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20.11.2012

Zehn Jahre Integrationsbüro des Kreises Offenbach eine erfolgreiche Bilanz

Vor zehn Jahren hat der Kreis Offenbach in Kooperation mit dem Kreisausländerbeirat und unterstützt vom Land Hessen das erste Integrationsbüro auf Kreisebene aus der Taufe gehoben. „Die Arbeitsbilanz des ersten Jahrzehnts", freuen sich Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger und Landrat Oliver Quilling, „dokumentiert nicht nur anhand zahlreicher Modellprojekte, dass es gelungen ist, Integrationsprozesse aktiv zu unterstützen und Brücken zu schlagen. Denn das konstruktive Zusammenleben von Menschen aus aller Welt, mit unterschiedlicher kultureller, religiöser sowie sprachlicher Herkunft kommt nicht von selbst und birgt manche Herausforderung. Bester Beweis für die hervorragende Arbeit, und das hat der hessische Staatsminister für Integration Jörg-Uwe Hahn erst jüngst vor Ort in Rödermark bestätigt, ist die Tatsache, dass der Kreis vom Land nicht mehr als Modellregion ausgewählt wurde, weil die Integrationsarbeit bereits sehr weit etabliert ist. Stattdessen übernehmen wir eine Beraterfunktion im „Kompetenzkreis Modellregionen" für andere Städte und Kreise in Hessen."

Die erfolgreiche Arbeit des Integrationsbüros ist fest mit dem Namen Selver Erol verbunden, die das Büro aufgebaut hat. Aus dem Ein-Frau-Betrieb hat sich mittlerweile ein Fachdienst mit fünf dauerhaft Beschäftigten und vier Projektmitarbeiterinnen entwickelt. „Integration wird als ganzheitlicher, alle Lebensbereiche umfassender Ansatz verstanden", führt Claudia Jäger aus, „der umfassende Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund ermöglicht."

Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Aktivierung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und der Netzwerkbildung. Darum werden für fast alle Maßnahmen Kooperationspartner gesucht, angefangen bei den Fachdiensten der Kreisverwaltung über die kreisangehörigen Kommunen, Einrichtungen und Institutionen, bis hin zu den Vereinen und Verbänden im Kreis. Realisiert wurden so verschiedene Lotsenprojekte wie „(f)infit- Fit in Finanzen", „Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheitslotsen in Hessen" (kurz MiMi), Elternlotsen in den Schulen und in den Kindertagesstätten. Das Projekt „Integration braucht Partnerschaften" wirkte über die Kreisgrenzen hinaus und wurde von den Mitgliedern der damaligen Region Starkenburg übernommen und ist auch bundesweit beispielgebend.

Auf besonders große Resonanz ist der Ansatz gestoßen, Eltern früh in die Kindergartenarbeit einzubinden. Dies ist auch der Grundgedanke beim aktuellen Projekt „FAMILIENwerkSTADT", das sich aus dem Vorgängerprojekt „Wir nehmen alle mit!" entwickelt hat. Hier hat der Kreis als Vorreiter von 2005 bis 2007, über 70.000 Euro in die Hand genommen, um mit drei Kindertageseinrichtungen in Dietzenbach, Dreieich und Rodgau den Anfang zu machen. Es galt, eine fachlich fundierte interkulturelle Öffnung der beteiligten Einrichtungen zu fördern und umzusetzen, die auf die Bedürfnisse der Kinder und Familien in der Einrichtung gezielt eingeht, diese aktiviert sowie die partnerschaftliche Beteiligung berücksichtigt. Die positiven Erfahrungen mit diesem Projekt haben dazu geführt, dass die Idee eines Familienzentrums unbedingt weiter verfolgt werden soll. Mittlerweile sind fünf Einrichtungen beteiligt. Die Ziele sind: Verbesserung der Bildungs- und Betreuungsqualität, Aufbau eines Netzwerkes im Stadtteil bzw. in der Kommune, Ausbau der erforderlichen zielgruppengerichteten Maßnahmen für Kinder und Eltern, Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit mit den Eltern und stärkere Einbeziehung, Ausbau der interkulturellen Kompetenz in den Einrichtungen und die Entwicklung der Einrichtungen zu einem Familienzentrum.

In das Projekt sind etwa 340.000 Euro geflossen. Davon übernimmt das Land Hessen 160.000 Euro, der Kreis Offenbach über 130.000 Euro, die restliche Summe wird von den beteiligten Kommunen getragen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet durch Professor Dr. Uta Meier-Gräwe von der Universität Gießen. „Wir werden alles daran setzen", so die Erste Kreisbeigeordnete, „dass nach offiziellem Auslaufen des Projektes Ende März 2013 auch weiterhin eine dauerhafte Sicherung der erreichten Ziele durch alle Beteiligten gewährleistet werden kann."

