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24.04.2008

Erfolgreiche Jahresbilanz 2007 der sozialen Beratungszentren im Kreis Offenbach

Erziehungs-, Sucht- und Schuldnerberatung - wohnortnah und unter einem Dach, mit diesem Anspruch hat der Kreis Offenbach die Beratungslandschaft in den vergangenen Jahren neu strukturiert. Seit 2007 decken drei Beratungszentren unter der Regie des Diakonischen Werkes, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und des Caritasverbandes den Bedarf kreisweit ab. „Der Rückblick auf das erste Jahr bestätigt“, bilanziert Sozialdezernent Carsten Müller die Aufbauarbeit der letzten Jahre, „dass eine flächendeckende, belastbare und effiziente Infrastruktur gemeinsam mit kompetenten regionalen Partnern etabliert werden konnte. Trägerkooperation, die diese Bezeichnung auch verdient, ist angesichts der sozialen Herausforderungen unverzichtbar und wie man sieht, auch tatsächlich machbar.“

Während der Kreis die Gesamtverantwortung und mit 1,7 Millionen Euro auch etwa 90 Prozent der gesamten Kosten trägt, liegt die fachliche Arbeit in den Händen der Wohlfahrtsverbänden, im Zentrum West bei der Parität, im Zentrum Mitte bei der Diakonie und im Zentrum Ost bei der Caritas. Die Schuldnerberatung erfolgt alleine durch die Diakonie und die Suchterstberatung durch das fachlich versierte Personal des Suchthilfezentrums Wildhof. Die Erziehungsberatung befindet sich in unterschiedlicher Trägerschaft. Das Zentrum West mit Standort in Dreieich - Sprendlingen ist für Neu-Isenburg, Dreieich, Langen und Egelsbach zuständig. In der Kreisregion Mitte steht das Zentrum in Dietzenbach für die Kommunen Mühlheim, Obertshausen, Heusenstamm und Dietzenbach zur Verfügung. Das Beratungszentrum Ost für Rodgau, Rödermark, Hainburg, Seligenstadt und Mainhausen hat zunächst seinen Standort noch in Rödermark - Ober-Roden. Ab 2009 ist eine Verlegung nach Rodgau - Nieder-Roden oder Jügesheim vorgesehen; die Anlaufstelle in Seligenstadt bleibt erhalten.

Im vergangenen Jahr haben mehr als 3.000 Menschen teilweise mit ihren Familien die Beratungsstellen mit ihren insgesamt mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erstmalig aufgesucht. Davon entfielen auf die Erziehungsberatung 1.250 und auf die Schuldnerberatung 1.276 neue Beratungsfälle. Zu den weiteren Beratungsschwerpunkten gehören beispielsweise die Ehe- und Familienberatung oder die Schwangerschaftskonfliktberatung, die einzelne Träger eigenfinanziert in die Häuser einbringen. „Eine ganzheitlich ansetzende Beratung aus einer Hand durch das multiprofessionelle Team erleichtert den Zugang zur Beratung“, stellt der Geschäftsführer der Paritätischen Projekte gGmbH Marek Körner fest, „das gleiche gilt bei Mehrfachproblemen, wenn beispielsweise zu den Schuldenproblemen einer Familie noch Erziehungsprobleme hinzukommen. Außerdem erhöht sich durch die Bündelung des Angebotes unser Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung.“

„Der Umbau des Beratungsangebotes“, führt Carsten Müller weiter aus, „erfolgte auch mit Blick auf die Umsetzung von Hartz IV. Durch die enge Zusammenarbeit der Beratungszentren mit dem Fallmanagement der neu gegründeten ProArbeit des Kreises kommen zum einen immer mehr Klienten mit einer Suchtproblematik, immer noch ein wesentliches Vermittlungshemmnis. Noch gravierender ist zum anderen die Nachfrage in der Schuldnerberatung, derzeit liegt der Anteil der Klienten der Schuldnerberatung, die Leistungen des SGB II (Hartz IV) beziehen bei 50 Prozent.“ Diese Beratungen haben höchste Priorität. „Mit verschiedenen Maßnahmen haben wir in der vergangenen Zeit auf die wachsende Nachfrage reagiert“, sagt der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Martin Glaub, „die vorübergehende Verschiebung von Beratungskapazität im Fall eines Engpasses, aber auch die Umsetzung eines innovativen Konzeptes zur Gruppen-Erstinformation konnten die immer wieder anwachsenden Wartezeiten begrenzen. Im kommenden Jahr wird das wohl kaum noch ausreichen.“ In den Zentren West und Mitte liegt die aktuelle durchschnittliche Wartezeit bei drei und im Zentrum Ost bei einer Woche für Ratsuchende, die eine Eingliederungsvereinbarung mit dem Fallmanagement der ProArbeit abgeschlossen haben. Andere Ratsuchende müssen länger auf einen Termin warten.

Lang etabliert ist die Erziehungsberatung, die im Westkreis 2007 das dreißig-jährige Bestehen feiern konnte. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dieses Angebot mit 644 neuen Beratungsfällen im Ostkreis auf besonders hohe Resonanz stößt. „Unsere beinahe flächendeckende Vernetzung mit den Regelinstitutionen Kindergarten und Schule im Rahmen präventiver Projekte senkt für viele Eltern die Zugangsschwelle“, erklärt Monika Stauder-Winter, Caritasdirektorin, das Mehraufkommen, „zudem stehen uns zusätzliche Mittel der Städte Rodgau und Rödermark sowie Kirchensteuermittel zur Verfügung, so dass die Ausstattung der Erziehungsberatung deutlich besser als in den anderen Kreisregionen ist.“ „Die Zusammenarbeit der Erziehungsberatung mit Regelinstitutionen für Kinder wie Kindergarten und Schule“, ergänzt der Sozialdezernent, „gewinnt derzeit zunehmend an Bedeutung. Stichworte hierzu sind die Entwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren als unterstützende Anlaufstellen für Familien, aber auch die fachliche Unterstützung von Einrichtungsträgern der Kindertagesbetreuung, wie beispielsweise der Städten und Gemeinden, bei Hinweisen auf Kindeswohlgefährdung im Einzelfall.“

Das fach- und trägerübergreifende Kooperationsmodell verfügt in den Beratungsschwerpunkten Erziehung - in der Kreisverwaltung - und im Schwerpunkt Schulden - beim Diakonischen Werk - über jeweils eine Fachkoordinatorin. Hier werden Kompetenz und Qualitätsstandards kreisweit gesichert sowie Schnittstellen zu anderen Institutionen wie Kindertagesstätten, Schulen, ProArbeit und dem Kreisjugendamt weiterentwickelt. „Die systematische Intensivierung der guten Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen steht nun ganz oben auf meiner Agenda“, kündigt Carsten Müller an. „Dabei wollen wir, wie im November letzten Jahres im Westkreis begonnen, in regionalen Trägerkonferenzen Städte und Gemeinden und andere Träger sozialer Leistungen an einen Tisch bringen, um mit ihnen kooperativ eine kreisregionale und insbesondere sozialräumliche Perspektive bedarfsgerechter und passgenauer sozialer Angebote zu schärfen. Angesichts von über 8.000 Kindern und Jugendlichen im Kreisgebiet, deren Familien auf Hartz IV angewiesen sind, wird die sozialpolitische Herausforderung deutlich, an der wir als einer von 69 bundesweit optierenden Kreise mit unseren regionalen Partnern sicher näher dran sind, als eine Bundesagentur für Arbeit.“