WIR – „Vielfalt und Teilhabe“
Seit dem Jahr 2014 nimmt der Kreis Offenbach am hessischen Landesprogramm WIR teil, um das Zusammenleben in den Kommunen zu fördern und sich an einer landesweiten, zukunftsorientierten Integrationspolitik zu beteiligen. Im Jahr 2014 wurde die Stelle einer WIR-Koordination eingerichtet, die interkulturelle beziehungsweise vielfaltsorientierte Öffnungsprozesse in Verwaltungen, Einrichtungen und Verbänden anstößt und begleitet und damit die „Willkommenskultur“ weiter- beziehungsweise neu entwickelt.
Im Kreis Offenbach und den 13 Kommunen hat Integrationsarbeit seit Jahren einen großen Stellenwert. Das zeigt sich auch daran, dass seit dem Jahr 2002 in zehn der 13 Kommunen und in der Kreisverwaltung Integrationsstellen errichtet wurden.
Auch das Landesprogramm hat sich mit seiner Schwerpunktsetzung und der Stellenausstattung über die Jahre weiterentwickelt. Seit dem Jahr 2021 verfolgt das Hessische Ministerium für Soziales und Integration im Rahmen der Förderrichtlinie »WIR-Vielfalt und Teilhabe« das Ziel, eine zukunftsorientierte, teilhabegerechte, rassismus- und diskriminierungsfreie Integrationspolitik für Menschen mit Migrationsgeschichte und die Gesamtgesellschaft umzusetzen. Damit verbunden ist der Aufbau von sogenannten WIR-Vielfaltszentren, die mit 2,5 Stellen gefördert werden sowie ab dem Jahr 2022 auch mit Fördermitteln zur Unterstützung lokaler Projekte ausgestattet sind.
Im Kreis Offenbach ist das WIR-Vielfaltszentrum mit den Koordinationsstellen Bestandteil des Kreisintegrationsbüros, das eine Schnittstelle zwischen den kommunalen Integrationsstellen, der Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft bildet. Von hier aus werden Integrationsprozesse und Projekte initiiert, begleitet und umgesetzt.
Tätigkeitsfeld der WIR-Koordinationsstellen im Kreis Offenbach
Schwerpunkt der WIR-Koordinationskräfte im Kreis Offenbach ist die Unterstützung und Begleitung von interkulturellen beziehungswiese vielfaltsorientierten Öffnungsprozessen von Institutionen, Vereinen und Verbänden sowie Verwaltungseinrichtungen und die Stärkung der Willkommens- und Anerkennungskultur. Dazu zählt auch, Akteurinnen und Akteure der Integrationsarbeit auf unterschiedlichen Ebenen zu vernetzen und Synergieeffekte zu schaffen.
Überblick Integrationsbüro Kreis Offenbach mit WIR-Vielfaltszentrum
Was sind die WIR-Vielfaltszentren?
Mit der Förderrichtlinie „WIR - Vielfalt und Teilhabe“ verfolgt das Hessische Ministerium für Soziales und Integration das Ziel, eine zukunftsorientierte, teilhabegerechte, rassismus- und diskriminierungsfreie Integrationspolitik für Menschen mit Migrationsgeschichte und die Gesamtgesellschaft umzusetzen. Seit seinem Bestehen hat sich das Programm immer wieder weiterentwickelt und verändert. Die größte Veränderung des im Dezember 2020 novellierten WIR-Programms besteht in der Umsetzung des aktuellen Koalitionsvertrages mit Blick auf den Aufbau von WIR-Vielfaltszentren. Die bisherigen WIR-Fallmanagementstellen für Geflüchtete (errichtet im Jahr 2016) verlieren ihre enge Zielgruppendefinition und werden als zweite WIR-Koordinationsstelle (errichtet im Jahr 2014) im Vielfaltszentrum angesiedelt. Ab dem Jahr 2022 werden neben den Personalmitteln für zwei WIR-Stellen zusätzliche Mittel für eine WIR-Mitarbeit sowie Fördermittel zur Unterstützung lokaler Projekte bereitgestellt.