Zu den weiteren Projekten, die für die Arbeit des Integrationsbüros in den ersten zehn Jahren stehen, gehört auch „Vereine aktiv für Integration": Insgesamt haben sich 27 Vereine beteiligt und sich dabei im Rahmen der Kooperation für die Entwicklung eines Integrationsgütesiegels ausgesprochen. Dies hat Landrat Oliver Quilling erstmals im Oktober an die Schützengesellschaft 1961 e.V. in Neu-Isenburg verliehen, weitere Auszeichnungen werden in den kommenden Wochen folgen. „Wichtig war es", so Landrat und Erste Kreisbeigeordnete, „unseren Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund den Zugang zu den deutschen Vereinen zu erleichtern. Das ist gelungen, denn die Arbeit wird fortgesetzt über das „Integrationsforum der Vereine und Verbände im Kreis Offenbach", das sich zwei bis drei Mal im Jahr trifft."

Ein wesentlicher Baustein für das Gelingen von Integration ist nach wie vor die Sprache, denn ohne sie gibt es keine Verständigung. Vor diesem Hintergrund kommt der Sprachförderung nach wie vor eine wichtige Rolle zu. Dazu gehörte die Weiterbildung „10 & 10" zur Multiplikatorin oder Multiplikator Sprachförderung oder die Kurse „Mama lernt Deutsch", die finanziell vom Kreis mit etwa 17.000 Euro gefördert werden.

Das Integrationsbüro des Kreises Offenbach hat mit dem Bereich Asyl und dem Fachdienst Ausländerangelegenheiten die Steuerungsstelle Zuwanderung, die seit Anfang Mai 2008 im Kreishaus installiert ist, konzipiert. Ziel ist es, eine Willkommenskultur für Neuzuwanderer zu etablieren. Durch Bündelung und Koordination des vorhandenen Integrationsangebotes wird der gesamte Integrationsprozess auch durch die direkte Vermittlung von Sprachkursen beschleunigt. „Gerade hier wird deutlich", bestätigt Sozialdezernent Carsten Müller, „dass Integration eine interdisziplinäre Aufgabe ist."

„Diese Vielfalt an Projekten zeigt", erklärt Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „wie vielschichtig das Thema Integration ist und dass es eigentlich alle Bereiche berührt." Interkulturelle Schulungen für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung, der Pro Arbeit Kreis Offenbach sowie auch für Vereine und Multiplikatoren wurden in Kooperation mit den betreffenden Fachdiensten der Kreisverwaltung und weiteren Akteuren entwickelt und umgesetzt. Jahr für Jahr beteiligt sich das Integrationsbüro bei der Vorbereitung der interkulturellen Wochen, die in diesem Jahr vom 1. September bis 31. Oktober stattfanden. Es gab rund 100 Veranstaltungen in elf Kommunen des Kreises Offenbach, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen.

Seit 2002 haben sechs kreisangehörige Kommunen ihre eigenen Integrationsstellen eingerichtet. Die gute Zusammenarbeit und Kooperation mit den kommunalen Stellen, die kreisweiten Netzwerke zu den unterschiedlichen Themenfeldern der Integrationsarbeit zeigen, dass das Thema in den Kreiskommunen ebenfalls angekommen und etabliert ist. Über die Lotsenprojekte konnte eine Vielzahl von Multiplikatoren mit und ohne Migrationshintergrund gewonnen werden, die wiederum andere von dem Wert des „Integrations-Engagements" überzeugten. So trägt sich die Idee weiter und Integration gehört für viele Menschen zum Alltag dazu.

„Wir leben in einem Kreis, für den Internationalität quasi ein Markenzeichen ist", ergänzt Landrat Oliver Quilling, „und es bleibt festzuhalten, dass in unserem Kreis Menschen aus 160 Nationen friedlich zusammenleben. Dies verdanken wir sicher auch der Arbeit des Integrationsbüros." „Integration ist in den vergangenen Jahren immer selbstverständlicher geworden", so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger abschließend, „auch in der Kreisverwaltung haben wir mittlerweile eine Belegschaft, die die Internationalität unseres Kreises widerspiegelt. Aber Integration ist auch ein dauerhafter Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Die allgemeine Entwicklung zeigt uns, dass unsere bisherigen Schwerpunkte und Ziele die richtigen sind. Daran werden wir auch in Zukunft weiter arbeiten.