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09.12.2003

Ein Jahr Integrationsbüro

Integrationskonzept vorgestellt

Im Kreis Offenbach leben etwa 346.000 Menschen, davon etwa 43.000 mit Migrationshintergrund. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit sprechen dafür, dass das konstruktive Miteinander von fast 160 Nationen gerade im Kreis Offenbach zu einer erheblichen Bereicherung nicht nur im kulturellen und menschlichen Bereich führen. Die gesellschaftliche Integration ist auch für eine zukunftsorientierte Regionalentwicklung von Vorteil, denn sie erhöht letztlich auch die Standortqualität. „Daher haben wir vor fast genau einem Jahr gemeinsam mit dem Kreisausländerbeirat das Integrationsbüro eingerichtet“, erläutert Landrat Peter Walter, „das mit eineinhalb Stellen besetzt ist und von Selver Erol geleitet wird.“

„Das Integrationsbüro hat die Ist-Situation gründlich analysiert und darauf aufbauend ein entsprechendes Konzept entwickelt“, beschreibt der Vorsitzende des Kreisausländerbeirates Corrado Di Benedetto die bisherige Arbeit. „Die Ist-Analyse hat gezeigt, dass nach wie vor die Arbeitsmigrantinnen und –migranten aus den ursprünglichen Anwerbeländern - Türkei, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Kroatien, Marokko, Spanien und Griechenland - den größten Anteil an der nichtdeutschen Bevölkerung stellen. Das Konzept enthält die Eckpunkte für die künftige Arbeit. Dazu gehören insbesondere Beratung, Information, die Vernetzung von bestehenden Angeboten sowie die Entwicklung neuer Maßnahmen.“

Die Arbeit des Integrationsbüros richtet sich an die gesamte Bevölkerung des Kreises Offenbach, berücksichtigt jedoch besonders die Bedürfnisse der Menschen mit Migrationshintergrund. Es vernetzt die Träger, Organisationen und Einrichtungen, die mit Migranten arbeiten, miteinander. Dazu fördert das Integrationsbüro den interkulturellen, interreligiösen Dialog und initiiert Veranstaltungen, wie die Interkulturellen Wochen. Auch sollen die Schul- und Berufsbildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund verbessert werden. Dazu finanziert der Kreis Offenbach drei Stipendien im Start-Projekt. In Zukunft soll ein Integrationspreis eingeführt werden.

Je nach Dichte der Migrantenbevölkerung gibt es in den einzelnen Kreiskommunen unterschiedliche Maßnahmen und Projekte von verschiedenen Trägern. Die soziale Integration der Einwohner mit Migrationshintergrund ist vor allem mit angemessener Bildungsbeteiligung in allen Bildungsbereichen wie Schule, Beruf, Erwachsenenbildung zu erreichen. Wenn auch in den letzten Jahren die Zahl der Abiturienten und Jugendlichen mit Berufsausbildung mit Migrationshintergrund gestiegen ist, verlässt ein erheblicher Teil der Jugendlichen die Schule ohne qualifizierten Schulabschluss und hat somit sehr geringe Chancen, sich auf dem Arbeitsmarkt sowie in anderen gesellschaftlichen Bereichen zu integrieren. „Genau hier müssen wir ansetzen“, betont die Leiterin des Integrationsbüros Selver Erol. „Daher sollten umfangreiche Integrationsmaßnahmen bereits im Vorschulbereich greifen. Außerdem muss neben der Sprache die soziale Kompetenz gefördert werden. In der Schulzeit müssen beispielsweise Hilfen bei den Hausaufgaben und Lese- und Erzählkreise für die Kinder kommen. Ein weiterer Baustein wird die soziale Vernetzung sein, die durch sportliche und spielerische Angebote, besonders in Zusammenarbeit mit Vereinen, erreicht wird. Später ist der Übergang der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt ein wichtiger Schritt zur Integration. Dazu laufen im Kreis Offenbach derzeit verschiedene Projekte, die unter anderem auch Jugendliche mit Migrationshintergrund und deren Eltern bei der Berufsausbildung unterstützen.“

„Bei all diesen Maßnahmen dürfen die Eltern nicht vergessen werden“, fügt Erol an. „Neben Sprachkenntnissen muss ihr Bildungsbewusstsein gefördert werden, um ihren Kindern eine positive Gestaltung ihrer Zukunft zu ermöglichen. Dazu gehört die Vorbereitung auf die Einschulung ihrer Kinder aber auch die Begleitung während des ersten Schuljahres.“

„Diese Maßnahmen stehen im Mittelpunkt der Arbeit unseres Integrationsbüros“, fügt der Landrat an. „Hinzu kommen die Öffnung und Erweiterung der Palette an kulturellen Angeboten für die Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch das interkulturelle Zusammenleben muss verbessert werden. Ein Beispiel dafür ist die Stadtteilarbeit. In einzelnen Kommunen sind bereits Projekte, wie soziale Stadtentwicklung angesiedelt. Weitere Projekte wie Stadtteilvermittlung und Konfliktmanagement werden angestrebt. Unser Integrationsbüro arbeitet zurzeit an der Entwicklung diesbezüglicher Konzepte.

„Die Kosten für dieses Projekt“, so Landrat Peter Walter abschließend, „trägt mit 46.000 Euro zur Hälfte das Land. Mit dem Integrationsbüro setzen wir einen neuen wichtigen Akzent in einer Region, die international ausgerichtet ist.“