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17.06.2003

Vom kreiseigenen Betrieb zum privaten Betreiber

Ein Jahr Asklepios-Kliniken in Langen und Seligenstadt

Gut ein Jahr ist es her, dass die Kreiskliniken in Langen und Seligenstadt den Betreiber gewechselt haben. „Für uns war dieser Schritt konsequent und notwendig“, erläutert Landrat Peter Walter, „weil wir ohne privaten Partner dem Wettbewerb dauerhaft nicht hätten standhalten können.“

Nachdem die beiden Krankenhäuser Langen mit 321 und Seligenstadt mit 150 Betten bereits 1993 erstmals in einem gemeinsamen Eigenbetrieb geführt wurden, erfolgte 1996 die Gründung einer GmbH. Die Bereiche Wirtschaftsversorgung und Technik wurden über eine Tochter-GmbH organisiert, um den Kliniken die Chance zu geben, sich auf das eigentliche Kerngeschäft Medizin und Pflege zu konzentrieren. „Es ist damit gelungen, die Produktivität und Wirtschaftlichkeit stetig zu verbessern“, führt Peter Walter aus, „und in den Jahren 1996 – 2001 mussten wir als Gesellschafter keine Betriebskostenzuschüsse mehr leisten. Die laufenden Betriebskosten konnten allein über die verfügbaren Budgets bewältigt werden. Dazu gehört auch ein Investitionsvolumen von annähernd 35 Millionen Euro, von denen 52 Prozent allein vom Kreis und den Kliniken finanziert wurden, den Rest gab es als Fördermittel vom Land Hessen.“

All diese Anstrengungen haben aber nicht ausgereicht, um für die weitere Entwicklung gewappnet zu sein. Da bei stagnierenden Budgets die Kosten stärker stiegen als die Erlöse, musste die Finanzierung von Investitionen aus Eigenmitteln zwangsläufig immer weiter zurückgefahren werden. Mit den Fördermitteln des Landes war dieses Defizit nicht zu decken, so dass auch das Geld für Rationalisierungsinvestitionen fehlte, die zur weiteren Optimierung der Betriebsabläufe zwingend notwendig gewesen wären. Wettbewerbsnachteile waren vorprogrammiert, zumal der mittelfristige Investitionsbedarf für beide Einrichtungen auf eine zweistellige Millionenhöhe in Euro beziffert wurde, ohne die wichtigen neuen Geschäftsfelder Psychiatrie und Geriatrie mit einzubeziehen.

„Vor diesem Hintergrund“, so der Landrat weiter, „hat der Kreistag am 19. Juni 2001 den Auftrag erteilt, einen strategischen Partner zu suchen. Kriterien für den Auswahlprozess waren die Sozialkompetenz gegenüber den Beschäftigten, das betriebliche Konzept, die mittelfristige Investitionsplanung, Referenzen für die Krankenhaustätigkeit sowie Kompetenz und Mitspracherecht zur Sicherstellung des Versorgungsauftrages. Wir haben uns dann Anfang 2002 für Asklepios entschieden, weil damit für die Bevölkerung des Kreises eine Vielzahl von Vorteilen verbunden ist.“

Die Asklepios GmbH führt etwa 80 Klinikbetriebe und Rehabilitationseinrichtungen im ganzen Bundesgebiet und das daraus gewonnene Know-how kommt auch nun den Häusern in Langen und Seligenstadt zu Gute. Die Verbesserung der Kapitalausstattung erlaubt eine raschere Realisierung rückständiger Investitionen, der Kreishaushalt selbst kann dauerhaft um 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Jahr entlastet werden, weil das Finanzierungsrisiko aus dem laufenden Klinikbetrieb entfällt. Eine zusätzliche Nettoentlastung von einer Million Euro pro Jahr resultiert außerdem aus dem Wegfall der Zuschüsse, unter anderem für den Betrieb der Ambulanzen und der Wohnbereiche. Dafür nimmt Asklepios in vollem Umfang den Sicherstellungsauftrag für die stationäre Versorgung der Bevölkerung im Kreis Offenbach wahr, wobei der Kreis selbst als Mitglied im Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung die Ziele weiter maßgeblich mitbestimmen kann. Übertragen wurde außerdem nur der Betrieb, die Grundstücke wurden zunächst auf 50 Jahre im Wege des Erbbaurechtes zur Verfügung gestellt. Vertragscontrolling gewährleistet, dass alle Verpflichtungen auch eingehalten werden.“

