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18.11.2014

Niedrige Zahl der arbeitslosen Jugendlichen im Kreis

Dank „BerufsWegeBegleitung“ oder Projekt „Neustart“

„Für mich als Jugend- und Sozialdezernent im Kreis Offenbach ist das Thema Übergang Schule in den Beruf besonders auch für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf schon immer ein besonderes Anliegen. Daher freue ich mich über die guten Zahlen der BerufsWegeBegleitung“, betonte der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz des Projektes.

Und in der Tat können sich die Zahlen sehen lassen. Müller: „Zunächst einmal lässt sich feststellen, dass wir unsere Ziele erreicht haben: Wir konnten über 800 junge Menschen in 2013 als Neuzugang verzeichnen und beraten. 71 Prozent davon konnten in Ausbildung, Arbeit oder weitere Qualifizierung vermittelt werden.“ Durchschnittlich werden aktuell über 670 Jugendliche begleitet. Davon sind circa 41 Prozent Mädchen und 43 Prozent junge Menschen mit Migrationshintergrund. Insgesamt konnte die Vermittlungsquote von 65 auf 71 Prozent gesteigert werden (Dezember 2012 auf Dezember 2013).

„Hier zeigt sich, dass eine individuelle Begleitung sowie der intensive Kontakt zu den Betrieben der Region ‚Gold wert‘ sind“, machte Müller deutlich. „Die jungen Menschen werden dort abgeholt, wo sie sind und erhalten die für sie sinnvolle Unterstützung. Dies konnte 2013 vor allem deshalb gelingen, weil wir seit 2012 fünf zusätzliche Stützpunkte an Schulen haben. Dadurch konnten wir schlicht an mehr Schulen beraten. Im Endeffekt konnten wir so die Zahl der jungen Menschen, die wir im Übergang Schule/Beruf begleiten von 460 im Jahr 2009 auf 817 im Jahr 2013 steigern.“

Der Kreis Offenbach initiierte 2003 die „BerufsWegeBegleitung“ als kreisweite Beratungs- und Förderstruktur für Jugendliche im Übergang Schule-Beruf. Das Angebot startete zunächst in drei Kommunen. Zurzeit werden rund 70 Prozent der Jugendlichen im Kreisgebiet durch wohnortnahe Stützpunkte erreicht. Seit 2014 wird mit dem Projekt „Jugend stärken in Schule und Beruf“ sogar das gesamte Kreisgebiet mit drei Beratungspersonen für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf abgedeckt.

Viele der Jugendlichen, die beraten werden, haben ausländische Wurzeln und kommen aus bildungsfernen Schichten, haben Sprachprobleme, familiäre oder kulturell bedingte Schwierigkeiten. „Auf diese speziellen Problemstellungen gehen wir in unserer Beratung gesondert ein und versuchen Angebote zu machen“, betont Müller. „Im November 2013 haben wir zum Beispiel im Kreis Offenbach den jährlichen BerufsWegeTag mit dem Schwerpunktthema Zusammenarbeit von Jugendsozialarbeit und Betrieben veranstaltet. Über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind unserer Einladung gefolgt und haben mit uns über die verschiedensten Kooperationsmöglichkeiten mit Betrieben diskutiert.“

Dabei wurde deutlich: Der Fachkräftemangel wird sich auch im Kreis Offenbach in den nächsten Jahren rasant verschärfen; bis 2020 sinkt laut Schätzungen der Industrie- und Handelskammer zufolge die Zahl der jährlichen Schulabgänger im IHK-Bezirk Offenbach um 11 Prozent auf rund 3.200. Trotzdem sind immense Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und anderer Institutionen notwendig, damit möglichst viele junge Menschen einen Job finden.

