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22.11.2023

Landesehrenbriefe verliehen

Im Kreis Offenbach sorgen in Vereinen, Verbänden, Organisationen oder bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst tausende von ehrenamtlichen Kräften für eine große Vielfalt an Hilfs- und Freizeitangeboten. „Ohne das Engagement der Freiwilligen ginge in unserem Alltag etwas Wertvolles verloren. Das Ehrenamt schafft Raum und Zeit für Begegnungen, für ein soziales Miteinander etwa im Sportverein. Das ist vor allem in unserer pluralistischen Gesellschaft wichtig“, sagte Landrat Oliver Quilling am Mittwoch bei der Verleihung des Landesehrenbriefes an fünf verdiente Bürgerinnen und Bürger. Für ihre langjährige Tätigkeit zum Wohle der Gesellschaft wurden Sonja Arnold (Dreieich), Maria Sator-Marx (Neu-Isenburg), Dr. Heidemarie Soboll (Dreieich), Thomas Russ und Felix Schmunk (beide Neu-Isenburg) ausgezeichnet.

Sonja Arnold aus Dreieich gehört zu dem Drittel der Kreisbevölkerung, das sich freiwillig engagiert, um den Menschen mehr Lebensqualität zu schenken. Ihr selbstgewählter Aufgabenbereich ist die Kommunalpolitik. Was oft vergessen wird: Die Arbeit in der Gemeindevertretung, der Stadtverordnetenversammlungen oder im Kreistag ist ehrenamtlich. „Sonja Arnold hat sich in der Kommunalpolitik seit fast 40 Jahren vor allem mit ökologischen und sozialen Themen beschäftigt“, sagte Landrat Oliver Quilling in seiner Laudatio. Ihr ehrenamtliches Engagement begann 1985 im Ortsbeirat von Sprendlingen, bevor sie von 1989 an vier Jahre lang in der Stadtverordnetenversammlung Dreieich ein Mandat hatte. Von 1991 an war sie zwei Jahrzehnte für die Geschäftsführung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag verantwortlich.

In keinem anderen Gremium arbeitet die Dreieicherin so lang ehrenamtlich wie im Kreisausschuss – rund 30 Jahre. Sie hat sich für Gleichberechtigung stark gemacht und dafür gekämpft, dass Schwächere, Benachteiligte oder Kinder Unterstützung erhalten. Um Gerechtigkeit geht es Sonja Arnold nicht nur im Sozialen, sondern auch in ihren Ehrenämtern bei der Justiz. Sie engagierte sich als Hauptschöffin am Landgericht Darmstadt sowie als Richterin im Ersten Senat des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes. In der ehrenamtlichen Projektarbeit machte Sonja Arnold anderen Menschen den Weg für eine bessere Entwicklung frei so wie etwa in der Initiative „Wir nehmen jede Hürde“ oder im Musikprojekt „Grenzenlos“. Außerdem erinnert sie in einer Initiative an das Wirken von Alma Siedhoff-Buscher, einer Designerin am Bauhaus, die in Buchschlag arbeitete und 1944 bei einer Bombardierung starb.

Mit dem Landesehrenbrief wurde auch Maria Sator-Marx aus Neu-Isenburg ausgezeichnet. Sie ist seit rund vier Jahrzehnten in den Aufgabenfeldern Kommunalpolitik, katholische Kirchengemeinde und Kolpingfamilie aktiv. Seit 1989 gehört sie – mit einer kleinen Unterbrechung – dem Kreistag an und ist seit rund zwei Jahren auch stellvertretende Vorsitzende des Kreistages sowie Mitglied des Kreistagspräsidiums.

Seit 1985 arbeitet sie ununterbrochen in der Stadtverordnetenversammlung von Neu-Isenburg mit und ist genauso lang Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die ehemalige Landtagsabgeordnete ist in ihrer Heimatstadt sozial engagiert, setzt sich für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein, unterstützt die Jugendarbeit, sowie Projekte für Geflüchtete, organisiert Begegnungen mit den Menschen aus den Partnerstädten, insbesondere aus dem italienischen Chiusi. Seit 2014 trägt sie bei der „Speisekammer“ der Kirchengemeinde St. Josef Verantwortung und sorgt mit ihrem Team dafür, dass ärmere Menschen Lebensmittel und menschliche Wärme bekommen.

Ebenfalls in der Kommunalpolitik sowie in Verbänden und Initiativen, die sich für den Umwelt- und Naturschutz einsetzen, engagiert sich Dr. Heidemarie Soboll. Sie war von 2006 an 15 Jahre lang Stadtverordnete und viele Jahre Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Als Gründungsmitglied und langjährige Vorsitzende des Ortsverbandes Dreieich im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat sie viele lokale Umweltprojekte wie etwa die Baierhansenwiesen im Blick, aber auch über den Tellerrand geschaut und sich hessenweit für den Naturschutz stark gemacht. Dem BUND-Landesvorstand gehörte Dr. Heidemarie Soboll von 1993 bis 1999 an, erst als stellvertretende Vorsitzende und ab 1995 als gleichberechtigte Sprecherin. Sie organisierte die BUND-Fachveranstaltung Gesundheit und Umwelt mit Vorträgen und Diskussionen über Umweltmedizin, Elektrosmog und Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen. Außerdem war sie von 1997 an fünf Jahre lang Sprecherin des BUND-Landesarbeitskreises Umwelt und Gesundheit.