„Wir haben uns zu der Übernahme dieser Häuser entschieden“, erklärt Volkmar Bölke, Geschäftsführer der Asklepios Kliniken Langen Seligenstadt GmbH in Langen, „weil es sich bei den Kliniken in Langen und Seligenstadt sowohl um attraktive und als auch notwendige Versorgungsstandorte für die Bevölkerung handelt. Mit der Übernahme des Klinikbetriebes sind wir in vielen Bereichen aktiv geworden. Nach Neuordnung der Bausituation in Langen werden bis zum 1. Juli 2003 18 Zimmer im Rahmen des ersten Bauabschnittes fertig gestellt. Im zweiten Bauabschnitt sanieren wir das Bettenhaus vom zweites bis sechstes Obergeschoss und die Geburtshilfe, im dritten Bauabschnitt kommen dann Erdgeschoss, Untergeschoss und das siebtes Obergeschoss an die Reihe. Zusätzlich wurde bereits ein Herzkathederlabor mit Eigenmitteln von etwa eine Million Euro eingerichtet.“

Im medizinischen Bereich wurde – ebenfalls in Langen - die Kardiologie in der internistischen Abteilung etabliert, die Endoprothetik in der Unfallchirurgie ausgebaut sowie der Bereich Fuß- und Handchirurgie aufgebaut. In der Gynäkologie wurde mit gleichen Abteilungen anderer Asklepios-Einrichtungen ein Brustzentrum gegründet, das mittlerweile offiziell nach ISO 9000 zertifiziert ist. Außerdem wurden die Aufgaben in der Gastroenterologie mit einer internistischen Facharztpraxis in Langen verzahnt. Weitere Kooperationen wurden in der Kardiologie und der Orthopädie mit Facharztpraxen Neu-Isenburg, Darmstadt – Griesheim und Bad Vilbel eingegangen. In Seligenstadt konnte mit externen Orthopäden ein Kompetenzzentrum für Endoprothetik etabliert werden, für dessen Erfolg eine hohe Nachfrage spricht. Für beide Kliniken wurde Anfang des Jahres ein Pflegeleitbild entwickelt und verabschiedet.

„Wir haben außerdem über aktive Öffentlichkeitsarbeit“, so der Geschäftsführer weiter, „das veränderte und erweiterte Aufgabenspektrum der „neuen Kliniken“ in die Bevölkerung getragen. Dazu gehört neben aktuellen Veröffentlichungen unter anderem eine Veranstaltungsreihe für Bevölkerung, die unter dem Motto „Ihre Klinik vor Ort“ steht, Tage der Offenen Tür, ein Gesundheitstag mit den niedergelassenen Ärzten in Langen und Dreieich sowie die Teilnahme an regionalen Gesundheitsveranstaltungen wie beispielsweise der Herztag in Neu-Isenburg am vergangenen Wochenende. Unser Ziel ist es, dass sich die Patienten in unserem Haus gut aufgehoben fühlen und uns als kompetente Einrichtung weiter empfehlen, die sich vor allem an den Interessen des Patienten orientiert.“

Neben der Neuorientierung der Chirurgie, die sich künftig auch auf die Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) ausrichtet, wird der Versorgungsbedarf von psychiatrisch und geriatrisch erkrankten Menschen im Mittelpunkt der Planungen stehen. „Wir alle wissen“, ergänzt Landrat Peter Walter, „dass mit einer steigenden Anzahl von altersbedingten Demenzerkrankungen zu rechnen ist. Dafür brauchen wir medizinisch kompetente Betreuung, die auch die Angehörigen entlastet. Bei der Realisierung dieses Projektes haben wir mit der Asklepios GmbH einen kompetenten Partner, der auf Erfahrungen zurückgreifen kann. Die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt eindrucksvoll, dass der Weg, den der Kreis Offenbach eingeschlagen hat, einen privaten Partner für die Kliniken zu gewinnen, absolut der Richtige war.“