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26.04.2024

Radfahren soll attraktiver und sicherer werden

Der Runde Tisch Radverkehr arbeitet seit zehn Jahren an Verbesserungen

Fahrradfahren wird immer populärer und dient vielen Menschen in der täglichen Mobilität sowie in der Freizeit als attraktives Verkehrsmittel, das viel Positives bringt. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, hält sich fit, tut etwas für die Gesundheit, verringert den Schadstoffausstoß, macht keinen Lärm und trägt dazu bei, dass weniger Autos die Straßen verstopfen. Neben all diesen positiven Aspekten bekommen Fahrradfahrende im Kreis Offenbach auch viel Rückenwind, da das Radwegenetz gut ausgebaut ist. Die Topografie mit einem ebenen Gelände und viel Wald lädt dazu ein, Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Schule oder in der Freizeit mit dem Fahrrad zu erledigen. Die Gesamtstrecke der Radwege zwischen den 13 Städten und Gemeinden im Kreis Offenbach beträgt rund 500 Kilometer und auch innerhalb der Kommunen wird das Radeln durch den Bau von Radwegen sowie Fahrradstraßen komfortabler und vor allem sicherer.

Der Kreis Offenbach hat das Radwegenetz einheitlich beschildert und dem überörtlichen Konzept angepasst, um für eine bessere Orientierung zu sorgen. Das Radfahren ist inzwischen attraktiver denn je, nicht zuletzt dank des Engagements des Runden Tisches Radverkehr, der das Radeln mit seinen Projekten in Schwung gebracht hat. Das Gremium besteht seit zehn Jahren. An diesen runden Geburtstag hat Karsten Maaß, Radverkehrsbeauftragter des Kreises Offenbach, am Donnerstag beim jüngsten Treffen im Kreishaus in Dietzenbach erinnert. Bei der Sitzung beschäftigten sich die Fachleute mit kommunalen Fahrradstraßen, Radschnellwegen und der Verbesserung der Verkehrssicherheit.

Dem Runden Tisch gehören unter anderem Fachleute der Kreisverwaltung, der Kommunen, der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach, des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, des Polizeipräsidiums Südosthessen, der Gesellschaft für lntegriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement, des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs sowie der Landes-Straßenbehörde Hessen Mobil an. Zu den regelmäßigen Sitzungen kommen rund 40 Expertinnen und Experten, die den Radverkehr aus unterschiedlichen Perspektiven analysieren und ihre Verbesserungsvorschläge in die Diskussion einbringen. Wissenschaftlich begleitet wird die Arbeit des Runden Tisches von der Hochschule Darmstadt unter Federführung des Verkehrsexperten Professor Dr. Jürgen Follmann und seines Teams. Der Kreis Offenbach fördert die Mobilität in den Kommunen außerdem durch sein Engagement in der „Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen“, die er 2017 mitgegründet hat.

Der Runde Tisch Radverkehr hat sich zu einer kreativen Ideenschmiede entwickelt, in der die Fachleute ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. Die Vorschläge zur Verbesserung des Radverkehrs basieren auf der Grundlage des „Leitbildes für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität“ des Kreises Offenbach. Bei der Sitzung im Kreishaus stellte Radverkehrsbeauftragter Karsten Maaß am Donnerstag in seinem Rückblick „10 Jahre Runder Tisch Radverkehr“ die wichtigsten Projekte zur Verkehrssicherheit vor und zeigte, wie das Radfahren im Kreis Offenbach sicherer geworden ist. Professor Dr. Jürgen Follmann erläuterte am Beispiel eines Verkehrsversuches in der Heusenstammer Industriestraße, welche Wirkung Schutzstreifen auf die Sicherheit haben.

Ganz oben auf der Erfolgsliste des Runden Tisches steht das sogenannte Querungsstellenprogramm. Der Kreis Offenbach war der erste in Hessen, der auf vielbefahrenen Straßen systematisch Mittelinseln als Querungshilfen baute, damit Radfahrerinnen und Radfahrer sicher auf die andere Straßenseite kommen. An vier Stellen im Kreis sind bereits Querungshilfen realisiert worden. Dazu gehört auch eine ganz besondere Mittelinsel auf der Kreisquerverbindung K 174 zwischen Rodgau und Dietzenbach. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Komfortsteigerung wurde die Querungshilfe an dieser Stelle mit solarbetriebenen Lampen und Sensoren ausgestattet. Wenn sich dem Übergang jemand nähert, schaltet sich bei Dunkelheit automatisch das Licht an, so dass Radfahrende oder Fußgänger besser gesehen werden. Die nächste Querungshilfe mit Lampen und Sensoren wird in diesem Sommer an der Kreisstraße zwischen Rödermark-Waldacker und Dietzenbach fertig werden. Eine bereits vorhandene Mittelinsel in der Nähe wird ebenfalls mit der modernen Technik ausgestattet. Eine weitere Querungshilfe ist in der Prinzessin-Margaret-Allee an der K 168 in Höhe der Kläranlage und nahe dem Schloss Wolfsgarten in Langen geplant.