Neben der Errichtung kommunaler WIR-Vielfaltszentren in Landkreisen, kreisfreien Städten und Sonderstatusstädten werden über WIR unter anderem innovative Projekte zur Willkommens- und Anerkennungskultur, ehrenamtliche Laiendolmetschende und Integrationslotsen sowie die Erarbeitung von kommunalen Vielfalts- und Integrationsstrategien finanziell gefördert.
Broschüre: Zukunftsweisende Integrationspolitik in Hessen - Das Landesprogramm WIR (Dezember 2021).
Bestandsaufnahme zur Integrationsarbeit
Im Rahmen von WIR wurde in einzelnen Kommunen des Kreises mit qualitativen Interviews der Stand der Integrationsarbeit erhoben. Dazu wurden im Zeitraum 2014 bis 2016 in sechs Kommunen Gespräche mit ausgewählten Akteurinnen und Akteuren aus den Bereichen Politik, Verwaltung, aus Vereinen sowie der Stadtgesellschaft geführt.
Die Ergebnisse wurden in Berichten festgehalten und zeigen unter anderem kommunale Besonderheiten, Schwerpunkte sowie Entwicklungen auf und enthalten Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung der Integrationsarbeit vor Ort.
Vielfaltsorientierte Öffnung & ausgewählte Projekte
Interkulturelle beziehungsweise vielfaltsorientierte Öffnung ist eine Strategie in der Personal- und Organisationsentwicklung. Die Vielfalt der Gesellschaft berücksichtigend werden dabei bestehende Strukturen und ihre Zugangsbarrieren, die sich negativ auf Teilhabevoraussetzungen von Menschen auswirken können, analysiert und Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt.
- Erklärvideo zum Thema "Interkulturelle Öffnung" der IQ Fachstelle Interkulturelle Kompetenzentwicklung und Antidiskriminierung
Vielfalt in Rettungsdienst und Feuerwehr
Unter der Überschrift „Rettungsdienst und kulturelle Vielfalt“ wurde im Zeitraum von zwei Jahren (2014 bis 2016) ein Projekt zur Interkulturellen Öffnung der Rettungsdienstanbieter im Kreis Offenbach realisiert. In den Jahren 2014 und 2015 lag der Fokus insbesondere auf der Sensibilisierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In insgesamt zehn zweitägigen Schulungen wurden über 120 Mitarbeitende im Rettungsdienst für ihren Arbeitseinsatz in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft gestärkt. Zudem wurde in diesen Jahren der jährliche „Girls'Day und Boys'Day“ im Gefahrenabwehrzentrum abgehalten, um Jugendlichen die Arbeitsfelder „Rettungsdienst“ und „Feuerwehr“ näher zu bringen. Um Bausteine der interkulturellen Sensibilisierung in der Notfallsanitäter-Ausbildung zu verankern, wurden in der Ausbildung tätige Personen für die Vermittlung entsprechender Module geschult (2016).
Mit dem Schwerpunktbereich „Interkulturelle Öffnung“ begleitet das Integrationsbüro seit 2016 das Projekt „Feuerwehr – gemeinsam in die Zukunft“ des LFV Hessen auf konzeptioneller und fachlicher Ebene. Erste Erkenntnisse zum Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt in hessischen Feuerwehren wurden in einem Ergebnisbericht zusammengefasst, der im April 2017 veröffentlicht wurde.
Im September 2018 erschien die Broschüre “Feuerwehr für alle - Perspektiven und Praxistipps für interkulturelle Arbeit“. Diese wurde vom Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport in Kooperation mit dem Landesfeuerwehrverband Hessen sowie dem Integrationsbüro des Kreises Offenbach entwickelt.
Augen auf, Karma an! – Stadtspaziergang „INTERNATIONAL“ mit Sänger YLLY
Am 30. Mai 2021 fand über das hr2-kultur-Radio das Festival „Ein Tag für die Literatur und die Musik“ statt. Hessenweit waren hier kleinere Veranstaltungen geplant, die auf die Vielfalt von Literatur und Musik in Hessen aufmerksam machen sollten.
Die Kreisstadt und Stadtbücherei Dietzenbach, zusammen mit dem Integrationsbüro und dem Jugendbildungswerk des Kreises Offenbach beteiligten sich an diesem Aktionstag mit einer eigenen Veranstaltung und gestalteten hierzu einen (virtuellen) Stadtspaziergang – begleitet und inspiriert vom Song „INTERNATIONAL“ des Sängers und Produzenten YLLY.
