Kreis-Delegation besucht ukrainische Stadt Berehowe
Nachdem Vertreter aus Berehowe im vergangenen Mai den Kreis Offenbach bereisten, kam es nun zum Gegenbesuch: Landrat Oliver Quilling und Kreistagsvorsitzender Volker Horn sind mit einer siebenköpfigen Delegation am vergangenen Montag für drei Tage in die Ukraine geflogen. Als Höhepunkt der Reise unterzeichnete der Landrat gemeinsam mit Berehowes Bürgermeister Zoltan Babják eine Absichtserklärung, unter anderem zur Weiterentwicklung langfristiger, freundschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit.
Auf dem Reiseprogramm standen ansonsten vor allem Themen, die auch schon beim Besuch der Ukrainer in Deutschland eine große Rolle gespielt hatten: Trinkwasserqualität, Müllentsorgung, Strom- und Abwasserversorgung. Ziel der Delegation war es nun, vor Ort persönliche Eindrücke zu sammeln und die allgemeine Infrastruktur kennenzulernen. Mit Hilfe dieser Informationen soll eine bessere Ausgangsbasis zur etwaigen Organisation zielgerichteter und nachhaltiger Hilfeleistungen geschaffen werden.
Die Gruppe aus dem Kreis besichtigte etwa ein veraltetes Klärwerk, eine Mülldeponie, die die Stadt lieber durch moderne Anlagen zur Müllverbrennung und zum Recycling ersetzen würde, sowie eine sanierungsbedürftige Trinkwasseraufbereitungsanlage. Darüber hinaus wurden auch Schulen und Kindergärten, ein Landwirtschaftsbetrieb, das Diakonische Werk sowie die Thermalquellen Kosino, die Berehowe zum Rehazentrum insbesondere für Soldatinnen und Soldaten ausbauen möchte, angesteuert.
„Es war beeindruckend zu sehen, wie mutig und optimistisch die Menschen in Berehowe ihren Alltag auch im Angesicht des russischen Angriffskriegs bestreiten“, sagte Landrat Oliver Quilling nach seiner Rückkehr. Auch wenn die Stadt nur acht Kilometer von der ungarischen Grenze und damit nicht in der Nähe der aktuell umkämpften Gebiete liegt, so sind die Auswirkungen dennoch spürbar. Viele junge Männer sind an der Front, viele Einwohnerinnen und Einwohner weggegangen. Gleichzeitig suchen zahlreiche Binnenflüchtlinge dort Schutz. Geld, das ursprünglich für die Weiterentwicklung von dringenden Planungsvorhaben vorgesehen war, muss dadurch in wichtigere Dinge fließen.
Bereits im vergangenen Januar hatte der Kreis Offenbach den Kauf eines leistungsstarken Generators zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung, unter anderem für die Bäckerei und die Suppenküche vor Ort, mit 18.000 Euro unterstützt. Dieser springt inzwischen bei Stromausfällen zuverlässig an, damit die Menschen weiterhin mit Essen versorgt werden können.
Darüber hinaus strebt der Kreis – wie auch durch die Unterzeichnung der Absichtserklärung nochmals bekräftigt – eine Partnerschaft mit der Stadt Berehowe an. Im Dezember 2022 hat der Kreistag beschlossen, eine solche mit einer geeigneten Gebietskörperschaft in der Ukraine einzugehen. In seiner kommenden Sitzung am Mittwoch, 19. Juli 2023, werden die Mitglieder nun darüber entscheiden.
Der Besuch der Delegation des Kreises in Berehowe wurde gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.