Sprungziele
Seiteninhalt
21.07.2015

Pilotprojekt Kinderburg Dietzenbach

Kreis und Stadt ziehen positive Zwischenbilanz

„Ich bin froh, dass unsere Maßnahme schon nach so kurzer Zeit zu einem solch positiven Ergebnis führt. Denn generell ist es immer von Vorteil, wenn sich das Sozialverhalten von Kindern aber auch Familienstrukturen stabilisieren, so dass die betreffenden Mädchen und Jungen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können!“ Mit diesen Worten zog der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, gestern in der Kinderburg in Dietzenbach eine erste Zwischenbilanz des seit anderthalb Jahren laufenden Pilotprojekts.

In der Kinderburg kümmert sich seit Anfang 2014 ein zusätzliches Team aus vier Sozialpädagogen um derzeit 39 Hortkinder. Es will Problemlagen und Gruppendynamiken rechtzeitig erkennen, sucht das Gespräch mit Erzieherinnen und Erziehern sowie den Eltern und versucht im Konfliktfall zu schlichten. Müller: „Die vier Mitarbeiter unseres Kooperationspartners, des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums in Offenbach, leisten zusammen mit den Erzieherinnen und Erziehern sowie der Kita-Leiterin Brigitte Scheibe eine ganz wichtige präventive Arbeit!“

Die Kinderburg liegt im Einzugsgebiet des Spessartviertels. Viele Hortkinder kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Fast alle haben einen Migrationshintergrund. Überproportional viele Eltern waren in der Vergangenheit mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Auch weil sie teilweise wenig oder gar kein Deutsch sprechen und mit dem hiesigen Bildungssystem kaum vertraut sind. Vermehrt musste daher die Jugendhilfe des Kreises im Einzelfall einschreiten und mehrfach Kinder in Pflegefamilien oder Wohngruppen unterbringen.

„Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches, aber in der Kinderburg gab es zuletzt eine prägnante Häufung solcher Inobhutnahmen. Mit den vier zusätzlichen Pädagogen wollten wir letztlich erreichen, dass die Kinder in ihren Familien bleiben können. Sie sollen die Erzieherinnen und Erzieher im Hort unterstützen und rechtzeitig mit den Eltern über vorhandene oder sich anbahnende Probleme reden“, machte Müller deutlich.

Ein Konzept, das offensichtlich aufgegangen ist. Denn nach anderthalb Jahren ziehen sowohl der Träger der Kita, die Stadt Dietzenbach, als auch der Kreis Offenbach, der für das Projekt jährlich 150.000 Euro im Haushalt zur Verfügung stellt, ein positives Fazit. In neun Fällen etwa konnten dank der Arbeit des Projektteams ein im Raum stehender Aufenthalt bei einer Pflegefamilie beziehungsweise eine Wohngruppenunterbringung verhindert werden. Nahezu alle 31 Eltern der Hortkinder arbeiten eng mit den Sozialpädagogen des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums zusammen.

„Die Mütter und Väter begrüßen vor allem, dass sie ihre jeweiligen Anliegen jetzt im ‚Elterncafé‘ oder auch mal zwischen Tür und Angel spontan anbringen können. Die Pädagogen des Projektteams haben sich außerdem über die Zeit hinweg das Vertrauen der Eltern erarbeitet. So unterstützen sie die Erziehungsberechtigten bei Gesprächen mit dem Jugendamt oder begleiten die Eltern bei Behördengängen“, betont Dietzenbachs Erster Stadtrat, Dr. Dieter Lang. „Das Projektteam gibt den Eltern aber auch Tipps bei Erziehungsfragen oder bei Problemen innerhalb der Partnerschaft. Damit stabilisiert sich letztlich das Umfeld der Kinder, was ihnen wiederum ein Gefühl der Sicherheit gibt!“

Bei der täglichen Arbeit im Hort setzen die Pädagogen vor allem auf die individuellen Stärken der einzelnen Kinder, die man gezielt fördert. Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten war beispielsweise das Teilprojekt „Ich schaff’s“, bei dem sich die Kinder selbst Ziele setzten, die schließlich überwiegend erreicht wurden. Auch diverse Waldspaziergänge oder sportliche Zusatzangebote kommen gut an. „Die Eltern wiederum erlebten während gemeinsamer Wochenendausflüge zum Felsenmeer in Lautertal im Odenwald, zum Frankfurter Flughafen oder bei mehreren Museumsbesuchen ihre Kinder von einer ganz neuen Seite. Darüber hinaus konnten Kontakte zu anderen Erziehungsberechtigten in einer ähnlichen Lage geknüpft werden“, so Carsten Müller abschließend.