Und die Anstrengungen des Kreises sind erfolgreich: So lag etwa im Oktober diesen Jahres die Arbeitslosenquote bei den 15 bis unter 20-jährigen im Kreis Offenbach bei lediglich 4,3 Prozent. Insgesamt sind aktuell nur 192 Jugendliche zwischen 15 bis unter 20 Jahre arbeitslos gemeldet. Vom aktuellen Jahrgang blieben dieses Jahr von 2.493 gemeldeten Bewerbern für Ausbildungsstellen bis September ganze 14 Jugendliche ohne Ausbildungs- oder Arbeitsplatz beziehungsweise besuchen keine weiterführende Schule oder Universität.

Auch finanziell ist das Ganze für den Kreis durch zahlreiche Zuschüsse machbar. „Durch Unterstützung von Bund, Land und EU wendete der Kreis Offenbach 2013 ohne Personalkosten lediglich ca. 283.000 Euro an eigenen Kreismitteln auf, um Projekte in einer Gesamthöhe von über 1,5 Million Euro umzusetzen“, so Müller. Damit die Summe effizient und effektiv eingesetzt wird, ist eine kommunale Koordinierung des Übergangsmanagements von der Schule in die berufliche Ausbildung bzw. in eine berufliche Tätigkeit erforderlich, wie sie der Kreis Offenbach mit dem Netzwerk “Jugend in Beruf“ geschaffen hat. Im Rahmen der kommunalen Koordinierung werden die Angebote und Maßnahmen des Kreises als öffentlicher Träger der Jugendhilfe mit den Aktivitäten der Schulen, der Kammern und der Städte und Gemeinden aufeinander abgestimmt.

Neben der Berufswegebegleitung kümmert sich seit 2013 auch das Projekt Neustart um jugendliche Schulabgänger. Das Projekt ist eine Kooperation des Kreises Offenbach, der „Aktionsgemeinschaft Soziale Arbeit e.V.“, der Dezentralen Schule (DFE) des Kreises und dem Landesschulamt für die Stadt und den Kreis Offenbach. Hier stehen schwierige und sozial auffällige Jugendliche, die in einen normalen Schulbetrieb nicht mehr integrierbar sind im Focus. Sie haben oftmals die Teilnahme am Unterricht verweigert und sind lange Zeit gar nicht zur Schule gegangen. Einige haben bisher ohne sichtbaren Erfolg andere Maßnahmen wie Heimunterbringungen abgebrochen. Müller: „Diesen Jugendlichen werden in Neustart Perspektiven aufgezeigt. Sie werden von Sozialpädagogen intensiv betreut und jeweils von zwei Lehrkräften täglich zwischen 10 und 12:15 Uhr teilweise einzeln beschult. Während eines Berufspraktikums werden die Teilnehmer des Programms Neustart zudem intensiv auf die Anforderungen eines Berufsalltags wie Anwesenheit, Pünktlichkeit, Arbeiten im Team vorbereitet.“

Mitte Juli schafften so erstmals vier Jugendliche, die unter normalen Umständen die Schule ohne Abschluss verlassen hätten, ihren Hauptschulabschluss. Kosten des Projektes Neustart: 169.000 Euro pro Jahr für den Kreis. „Das ist auf den ersten Blick viel Geld.  Aber wenn man bedenkt, dass diese Jugendlichen ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Leben lang staatlich alimentiert werden müssten, ist ´Neustart‘ eine gute Investition“, so Müller. Man wolle zudem keinen Jugendlichen einfach aufgeben.

„In der Arbeit mit den jungen Menschen ist es uns wichtig, dass möglichst alle, die Unterstützung brauchen, eine Anlaufstelle haben oder über aufsuchende Ansätze der Berufswegebegleitung wie beispielsweise durch das Projekt „Jugend stärken in Schule und Beruf“ erreicht werden“, so Müller abschließend. „Denn im Dschungel der Möglichkeiten des beruflichen Einstiegs oder auch des Übergangssystems sind Beratungs- und Lotsenaufgaben für junge Menschen unerlässlich.“