Sprungziele
Seiteninhalt
26.08.2013

Überdurchschnittliche Vermittlungsquote

Erste Erfolge bei Arbeitsvermittlung von Menschen mit Migrationshintergrund

16 Millionen Menschen aus Zuwandererfamilien leben in Deutschland. Im Arbeitsleben haben sie oft schlechtere Chancen. Denn Zuwanderer sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch immer prozentual deutlich geringer vertreten. Wie die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit immer wieder belegen, sind Menschen aus Migrantenfamilien besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch im Kreis Offenbach lag die Arbeitslosenquote bei Ausländern im ersten Halbjahr 2013 bei rund 13 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte sie bei 14 Prozent gelegen.

Besonders oft sind Menschen mit Migrationshintergrund jedoch von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. So betreut die ProArbeit des Kreises Offenbach insgesamt 14.735 erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund am Gesamtbestand der Leistungsempfänger liegt derzeit bei rund 53 Prozent.

Der Kreis Offenbach versucht hier gegenzusteuern. Und in der Tat konnten in den vergangenen Jahren erste kleine Erfolge erzielt werden. So betrafen im ersten Halbjahr 2013 von insgesamt 3.503 Vermittlungen in den Arbeitsmarkt 2.362 Vermittlungen Menschen mit Migrationshintergrund. Das entspricht einer Quote von 67 Prozent. Auch 2011 und 2012 wurden überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund vermittelt. 2011 betrafen 3.754 von 6.017 Vermittlungen oder 62 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. 2012 waren 4.688 von 7.352 was eine Quote von 64 Prozent ergab.

„Man sieht schon an diesen Zahlen, dass wir unseren Focus immer stärker auf die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund legen, um Chancengerechtigkeit herzustellen", betont Sozialdezernent Carsten Müller. „Es gibt aber auch ein knallhartes Eigeninteresse. Die Sicherung von Fachkräften ist eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft auch hier im Kreis. Deshalb werden gar nicht anders können, als angesichts des demografischen Wandels zu versuchen, das Potential der Migranten in Zukunft voll ausschöpfen. Wir werden es uns daher auch gar nicht mehr leisten können, Menschen chancenlos in den Sozialsystemen zurückzulassen."

Die Integration in den Arbeitsmarkt ist zudem entscheidend für Teilhabe am sozialen, ökonomischen und kulturellen Leben. Müller: „Deshalb müssen wir auch die Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund endlich verbessern und insbesondere die Frauen gezielt unterstützen. Sie sind besonders oft von Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung und Armut betroffen. Das liegt auch daran, dass einst vor allem diejenigen Familien nach Deutschland kamen, die sich hier trotz niedriger oder keiner Qualifikation Arbeit erhofften."

Einen weiteren Schwerpunkt legt der Kreis Offenbach auf die unter 25jährigen. Die Ausgangslage ist bekannt: Jugendliche mit Migrationshintergrund verlassen die Schule oft mit niedrigeren Abschlüssen, oft sogar ohne jeglichen Abschluss. „Bei den meisten Schulabgängern von heute wurde zu Beginn der Schullaufbahn wenig auf sprachliche Entwicklungen geachtet", macht Müller deutlich. Entsprechend schwierig gestalte sich dann ihr Start ins Ausbildungs- und Berufsleben. Ohne Ausbildung sei der Zugang zu einer qualifizierten beruflichen Position verbaut und der Weg an den Arbeitsplatz Supermarktkasse wahrscheinlicher als der Weg in die Leitungsebene der Supermarktkette, so Müller weiter.

Durch eine Vielzahl gezielter Qualifizierungsmaßnahmen eigens für Menschen mit Migrationshintergrund will der Kreis Offenbach hier individuell eine Trendwende erreichen. „Das fängt mit der Beratung sowie der individuellen Unterstützung bei der Anerkennung ausländischer Zeugnisse und Schulabschlüsse an. Zudem haben wir spezielle Qualifizierungen für Migrantinnen, einen Kreativtreff für schwer vermittelbare Migranten, eine zielgenaue berufliche Qualifizierung für langzeitarbeitslose Migranten, die im Ausland ein Lehramtsstudium absolviert haben. Wir bieten darüber hinaus sechswöchige Gruppencoachings in der jeweiligen Muttersprache an, mit dem Ziel, die Motivation zu fördern und mit den Kunden eine Perspektive hinsichtlich einer beruflichen Zukunft zu entwickeln. Es gibt Bewerbungstrainings für Migranten und sogar ein Projekt für Roma", zählt Müller auf. „Hinzu kommt, dass wir unsere Mitarbeiter in interkultureller Kompetenz schulen und 20 Prozent unserer Fallmanager selbst Migrationshintergrund haben!"

Ein besonderes Augenmerk lege man zudem auf die Sprachförderung. „Sprache ist der Schlüssel zum Arbeitsmarkt und zu gesellschaftlicher Teilhabe. Das predigen wir gebetsmühlenartig und hier leisten wir Tag für Tag in unseren Büros unermüdlich Aufklärungsarbeit", so Müller weiter. „Leider können wir die Menschen jedoch nicht zu ihrem Glück zwingen!"

Eine Wahrheit lautet jedoch auch: Selbst bei gleichen Qualifikationen haben Menschen mit fremd klingenden Namen oder einer für den Arbeitgeber erkennbaren Zuwanderungsgeschichte nach wie vor geringere Chancen auf einen Arbeitsplatz als ihre deutschen Mitbewerber.

„Das darf nicht sein! Unser Arbeitgeberservice versucht auch hier aufzuklären und einen Sinneswandel herbeizuführen", erklärte der Sozialdezernent abschließend. „Denn Chancengerechtigkeit heißt für mich, keine Menschen einfach seinem Schicksal zu überlassen!"