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24.07.2006

Wissenschaft sieht PPP-Projekt positiv

Studenten der TU Darmstadt haben das Modellprojekt des Kreises Offenbach untersucht

Die beiden Studenten Klaus Hirth und Patricia Egres haben sich in ihrer Diplomarbeit mit dem PPP-Projekt des Kreises Offenbach beschäftigt. Betreut wurden die beiden Studenten von Professor Dr. Andreas Pfnür vom Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Fachgebiet Immobilien-wirtschaft und Baubetriebswirtschaft. Klaus Hirth und Patricia Egres haben in dieser Woche gemeinsam mit Landrat Peter Walter ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Während sich Klaus Hirth mit dem Thema „Wirt-schaftlichkeit und Effizienzgewinne“ beschäftigt hat, betrachtete Patricia Egres die „Auswirkungen auf psychologische Variablen“ näher.

„Als wir uns vor nunmehr zwei Jahren für die Partnerschaft mit Unternehmen bei der Sanierung, Bewirtschaftung und Instandhaltung unserer Schulen entschlossen haben“, erläutert Landrat Peter Walter die Zielsetzung, „waren wir überzeugt, dass wir durch die Form der Kooperation die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer unserer 90 Schulen deutlich steigern können. Um diese Theorie auch wissenschaftlich in der Praxis zu überprüfen, haben wir diese beiden Diplomarbeiten in Auftrag gegeben.“ Grundlage beider Arbeiten war die Vermutung, dass das PPP-Projekt Kreis Offenbach sowohl aus immobilien- und betriebswirtschaftlicher als auch aus psycho-logischer Sicht ein Vorteil für den Kreis wäre. Ziel war die Aufdeckung von Effizienzvorteilen - einerseits aus immobilien- und betriebswirtschaftlicher Sicht und andererseits aus psychologischer Sicht.

Klaus Hirth untersuchte zunächst die quantitativen Auswirkungen auf das technische Gebäudemanagement, die Sanierung, das infrastrukturelle Gebäudemanagement und das kaufmännische Gebäudemanagement. Dabei zeigte sich, dass die Gesamtkosten bei der Ausführung durch die Projekt-gesellschaft im Los West etwa 61 Millionen Euro über 15 Jahren unter denen der Eigenerledigung durch den Kreis liegen. Die effizientere Arbeitsweise des privaten Partners ist die Ursache hierfür. Dazu zählen kürzere Entscheidungswege und eine bessere Organisationsform, gewinnorientierte Ausrichtung, mehr Know-how und Erfahrung, die Einführung von Energiemanagement sowie die Berücksichtigung des Lebenszyklus der Immobilie. Auch die qualitativen Auswirkungen hat der Student beleuchtet. Dabei sind die Bereitstellung zeitgemäßer Bildungseinrichtungen, der Erhalt der Gebäudesubstanz, der Risikotransfer, die Effizienz der Leistungserbringung, die Kostensenkung und Entlastung der Umwelt sowie die Planungssicherheit für den Kreishaushalt die entscheidenden Faktoren. Durch die Grundvergütung an SKE besteht eine große Planungssicherheit für den Kreishaushalt. Die Kosten für die Eigenerledigung hingegen wären von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Insgesamt kommt Klaus Hirth zu dem Ergebnis, dass der Kreis Offenbach mit seinem Projekt neue Maßstäbe setzt. So beträgt der Wirtschaftlichkeitsvorteil gegenüber der konventionellen Beschaffung fast 19 Prozent. Insbesondere der Vergleich der Organisationsstrukturen vor und nach Einführung des PPP-Konzepts macht den Erfolg der Maßnahme deutlich.

Patricia Egres analysierte den psychologischen Nutzen aus dem PPP-Projekt Offenbach. Ihre Thesen lauteten:

    1. Haben Nutzer sanierter Schulgebäude häufiger Veränderungen bemerkt an ihrem Schulgebäude als Nutzer unsanierter Schulgebäude.
    2. Sind Nutzer sanierter Schulgebäude zufriedener mit ihrem Schulgebäude als Nutzer unsanierter Gebäude. Dazu befragte sie die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerkollegien sowie die Eltern von acht Schulen im Westteil des Kreises Offenbach - je zwei Grund- und Gesamtschulen, die bereits saniert worden sind, sowie zwei Grundschulen, eine Gesamtschule und ein Gymnasium, die nicht saniert worden sind. Konkret heißt dies: 373 Schülerinnen und Schüler, 134 Lehrkräfte sowie 187 Eltern wurden per Fragebogen um ihre Meinung gebeten. Die Wissenschaftlerin kam zu dem Ergebnis, dass die Veränderungen durch die Schulsanierung deutlich bemerkt worden sind sowie eine deutlich höhere Zufriedenheit mit dem Schulgebäude beziehungsweise seiner Ausstattung an sanierten Schulen herrscht. Weit mehr als die Hälfte aller Befragten sind mit dem Facility-Management an ihrer Schule hochzufrieden. Fast alle Befragten freuen sich über eine gute Gebäudeinstandhaltung. Mehr als der Hälfte der Befragten ist das Erscheinungsbild ihrer Schule heute wichtiger als früher. Im Vergleich zwischen den sanierten und unsanierten Schulen zeigt sich, dass die Nutzer eine höhere Aufmerksamkeit und Zufriedenheit an den sanierten Schulen haben. Ebenfalls identifizieren sich die Schülerinnen und Schüler eher mit ihrer Schule, wenn diese saniert ist. Das gleiche Ergebnis zeigt sich auch bei der Arbeitszufriedenheit der Lehrkräfte. Diese ist an bereits sanierten Schulen höher. Zusammenfassend ist festzustellen, je höher die Zufriedenheit mit dem Schulgebäude beziehungsweise der Schulausstattung ist, desto höher sind die Identifikation, die Arbeitszufriedenheit, die Lernmotivation und das Wohlbefinden. In gleichem Maß geht der Vandalismus zurück.

„Die Effizienzvorteile lassen sich eindeutig erklären“, zieht Professor Dr. Andreas Pfnür, der beide Arbeiten betreute, sein Fazit. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass nicht nur Kosteneinsparungseffekte durch PPP-Modelle entstehen, sondern auch der Nutzen der Immobilie als Betriebsmittel im schulischen Prozess erkennbar verbessert wird.“

„Wir sind vor einigen Jahren einen mutigen Schritt gegangen“, erklärt Landrat Peter Walter, „und haben trotz vieler Widerstände das bundesweite Modell-projekt PPP im Kreis Offenbach initiiert und umgesetzt. Immer mehr öffentliche Verwaltungen folgen inzwischen unserem Beispiel. Immer wieder bekommen wir die Frage gestellt, was der Nutzen ist. Daher haben wir besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Evaluation unseres Projektes gelegt. Dank unserer Kooperation mit der TU Darmstadt konnte diese zügig umgesetzt werden. Diese beiden Diplomarbeiten zeigen auch aus wissenschaftlicher Sicht, dass sich unser Schritt gelohnt hat. Nicht erst seit der Pisa-Studie wird vielen Schulträgern bewusst, wie wichtig das Lernumfeld für den schulischen Erfolg der Lernenden ist. Die Ergebnisse der beiden Diplomarbeiten belegen, wie zufrieden die Nutzerinnen und Nutzer unserer Schulen mit den Auswirkungen des PPP-Projekts sind.“