reichwein-Schule und des Adolf-Reichwein-Gymnasiums in Heusenstamm stellen somit einen Schwerpunkt der Bus- und Bahnbegleiterausbildung dar. Beide werden von sehr vielen Schülerinnen und Schülern aus den umliegenden Städten besucht. Die Bus- und Bahnbegleiter sind daher oft zwischen dem Schulstandort Heusenstamm und den Wohnorten Dietzenbach, Neu-Isenburg, Obertshausen, Rödermark und Rodgau unterwegs.

„An 24 weiterführenden Schulen haben wir inzwischen Bus- und Bahnbegleiter – teilweise sogar in der zweiten und vierten Generation“, freute sich Claudia Jäger über das freiwillige Engagement der jungen Menschen. „Daher hat der Kreisausschuss bereits im vergangenen Dezember beschlossen, das Projekt unbefristet fortzuführen. Auch alle 13 Kommunen haben die Kooperationsvereinbarung mit der KVG unterzeichnet, so dass das Erfolgsprogramm Bus- und Bahnbegleiter-Ausbildung im Kreis Offenbach fortgesetzt werden kann. Für die Zukunft hoffen wir, dass sich Freiwillige an allen Schulen im Kreis ausbilden lassen.“ Darüber hinaus wurden als weitere Sicherheitsmaßnahme 40 Busschulen durchgeführt, an denen mittlerweile annähernd 1.100 junge Leute beim Übergang in weiterführende Schulen teilgenommen haben.

„Die hohe Zahl der Schülerinnen und Schüler im Kreis Offenbach, die inzwischen eine Ausbildung als Bus- und Bahnbegleiter erfolgreich absolvierten, zeigt, dass das Projekt auf positive Resonanz stößt. Offensichtlich gibt es auch bei den Jugendlichen ein großes Interesse, auf dem Schulweg für Sicherheit unter den Gleichaltrigen zu sorgen und sich selbst bei aufkommenden Konflikten beruhigend und deeskalierend einzusetzen“, resümierte der Polizeipräsident und schloss mit einem Wunsch: „Mögen die Inhalte der Ausbildung nicht mit dem Schulabschluss in Vergessenheit geraten, sondern lebenslang im Bewusstsein erhalten bleiben – zum Schutze unserer Gesellschaft.“