Vor zehn Jahren gründete sie gemeinsam mit anderen die Bürgerstiftung Dreieich, deren Vorsitzende und Sprecherin des Vorstandes sie bis heute ist. „In diesem Jahr kam eine neue Initiative hinzu, die bedürftigen Menschen unmittelbar und schnell hilft. Sie unterstützt das Projekt ,Herzenswärme‘, das von der Bürgerstiftung Dreieich und dem Bürgerverein Götzenhain ins Leben gerufen wurde“, so der Landrat in seiner Laudatio. Von „Herzenswärme“ kommt Hilfe für all jene, die anderen helfen. So hat die Initiative bisher unter anderem die „Speisekammer“ in Neu-Isenburg und die Tafel in Langen unterstützt.

Manchmal passt das Ehrenamt zum Beruf, das zeigt sich bei Thomas Russ aus Neu-Isenburg, der den Landesehrenbrief für sein Engagement im Ortsgericht Neu-Isenburg erhielt. Dort bringt sich Thomas Russ seit knapp 25 Jahren mit all seinen Kompetenzen ein. „Seine Expertise als Architekt hat die Arbeit des Ortsgerichts enorm bereichert“, so das Lob von Landrat Oliver Quilling. Thomas Russ ist in seinem Ehrenamt unter anderem für die Vorbereitung, Umsetzung und Nacharbeit von ortsgerichtlichen Schätzungen von Grund- und Gebäudeflächen zuständig. Auf diesem Gebiet war er bisher schon bei rund 700 Immobilienschätzungen federführend. Nach dem Start im Ortsgericht 1999 erfolgte zehn Jahre später die Wiederwahl und 2020 erneut die Ernennung durch das Amtsgericht in Offenbach, sodass Thomas Russ offiziell bis zum Sommer 2030 in Amt und Würden ist. Darüber hinaus war er auch lange Jahre Parteivorsitzender der FDP Neu-Isenburg.

Im doppelten Sinne ein Kollege von Thomas Russ ist Felix Schmunk, dessen Engagement ebenfalls mit dem Landesehrenbrief gewürdigt wurde. Der Neu-Isenburger ist ein erfahrener Architekt und seit rund zwei Jahrzehnten auch Ortsgerichtsschöffe. In diesem Jahr hat er das Amt des Ortsgerichtsvorstehers übernommen und ist damit der erste Ansprechpartner für alle Bürgerinnen und Bürger, die Fragen zu Sterbefällen, der Nachlasssicherung oder dem Wert einer Immobilie haben.

Felix Schmunks Engagement geht auch über das Ortsgericht hinaus. Im zweiten Ehrenamt arbeitet er in der Interessenvertretung seines Berufsstandes, der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH). Seit fast 40 Jahren ist er dort Mitglied und war ab dem Jahr 2000 14 Jahre lang Teil der Vertreterversammlung. Er gehört dem Ausschuss Aus-, Fort- und Weiterbildung, der Arbeitsgruppe Angestellte sowie dem Haushaltsausschuss an, in dem er dem Vorstand in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle jährlich einen ausgeglichenen Etat vorlegen muss. Ferner bringt sich Felix Schmunk seit knapp zehn Jahren im Aufsichtsausschuss für das Versorgungswerk der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ein, ist Delegierter der Bundeskammerversammlung und Vorstandspate die Arbeitsgruppe Wohnungsbau. „Felix Schmunk ist es zu verdanken, dass die Architekten- und Stadtplanerkammer die Zusammenarbeit mit den hessischen Hochschulen erfolgreich ausgebaut hat“, sagte Landrat Oliver Quilling bei der Verleihung des Landesehrenbriefes.

Mit dieser Auszeichnung würdigt das Land Hessen seit 50 Jahren Menschen, die mindestens zwölf Jahre lang in der kommunalen Selbstverwaltung, in kommunalen Einrichtungen, in Vereinen mit kulturellen und sozialen Zielen oder in vergleichbarer Weise ehrenamtlich gearbeitet haben. Initiiert wurde der Landesehrenbrief 1973 vom damaligen Ministerpräsident Albert Osswald. „Im Kreis Offenbach engagiert sich rund ein Drittel der Bevölkerung ehrenamtlich. Die Leistungen bereichern unsere Freizeitangebote, sie sind aber mit Blick auf die Hilfe im sozialen Bereich vor allem eine tragende Säule im gesellschaftlichen Miteinander“, betonte der Landrat.