„Die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für den Radverkehr ist ein permanenter Prozess, in dem wir vorhandene Lücken im Radwegenetz beseitigen, die Unfallstatistik auswerten und Gefahrenstellen entschärfen oder auch die Routen der Schulwege für Kinder und Jugendliche verändern“, so Radverkehrsbeauftragter Karsten Maaß. Im Kreis Offenbach satteln immer mehr Menschen um, lassen das Auto stehen und steigen aufs Rad, mit dem sie innerorts sogar meist schneller vorankommen. Die Nutzung des Fahrrades für die tägliche Mobilität steht bei den Menschen hoch im Kurs. Die Produktions- und Verkaufszahlen bewegen sich nach dem coronabedingten Fahrrad-Boomjahr 2020 bis heute auf Rekordniveau. Der Bestand lag im vergangenen Jahr in Deutschland laut Zweirad-Industrie-Verband e.V. bei 84 Millionen Fahrrädern (2022: 82,8 Millionen), darunter rund elf Millionen E-Bikes.

„Damit sich Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer im Kreis Offenbach gut orientieren können und sicher an ihr Ziel kommen, lassen wir derzeit die komplette Beschilderung im gesamten Radwegenetz überprüfen“, teilte Karsten Maaß am Donnerstag bei der Sitzung mit. An rund 1.300 Standorten zeigen Wegweiser auf 5.800 Schildern die Distanz und die Routen an. Viele Räder rollen vor allem im Sommer auch auf besonderen Routen wie etwa RuLa – Rund um Langen , Rund um Dietzenbach, Rund um Rodgau oder auf den Strecken der Regionalschleife Stadt und Kreis Offenbach der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute, auf der Regionalpark-Route sowie auf dem Mainuferweg.

Der Runde Tisch realisiert einerseits eigene Projekte, unterstützt aber auch Kommunen beim Bau von Fahrradstraßen, bei der Aktion Stadtradeln oder fördert Fahrradleihsysteme. „Unsere Arbeitsgruppe war nie ein theoretischer Debattierclub, sondern wir arbeiten immer praxisorientiert und prüfen, ob unsere Ideen alltagstauglich sind. Wir sind jedes Jahr mit den Rädern auf Tour, um an Ort und Stelle zu entscheiden, wie es besser laufen kann“, so Maaß.

Ein Schwerpunktthema der Arbeitsgruppe sind die Radschnellwege, auf denen Radler Vorfahrt haben. Der Bau der Nord-Süd-Verbindung zwischen Frankfurt und Darmstadt FRM 1, die im Westen des Kreises durch Egelsbach, Langen, Dreieich und Neu-Isenburg führt, ist in vollem Gang. Derzeit wird in Langen gebaut. Weitere Direktverbindungen sind in Planung. Der Runde Tisch diskutierte am Donnerstag über die Strecken zwischen Hanau-Offenbach-Frankfurt FRM 8 sowie über die komfortable Rad-Piste zwischen Seligenstadt-Rodgau-Dietzenbach FRM 9. Für beide Projekte werden demnächst Machbarkeitsstudien vorgelegt.

Die Verbesserung des Radwegnetzes bleibt mit Blick auf die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes eine wichtige Aufgabe. Vergangenes Jahr registrierte die Polizei deutschlandweit allein bei den Pedelecs, sogenannte E-Bikes, knapp 24.000 Unfälle mit Verletzten. Das waren etwa elf Mal so viele wie 2014. Professor Dr. Jürgen Follmann bezeichnete es am Donnerstag als extrem alarmierend, dass die Zahl der Schwerverletzten bei Unfällen mit E-Bikes außerorts in den vergangenen zehn Jahren um 40 Prozent gestiegen ist. „Wir wollen unsere Straßen und Radwege sicherer machen, damit alle gesund ihr Ziel erreichen“, sagte der Radverkehrsbeauftragte des Kreises Offenbach, Karsten Maaß, abschließend.