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17.03.2004

Kreis Offenbach hat Konzept für die Dezentrale Förderschule – Schule für Erziehungshilfe und für Kranke vorgestellt

Die Anzahl der Kinder, die nur unregelmäßig oder gar nicht zur Schule gehen, oder die teilnahmslos im Unterricht sitzen, soll ab dem kommenden Schuljahr im Kreis Offenbach weniger werden. Um diesen jungen Menschen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen, haben das Staatliche Schulamt für Stadt und Kreis Offenbach und der Kreis Offenbach ein Konzept für die Dezentrale Förderschule – Schule für Erziehungshilfe und für Kranke erarbeitet. Schülerinnen und Schüler mit Defiziten in der sozialen und emotionalen Entwicklung sollen besonders gefördert werden. „Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die durch ihr Verhalten auffällig werden, hat in den letzten Jahren stark zugenommen“, erklären Landrat Peter Walter und der Leiter des Staatlichen Schulamtes Gerhard Maier die Gründe für das neue Konzept. „Diese Entwicklung ist nicht auf einzelne Schulen beschränkt, sondern an allen Schulen – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – zu verzeichnen. Derzeit gehören etwa 60 junge Menschen im Kreis dieser Fallgruppe an. Daher sahen wir uns gezwungen, Kompetenzen aus der Sonderpädagogik sowie der Erziehungs- und Jugendhilfe zusammenzuführen und zu bündeln.“

Die „Dezentrale Förderschule – Schule für Erziehungshilfe und für Kranke“ basiert auf dem Prinzip der dezentralen, integrativen und kooperativen Arbeitsweise. Im Wesentlichen erfolgt die Förderung der jungen Menschen in drei Schritten:

  1. Die Förderschule für Erziehungshilfe arbeitet vor Ort in der jeweiligen Schule mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern, ihren Lehrkräften sowie der Schule als Gesamtsystem. Dort definiert sie die Bedingungen für eine erfolgreiche Förderung und einen angemessenen Unterricht.
  2. Diagnosen über Erscheinungsformen und Ursachen der Fehlentwicklung des betroffenen Kindes oder Jugendlichen werden gestellt, die Sozialisationsbedingungen außerhalb der Schule betrachtet und beeinflusst.
  3. Aus diesen Erkenntnissen werden in Kooperation mit den Eltern, der allgemeinen Schule und der Jugendhilfe individuelle Förderpläne erarbeitet. Zwar ist das Einverständnis der Eltern Voraussetzung für Fördermaßnahmen der Jugendhilfe, jedoch besteht in Einzelfällen, in denen Sorgeberechtigte nicht zum Wohle ihrer Kinder handeln, die Möglichkeit, den jungen Menschen Hilfen dennoch zu gewähren. Erziehung, Unterricht und sonderpädagogische Maßnahmen sind miteinander verwoben. Sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig.

Ganz konkret werden im Kreishaus in Dietzenbach Büroräume für die Schulleitung der neuen Sonderschule für Erziehungshilfe und für Kranke zur Verfügung gestellt. Von dort werden die Sonderschullehrkräfte, finanziert vom Staatlichen Schulamt, und die sozialpädagogischen Fachkräfte, sollen aus dem Etat des Kreises bezahlt werden, koordiniert. Diese arbeiten schwerpunktmäßig direkt in den Stammschulen der Schülerinnen und Schüler mit pädagogischem Förderbedarf. Sie erarbeiten vor Ort Lösungen für die Probleme, die die Auffälligkeiten verursacht haben.

„Darüber hinaus streben wir Kooperationen mit freien Trägern an“, führt Peter Walter weiter aus. „Derzeit verhandeln wir mit verschiedenen Institutionen, beispielsweise mit der Aktionsgemeinschaft bewegungsorientierte Sozialarbeit e.V., die ihren Schwerpunkt auf die Gewaltprävention an Schulen gelegt hat, oder dem Wildhof, der sich dem Thema Sucht widmet. In Zukunft werden wir die vorhandenen Ressourcen weiter bündeln und so ausbauen. Unser Ziel ist ein kreisweites koordiniertes und standardisiertes Präventionsprogramm an den Schulen – jeweils angepasst an deren Bedarf. Dabei ist beispielsweise angedacht, dass eine feste Kraft des Allgemeinen Sozialen Dienstes unseres Fachdienstes Jugend und Soziales als Kontaktperson für jede Grundschule und jede Schule der Sekundarstufe eins im Kreis zur Verfügung steht. Sie soll unter anderem Anlaufstelle für Lehrkräfte bei Problemen einzelner Schülerinnen und Schülern sein und bereitet bei Bedarf die Beratung der Familie durch Beratungsdienste vor.“

„Mit dieser neuen Konzeption der Dezentralen Förderschule – Schule für Erziehungshilfe und für Kranke“, so der Landrat und der Leiter des Staatlichen Schulamtes zum Abschluss gemeinsam, „betreten wir ein weiteres Stück Neuland. Die Schülerinnen und Schüler, deren „Schulkarriere“ nicht planmäßig verläuft, erfordern unsere besondere Aufmerksamkeit, damit sie sich die Grundlagen für einen guten Start ins Berufsleben schaffen können. Unserem großen Ziel Schulstandort Nummer eins in Hessen zu werden kommen wir mit diesem Modul erneut ein Stück näher.“