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23.01.2009

Vergleichsranking: Kreis bei Vermittlung von Langzeitarbeitslosen bundesweit Spitze

Der Kreis Offenbach ist deutschlandweit Spitze, was die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt betrifft. Nirgendwo wurden von einer Optionskommune 2008 mehr Menschen in Arbeit gebracht, als hier. Das ist ein Ergebnis, das uns freut und auf das wir stolz sein können. Und es ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Entscheidung für die Option und die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre gelohnt haben – vor allem für die langzeitarbeitslosen Menschen im Kreis!“

Mit diesen Worten reagierten Landrat Peter Walter und Sozialdezernent Carsten Müller auf die Ergebnisse der jüngsten offiziellen Vergleichszahlen der optierenden Kommunen. Dort hatte der Kreis Offenbach bei der effektiven Zahl der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in Arbeit den ersten Platz belegt. Mit 4.524 Vermittlungen 2008 lag der Kreis Offenbach fast 217 Prozent über dem Durchschnitt aller vergleichbaren Optionskommunen.

Auch bei der Eingliederungsquote liegt der Kreis Offenbach innerhalb seines Vergleichsrings - also unter allen Optionskommunen mit vergleichbarer Einwohnerzahl und Industriedichte - ganz vorn. Selbst unter allen deutschen Optionskommunen gleich welcher Größe und Struktur belegt der Kreis Offenbach bei der Eingliederungsquote völlig unerwartet Platz fünf und lässt damit jede Menge Kommunen hinter sich, die über wesentlich günstigere äußere Rahmenbedingungen verfügen.

„Bei uns wurden über das Jahr gesehen rund dreimal so viele Menschen vermittelt wie im Durchschnitt vergleichbarer Optionskommunen. Das sind Zahlen, die für sich sprechen. Das zeigt auch, dass unser Weg, den SGB-II-Bereich im Rahmen einer Anstalt des Öffentlichen Rechts zusammenzuführen und die Zusammenarbeit mit einem professionellen Arbeitgeberservice goldrichtige Entscheidungen waren“, kommentiert Walter das Ergebnis. „Es macht mich auch ganz persönlich stolz, dass sich die Arbeit, die wir in den Aufbau einer effektiven und flexiblen Arbeitsvermittlung mit Arbeitgeberservice, strenger Vorauswahl und engem Kontakt zu den Personalabteilungen gesteckt haben, gelohnt hat. Auch wenn man die Arbeitsagenturen mit hinzu nimmt, glaube ich, dass wir - was unsere Vermittlungen betrifft – deutschland-weit ganz oben dabei sind.“

Es sei ein schwieriger Weg gewesen, ergänzt Sozialdezernent Carsten Müller, schließlich habe man vor vier Jahren bei null angefangen. Als am 1. Januar 2005 morgens um sieben hunderte Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger vor der Tür standen, habe man gerade mal 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammengehabt. Alles sei neu gewesen, alles habe man sich von Grund auf erarbeiten müssen, eine Blaupause habe es nicht gegeben. Umso bemerkenswerter sei es, dass der Kreis Offenbach jetzt im Vergleichstest selbst den Main-Kinzig-Kreis hinter sich gelassen habe, der schon zum Start der Option über jahrelange Erfahrungen bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen verfügt habe und auf ein ganz anderes Know-how zurückgreifen konnte, so Müller.

Vor allem habe sich der Einsatz moderner Managementmethoden bei der Pro Arbeit gelohnt, betont Brunhild Constanze Kent, Vorstand der mit der Umsetzung der Hartz-IV-Reformen beauftragten, kreiseigenen „Pro Arbeit“. „Wir versuchen die Aufgabe auf allen Ebenen professionell und transparent anzugehen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Langzeitarbeitslose gleichermaßen zu motivieren.“

Die Ergebnisse der Aufbauarbeit der vergangenen Jahre zahlen sich übrigens nicht nur für die Langzeitarbeitslosen, sondern auch für den Steuerzahler aus. „Als Folge der guten Vermittlungsarbeit konnten die Verwaltungskosten und die Kosten der Unterkunft um 1,2 Millionen Euro auf insgesamt 47,8 Millionen Euro gesenkt werden“, macht Müller deutlich.

Auch bei der Vermittlung von arbeitslosen Jugendlichen kann der Kreis Erfolge vermelden. Im Vergleich zu 2007 stieg die Zahl 2008 noch einmal von 299 auf 355 Vermittlungen in voll sozialversicherungspflichtige Jobs. Mit ein Grund für diese Entwicklung: Seit vergangenem Spätsommer setzt der Kreis bei Jugendlichen auf Work First. Müller: „Durch „Work First“ wird dem Bezugsempfänger spätestens eine Woche nach Beantragung der Sozialhilfe vor Augen geführt, dass sein vorrangiges Ziel darin bestehen muss, Arbeit zu finden.“ Zu diesem Zweck müssen die Projekt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer über einen Zeitraum von zwei Monaten viermal die Woche für je vier Stunden pro Tag in einer Dependance der Kreisverwaltung anwesend sein. Die Teilnahme ist Pflicht. Hier wird in Gruppen von 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Sichtung beruflicher Begabungen, Fähigkeiten und Ziele, der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen und dem Aufbau einer geregelten Tagesstruktur gearbeitet. „Die Jugendlichen lernen um 8:00 Uhr auf der Matte zu stehen, ihren Tag selbst zu planen und sich selbst zu organisieren. Im Zentrum stehen dabei die Verinnerlichung von Tugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, das Erlernen von Eigeninitiative durch Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche oder Internetrecherchen zu Praktika- und Ausbildungsplätzen. Zudem gibt es Infoveranstaltungen etwa zu Themen Drogen- und Schuldenprävention oder Besuche ins Berufsinformationszentrum der BA“, sagt Brunhild Constanze Kent.

Dieses Modell der Hilfe zur Selbsthilfe ist in den Niederlanden, Großbritannien und den USA bereits fester Bestandteil der Arbeitsmarktpolitik. Brunhild Constanze Kent kennt die Statistiken: „Die Erfahrung zeigt, dass während der Projektdauer ein positiver gruppendynamischer Effekt einsetzt, welcher sich durch gegenseitige Hilfe und Ansporn innerhalb der Gruppe bemerkbar macht. Durch Kontakt mit anderen Jugendlichen, die ähnliche Probleme zu bewältigen haben, steigt der Ansporn, sich selbst und seinem Umfeld zu beweisen, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen kann.“ Oftmals sei lediglich ein, ‚kleiner Stups´ in die richtige Richtung vonnöten, um aus dem oft schwierigen Alltag ohne berufliche Perspektive zu entrinnen. Das Projekt wird 2009 auf alle Hilfeempfängerinnen und -empfänger ausgedehnt. Walter: „So werden wir in einer wirtschaftlich eher schwierigen Zeit unsere Vermittlungsarbeit intensivieren.“

All das zeige, wie gut und effizient Kommunen arbeiten können, wenn sie nicht durch eine zentralistische Bürokratie behindert werden, machte Müller deutlich, der den Bund davor warnte, aus Rücksicht auf die Bundesagentur in Nürnberg mit neuen Regularien die erfolgreiche Arbeit der Optionskommunen zu gefährden. Denn es gehe nicht um Systeme oder Verfahren, so der Sozialdezernent abschließend, sondern um arbeitslose Menschen, die arbeiten wollen.