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18.12.2014

Kreis, Stadt und Agentur für Arbeit starten Initiative zur Vermittlung Schwerbehinderter

Gut eine Million schwerbehinderter Menschen sind in Deutschland beschäftigt. Sie zeigen Tag für Tag, was in ihnen steckt. Dennoch sind sehr viele Schwerbehinderte nach wie vor arbeitslos. In Stadt und Kreis Offenbach trifft dies aktuell auf exakt 1.196 Menschen zu. Zu viele!

Auf einer Pressekonferenz im Kreishaus in Dietzenbach haben daher die Stadt und der Kreis Offenbach sowie die Agentur für Arbeit Offenbach am Donnerstag eine gemeinsame Broschüre vorgestellt, mit der man bei Arbeitgebern für eine bessere Integration Schwerbehinderter in den ersten Arbeitsmarkt werben will.

„Zum einen möchte die Broschüre mit gängigen Vorurteilen aufräumen, zum anderen werden Wege aufgezeigt, wie ein potentieller Arbeitgeber Zuschüsse für eine behindertengerechte Ausgestaltung des Arbeitsplatzes oder sogenannte Eingliederungshilfen bekommen kann“, erklärten Carsten Müller, Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Felix Schwenke, Sozialdezernent der Stadt Offenbach sowie Thomas Iser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenbach übereinstimmend.

Zwar wurden 2013 exakt 329 Menschen mit Behinderung von den Kommunalen Jobcentern und der Agentur für Arbeit erfolgreich in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen vermittelt. Doch Kreis, Stadt und Arbeitsagentur ist das zu wenig.

„Hier gibt es Luft nach Oben“, betonte Carsten Müller. „Richtet man nämlich den Blick auf die Fähigkeiten der Schwerbehinderten, sieht man in vielen Fällen qualifizierte und hochmotivierte Arbeitskräfte, die aufgrund von diffusen Vorurteilen vom Arbeitsleben ausgeschlossen sind. Die allerwenigsten von uns wissen etwa, dass Menschen mit einer Schwerbehinderung überdurchschnittlich qualifiziert sind. Sie verfügen meist über abgeschlossene Berufsausbildungen und der Fachkräfteanteil ist höher als bei nicht schwerbehinderten Arbeitslosen.“ Dass Arbeitgeber dieses Potential als Chance erkennen, ist das eigentliche Ziel der Broschüre und der damit einhergehenden Vermittlungsoffensive von Stadt, Kreis und Arbeitsagentur.

Ein Behinderungsgrad sagt zudem nichts über die Leistungsfähigkeit eines Menschen aus. „Es gibt Menschen, die einen Behinderungsgrad von 50 aufweisen, ihr Handicap fällt allerdings im Arbeitsalltag fast gar nicht auf“, machte Felix Schwenke deutlich. „Beispielsweise wenn Menschen, die ein Bein verloren haben, als Bürokaufmann arbeiten oder etwa die blinde Mitarbeiterin eines Call-Centers.“

Eine besondere Rolle bei der Vermittlung von Schwerbehinderten kommt der Arbeitsagentur zu. Sie sucht nicht nur adäquate offene Stellen und versucht die Schwerbehinderten in Arbeit zu bringen, sondern unterstützt sie auch mit einer ganzen Reihe an Maßnahmen bei der beruflichen Integration. So wird beispielsweise die behindertengerechte Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes durch die Arbeitsagentur finanziell gefördert.   Wer sich unsicher ist, kann zudem die Möglichkeit nutzen, die Leistungsfähigkeit eines Menschen mit Behinderung im Rahmen eines Praktikums oder einer maximal dreimonatigen Probebeschäftigung im ganz normalen Arbeitsalltag zu überprüfen. Auch hier besteht die Option eines Zuschusses.

„Viele Arbeitgeber wissen allerdings zu wenig von den Hilfen zur Eingliederung in das Arbeitsleben“, bedauert Thomas Iser. „Auch das wollen wir mittelfristig gemeinsam ändern! Unser Bestreben ist es, einem Arbeitgeber die Einstellung eines Schwerbehinderten, wo es nur geht, zu erleichtern. Beispielsweise durch eine systematische Information zu allen Fördermöglichkeiten oder das Ausloten der Höhe eines Lohnkostenzuschusses.“

Der Arbeitgeberservice der Pro Arbeit des Kreises Offenbach, die MainArbeit der Stadt Offenbach sowie die Agentur für Arbeit verstehen sich dabei als gemeinsamer Dienstleister der Arbeitgeber! „Wir wollen jemanden, der in Erwägung zieht, einen Schwerbehinderten einzustellen, diesen Schritt so einfach wie nur irgend möglich machen, indem wir ihn vorab intensiv beraten, ihn im Einstellungsprozess unterstützen und eventuelle bürokratische Hindernisse aus dem Weg räumen“, sagte Iser.

Müller, Schwenke und Iser machten zudem deutlich, dass es sich die Gesellschaft angesichts eines sich verschärfenden Fachkräftemangels auch gar nicht länger leisten könne, das Potential von Menschen mit einem Handicap einfach zu ignorieren. Dass Ganze sei nicht nur eine Frage von Teilhabe oder Gerechtigkeit, sondern mittlerweile auch ein Stück weit ökonomische Notwendigkeit, so alle drei abschließend.