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13.05.2014

Kreis startet Pflegeeltern Kampagne

Kinder sind die schwächsten und schutzwürdigsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Immer wieder entsteht die Situation, dass Kinder nicht in ihren Familien leben können. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von Vernachlässigung über Suchtprobleme der Eltern bis hin zur Gewalt in der Familie. Schon seit langem setzt die moderne Jugendhilfe darauf, Heimaufenthalte weitestgehend zu vermeiden und stattdessen für die betroffenen Kinder ein vorübergehendes oder dauerhaftes Zuhause zu finden.

„Pflegeeltern sind daher zu einem unverzichtbaren Baustein in der Jugendhilfe geworden“, erklärt dazu die Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Offenbach Claudia Jäger, „denn sie bieten Kindern die Möglichkeit in einem familiären Umfeld aufzuwachsen. Die Entscheidung zur Pflegelternschaft ist allerdings nicht leicht und darum wollen wir in den kommenden Wochen mit einer Informationskampagne verstärkt auf das Thema aufmerksam machen. Mit Informationskarten und Plakaten sowie im Internet und über die Medien wollen wir interessierte Menschen für das komplexe Thema sensibilisieren. Besonders freut es mich, dass sich auch die Kirchen bereitgefunden haben, das Informationsmaterial auszulegen, das auf unseren Informationstag am 26 Juni im Kreishaus hinweist.“

108 Mädchen und Jungen werden im Kreis Offenbach zurzeit als Pflegekinder in 87 Familien in Vollzeitpflege betreut. Hier verbleiben die Kinder meist in einer Familie, bis sie junge Erwachsene sind. Grundsätzlich gibt es zwei ganz unterschiedliche Modelle einer Pflegeelternschaft, zum einen die Bereitschafts- und zum anderen die Vollzeitpflege. In die Bereitschaftspflege werden Kinder vom Säuglings- bis zum Alter von maximal drei Jahren auf Zeit betreut. Sie verbleiben manchmal nur wenige Tage, höchstens allerdings ein Jahr, in den verschiedenen Betreuungsfamilien. Zielsetzung ist es, in dieser Zeit eine Entscheidung zu treffen, wie sich die Zukunft der Kinder dauerhaft gestalten soll. Im Fokus steht dabei immer das Kindeswohl, das die absolut oberste Priorität hat. Aktuell sind elf Kinder im Kreis in Bereitschaftspflege.

Gerade in diesem Bereich werden dringend noch Pflegefamilien gesucht. Lediglich acht Familien stehen aktuell im Kreis bereit, um solche Kinder im Notfall aufzunehmen und zu betreuen. „Auch hier hoffen wir, weitere Familien zu finden“, so Claudia Jäger.

Potentielle Pflegeltern erhalten zudem professionelle Unterstützung. „Unser Pflegekinderdienst“, erklärt Claudia Jäger, „bietet eine intensive Vorbereitung, eine regelmäßige Beratung durch persönliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Fachdienst Jugend, Familie und Soziales. Außerdem ist der Austausch mit anderen Pflegeeltern möglich.“ Natürlich wird auch der finanzielle Aufwand mit einem Pflegegeld erstattet.

Ganz wichtig ist für Pflegeeltern, dass sie Spaß und Freude am Umgang mit Kindern haben, über ausreichend Zeit und Platz für das Zusammenleben mit einem Kind verfügen und bereit sind, mit dem Fachdienst Jugend, Familie und Soziales und den leiblichen Eltern immer im Interesse des Kindes zusammen zu arbeiten. Darüber hinaus sollten sie bereits Erfahrungen gemacht haben, dass Krisen zum Leben gehören und ihre eigene Persönlichkeit als stabil und belastbar einschätzen.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass das ‚Ja‘ zur Pflegeelternschaft sehr wohl überlegt sein will, denn es bedeutet immer gravierende Veränderungen in der aufnehmenden Familie. „Aber“, hofft Claudia Jäger, „vielleicht trägt die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit in den kommenden sechs Wochen dazu bei, dass sich interessierte Menschen mit dem Gedanken auseinandersetzen, doch einem Kind ein vorübergehenden Zuhause zu schaffen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre mit Pflegeeltern zeigen immer wieder, dass diese Beziehung von Geben und Nehmen auf Dauer für alle Beteiligten das Beste sei.

Jäger machte abschließend nochmals klar, dass der Kreis Offenbach die Eltern auch nach der Aufnahme eines Kindes „keineswegs alleine lässt“. Denn oft müssen die Kinder eine schwierige familiäre Vergangenheit verarbeiten. Sie müssen den Wechsel von Bezugspersonen verkraften. Und sie spüren sicher oft auch einen Teil der Verunsicherungen, die durch die Konfrontation der aktuellen Eltern mit schwierigen leiblichen Eltern, mit Behörden, Vormündern, Familiengerichten und Gutachtern entstehen.

„Wer das alles weiß, hat sicher Verständnis für die ein oder andere schwierige Reaktion oder spezielle Verhaltensweisen seines Pflegekindes, die mit viel Liebe, Verständnis und Professionalität ausgeglichen werden müssen“, so Jäger abschließend. „Pflegeeltern im Kreis Offenbach bekommen vor diesem Hintergrund jede nur erdenkliche Unterstützung, die sie benötigen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises Offenbach haben deshalb auch immer ein offenes Ohr für die Pflegefamilie, wenn es um Probleme, Ängste und Sorgen, aber auch um Ideen und Verbesserungsvorschläge, geht.“