Verschiedene Orte in der Stadt wurden angesteuert, Menschen kamen zu Wort, die, inspiriert durch die Lyrik, ihre Geschichten erzählten. Eingetaucht wurde in Fragen rund um Identität, Heimat und Internationalität.
Weitere Informationen: www.kreis-offenbach.de/augenaufkarmaan.
Song »INTERNATIONAL« des Sängers und Produzenten YLLY.
Vernetzung, Kooperationen, Beratung und Begleitung verwaltungsexterner Akteurinnen und Akteure
Das Vielfaltszentrum fördert die Netzwerkarbeit und Zusammenarbeit des Kreises mit den Kommunen, insbesondere in den Bereichen Kultur, Demokratieförderung, bei innovativen Projekten, in der Sprachförderung und Präventionsarbeit. Dabei ist insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Kreisausländerbeirat Offenbach, den kommunalen Ausländerbeiräten, den kommunalen Integrationsstellen sowie mit Vereinen und dem bürgerschaftlichen Engagement von Bedeutung. Je nach Gegebenheiten vor Ort variiert die Zusammenarbeit mit Institutionen, Einrichtungen, Vereinen, Nachbarschafts- und Geflüchteteninitiativen und Religionsgemeinschaften. Des Weiteren erhalten zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure für ihr ehrenamtliches Engagement Beratung und Begleitung sowie Unterstützung bei ihren vielfältigen Angeboten.
Ausgewählte Maßnahmen und Projekte der Willkommens- und Anerkennungskultur:
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- Gewinnung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Schulung und Durchführung von Aufklärungs- und Sensibilisierungsveranstaltungen zur Unterstützung in der Corona-Pandemie (in Kooperation mit dem Gesundheitsamt und weiteren Netzwerkpartnerinnen und -partnern) in 2021 sowie Veranstaltung zu Veränderungen im Schulalltag durch Corona (Oktober 2021)
- Veranstaltung „Ich hab’s doch nicht böse gemeint“ – Rassismus im Alltag erkennen und begegnen in Kooperation mit der DEXT-Fachstelle Pro Prävention, dem Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau, dem Kreisausländerbeirat Offenbach und dem Europe Direct Relais Rhein-Main im Oktober 2021. Der Vortrag des Referenten Sami Omar ist online verfügbar.
- Online-Workshops zur Öffentlichkeitsarbeit mit dem Titel „Wie wird unser Verein ein Medienstar?“ für Migrantenselbstorganisationen gemeinsam mit dem WIR-Kompetenzzentrum Vielfalt – Migrantenselbstorganisationen sowie der Fachstelle Migration der Stadt Langen im April 2021
- Förderung von interreligiösen Dialogen zwischen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften aus dem Kreis Offenbach, unter anderem gemeinsamer Besuch der Bahai Gemeinde in Dietzenbach und der Türkisch-Islamischen Zentral-Moschee in Frankfurt (September 2021)
Kommunale Vielfalts- und Integrationsstrategien
Im Kreis Offenbach beteiligen sich acht Kommunen (Stand: Oktober 2021) an der Entwicklung kommunaler Vielfalts- und Integrationsstrategien, die durch das Land Hessen seit 2019 gefördert werden.
Folgende Berichte und Ergebnisse sind daraus bisher entstanden:
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- Zusammen. Leben. Seligenstadt (Januar 2020)
- Integrationskonzept der Stadt Neu-Isenburg (Januar 2021)
- Leitfaden zur Integration Hainburg
- Rodgauer Vielfaltserklärung - Mein Rodgau ist...
- Heusenstamm
- Rödermark
- Langen (Beginn 2021)
- Obertshausen (Beginn 2022)
Auch die Kommunen Dietzenbach und Mühlheim haben eigene Integrationskonzepte:
Infobrief Integration und sonstige Veröffentlichungen
Infobrief Integration
Seit Sommer 2020 veröffentlicht das Integrationsbüro in regelmäßigen Abständen den „Infobrief Integration“, in dem Informationen über Aktivitäten, Projekte und Veröffentlichungen rund um das Themenfeld Integration im Kreis Offenbach und darüber hinaus dargestellt werden: