FAMILIENwerkSTADT
"FAMILIENwerkSTADT" war ein auf drei Jahre angelegtes Projekt im Kreis Offenbach. Dabei sollten vier Kindertageseinrichtungen modellhaft zu Familienzentren weiterentwickelt werden. Kindertagesstätten und Familienzentren sind für viele Familien mit Migrationshintergrund die ersten Einrichtungen, mit denen sie in täglichen Kontakt kommen. Durch die Verbesserung der Bildungs- und Betreuungsqualität für Kinder, durch die Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit mit Eltern und eines Stadtteilnetzwerkes sollten die Teilhabe und Integration von Familien gefördert werden und Kindertagesstätten zu Integrationsstützpunkten im Stadtteil entwickelt werden.
Folgende Einrichtungen haben sich beteiligt:
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- Katholischer Kindergarten Seestraße, Rodgau - Nieder-Roden
- Evangelischer Kindergarten der Versöhnungsgemeinde, Dreieich - Sprendlingen
- Katholische Kindertagesstätte St. Sebastian, Mühlheim - Dietesheim
- Kindertagesstätte Liebigstraße, Rödermark - Urberach
Allen vier Einrichtungen betreuen Kinder, die zu über 50 Prozent meist sogar bis zu 95 Prozent aus bildungsfernen Familien kommen und beziehungsweise oder einen familiären Migrationshintergrund haben. Grundlage für eine Teilnahme der Einrichtungen an diesem Projekt war einerseits ebenso eine aufgeschlossene Haltung gegenüber diesen Familien sowie andererseits die Bereitschaft, sich interkulturell zu öffnen und zu einer Personal- und Teamentwicklung bereit zu sein.
Ein wichtiger Aspekt des Projektes war die fachliche Begleitung der Projektarbeit und des Umstrukturierungsprozesses in den Einrichtungen durch jeweils eine Projektkoordinatorin vor Ort. Unter ihrer Leitung fanden neben Themenelternabenden, Mutter-Kind-Gruppen, Angeboten der Elternbildung und vielen anderen Formen und Angeboten der Kooperation mit Eltern vor allem die Qualifizierung und der Einsatz von Elternlotsen in der Einrichtung und im Stadtteil statt. Die während des Projektzeitraumes ausgebildeten 55 Elternlotsinnen und Elternlotsen vermitteln ehrenamtlich zwischen Eltern und den Einrichtungen, sie wirken als Multiplikatoren und organisieren Angebote wie Vorlesen in der Muttersprache, Computerkurse und vieles mehr. Ihre Aktivierung hat sich in den meisten Fällen als nachhaltig erwiesen und ihr ehrenamtliches Engagement wirkt häufig im Stadtteil, in der Grundschule und auch in der Kommune weiter.
Alle am Projekt beteiligten Einrichtungen haben sich zu offenen Kindertagesstätten entwickelt, die Vertrauen und Geborgenheit sowohl für die Kinder als auch die Eltern bieten. Es konnten Unsicherheiten, Ängste und Vorurteile sowohl auf Seiten der Eltern als auch des pädagogischen Fachpersonals abgebaut werden. Die Eltern beteiligten sich mehr an den Elternabenden und anderen Aktivitäten der Kindertagesstätte. Auch die Kommunikation zwischen Eltern sowie Erzieherinnen und Erziehern wurde verbessert.
Mit dem Projekt ist der Nachweis gelungen, dass der Ausbau von Kindertagesstätten zu Familienzentren ein geeignetes Konzept ist, Familien mit und ohne Migrationshintergrund bei ihrer Integration in den Sozialraum zu unterstützen und zu aktivieren. Dieses Fazit ziehen Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe und M.Sc. Nadine Krüger in ihrer Begleitstudie „Arbeiten in der FAMILIENwerkSTADT“. Wenn entsprechende Ressourcen bereitgestellt, auf ihre Bedürfnisse eingehenden Angebote entwickelt werden, können Grundsteine für eine Bildungschancengleichheit gelegt, Kompetenzen der Kinder und ihre Eltern gefördert, eine erfolgreiche Förderung und Unterstützung der Familien geschaffen werden.
Während des Projektes FAMILIENwerkSTADT, das vom damals noch Hessischen Ministerium der Justiz für Integration und Europa, vom Kreis Offenbach und von den beteiligten Kommunen und Trägern finanziert wurde, fand eine Serie von Fachtagungen unter dem Titel „Familienzentren als Integrationsstützpunkte für die Zukunft" statt.