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Insektenfreundlicher Garten

Die Zahlen an Schmetterlingen, Bienen, Käfern, Hummeln und Fliegen sind stark im Rückgang. Diese Entwicklung erscheint umso dramatischer, als dass natürlicherweise auch diejenigen betroffen sind, die von Insekten profitieren – wie zum Beispiel Vögel, Fledermäuse oder auch der Mensch. Allein der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung durch Insekten wird in Deutschland auf bis zu vier Milliarden Euro geschätzt.

Hauptursache für das Insektensterben sind die fehlenden Lebensräume. Auf intensiv genutzten Ackerflächen ohne Feldrand, Mulch- oder Silogrünland finden Insekten keinen Platz zum Leben. Es fehlen Nester am Boden oder in Stängeln. Der Wandel von einer vielgestaltigen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft zu pflegeleichten, großflächigen global konkurrenzfähigen Monokulturen hat dazu beigetragen.

Das gutgemeinte Samentütchen, das man beim Einkaufen oder ähnlichen Gelegenheiten in die Hand gedrückt bekommt, enthält meist Zierarten mit wenig oder keinem Nektarangebot. Es braucht aber ganz bewusst Flächen mit (fast vergessenen) Wildblumen.

Jede Bürgerin und jeder Bürger kann mitmachen und einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten. Die Biodiversität wird es ihnen danken.

Tipps für insektenfreundliche Gartengestaltung

Insektenfreundliche Gartenplanung

Plant man einen Garten anzulegen, so ist zum Beispiel ein reiner Steingarten mit schwarzen Basaltsteinen, einzelnen Bambuspflanzen und einer Thuja-Hecke außenherum nicht förderlich für heimische Insekten. Dort finden Tiere weder ein Nahrungsangebot, noch Unterschlupfmöglichkeiten. Ebenso verhält es sich mit einem akkurat gepflegten und häufig gemähten Zierrasen.

Eine kräuterreiche Wiese, die einmal im Jahr gemäht wird, macht nicht mehr Arbeit als ein Steingarten, hat aber einen deutlichen Mehrwert für die Natur.

Insektenfreundliche Hecken anlegen

Die beliebte Thuja- oder Zypressenhecke bietet wenig Nahrungsangebote für Insekten. Naturfreunde sollten auf heimische Sträucher wie Schlehe, Weißdorn oder Kornelkirsche zurückgreifen. Mit ihnen haben sie zudem noch einen duftenden Farbtupfer im Frühjahr.

Wintergrün sind diese Sträucher allerdings nicht und eignen sich daher weniger als Sichtschutz. Es wäre aber zu überlegen, ob ein ganzjähriger Rundum-Sichtschutz überhaupt nötig ist.

Heimische Wildpflanzen ansiedeln

Bei der Gartengestaltung sollte darauf geachtet werden, dass möglichst heimische Wildpflanzen Verwendung finden. Für die Anlage eines Blühstreifens oder einer kräuterreichen Wiese empfiehlt sich Saatgut mit dem Zertifizierungssiegel VWW-Regiosaaten® oder Regio-Zert®.

Weniger Mähen

Sicher gibt es Teilbereiche des Rasens, die ohnehin aufwändig zum Mähen sind und in denen hohe Gräser nicht stören. In diesen Arealen kann man das Gras einfach wachsen lassen!

Bei einer einmaligen Mahd im Spätsommer mit Entfernung des Mahdguts wird sich nach zirka zwei Jahren der Blütenreichtum von ganz allein einstellen.

Wiesen wachsen lassen

„Was wächst denn da schon wieder?“ Bevor sie der neuntdeckten Pflanze sofort mit allen Mitteln zu Leibe rücken, sollten Gartenfreunde erst einmal die Blüte abwarten. Wenn einem die Pflanze dann immer noch nicht gefällt, kann man sie immer noch vor der Samenreife herausreißen, sodass sie sich nicht verbreitet. In der Zwischenzeit können aber viele Bestäuber die Blüte besuchen und vielleicht darf das Kräutlein dann doch bleiben.

Nicht Mulchen

Wird gemulcht, bildet sich ein dichter Filz, der es anfliegenden Samen erschwert zu keimen. So entwickelt sich sehr schnell ein artenarmer und monotoner Grasbestand. Viel besser ist eine ein- oder maximal zweimalige Mahd mit Abräumen des Mahdguts im Spätsommer.

Unordnung im Garten zulassen

Wer Tieren etwas Gutes tun will, sollte trockene, gelbe Halme und Stängel über den Winter stehen lassen. In den Pflanzen finden zahlreiche Insekten ein Winterquartier.

Es nützt nicht viel, Insekten ein reichhaltiges Nahrungsangebot über den Sommer bereit zu halten, dafür aber keine Überwinterungsquartiere anzubieten.

Herbstlaub liegenlassen

Es steht nirgendwo geschrieben, dass herabgefallenes Herbstlaub sofort entsorgt werden muss. Man kann es in Ecken zu Haufen zusammen rechen und dort belassen, ebenso kann es bis zum Frühjahr auf den Beeten bleiben. Meist ist es bis dahin von ganz allein zersetzt und verschwunden. Im Winter bieten die Blätter aber Unterschlupfmöglichkeiten, düngen und lockern den Boden.

(Natürliche) Insektenhotels aufstellen

Viele der im Handel angebotenen Insektenhotels sind leider nicht sehr nützlich. Häufig findet sich in unmittelbarer Nähe der Wildbienen-Löcher Holzwolle für Ohrenkneifer. Der räuberische Ohrenkneifer ernährt sich aber sehr gerne von Wildbienenlarven. Auf diese Weise züchtet man höchstens Ohrenkneifer.

Besser ist es, im Garten genügend natürliche Strukturen anzubieten. Will man auf ein Insektenhotel nicht verzichten, so wird ein gelochter Holzblock für Wildbienen am meisten genutzt. Die Löcher müssen nach hinten dicht sein, der Rand sauber entgratet. Das Holz muss naturbelassen sein und darf mit der Zeit ruhig silbrig werden. Eine Lasur mögen die Insekten nicht.

Sicherlich ist ein gepflegter Garten ein Aushängeschild, auf das man stolz ist. Oft gibt es aber auch Teilbereiche, bei denen es gar nicht groß auffällt, wenn man sie in Ruhe lässt. Nicht jede Pflanze muss akribisch aus Ritzen gekratzt oder gar mit einem Herbizid besprüht, nicht jede Rasenfläche auf eine einheitliche Länge gebracht werden.

Sinnvoll ist ein kurzgehaltener Rasen aber dort, wo zum Beispiel Grill und Bänke stehen. Auch muss das geliebte Rosenbeet nicht komplett einer Blühfläche weichen. Vielmehr sollen Wildpflanzen als Ergänzung Einzug in die Gärten halten und wenig gepflegte und naturbelassene Teilbereiche ausprobiert werden.

Gartenfans merken meist von ganz allein, was gut ist und was wem nützt. Ein wenig Zeit braucht es allerdings schon, die Insekten müssen schließlich erst auf die neuen Flächen finden. Dann aber danken sie es. Das merken die Gartenbesitzerinnen und -besitzer spätestens, wenn sich eine Schar von Marienkäfern über Läuse hermacht, die ansonsten die Pflanzen befallen hätten, oder sich eine reiche Obsternte – den vielen Bestäubern sei Dank – ankündigt.