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16.08.2005

PPP wirkt auch in den Arbeitsmarkt hinein

Wenn im Kreis Offenbach über Public Private Partnership gesprochen wird, verbindet sich dies in erster Linie mit sanierten Schulgebäuden und ökonomischer Bewirtschaftung. PPP hat aber auch noch andere Aspekte. „Neben der Stärkung der regionalen Wirtschaft durch das große Auftragsvolumen“, erklärt Landrat Peter Walter, „gibt es mittlerweile auch im Bereich der Arbeitsvermittlung eine erfolgreiche Kooperation zwischen der HOCHTIEF PPP Schulpartner GmbH und der KOMMSERVE gGmbH.“

Als erste hat eine junge Frau von der Zusammenarbeit profitiert. Nach mehr als einem Jahr Arbeitslosigkeit hat sie nun einen festen Arbeitsplatz im kaufmännischen Bereich bei HOCHTIEF in Heusenstamm. Die Bürokauffrau, deren alter Arbeitgeber Ende 2003 in die Insolvenz ging, hat sich über das Arbeitsamt systematisch weitergebildet, aber ihre Bewerbungen blieben erfolglos. Sie wurde bereits im März zum Gespräch beim Fallmanager eingeladen. Ihr wurde ein beruflicher Einstieg im Rahmen eines Betriebspraktikums offeriert, die HOCHTIEF in den Bereichen anbietet, in denen tatsächlich Personalbedarf besteht. Sie war eine von drei Bewerberinnen, die die KOMMSERVE ihrerseits als geeignet ausgewählt hat und die nach einem Vorstellungsgespräch bei dem Bauunternehmen mit dem Praktikum beginnen konnten.

„Das Betriebspraktikum gibt uns Gelegenheit“, erklärt Raik Kratz, Geschäftsführer HOCHTIEF PPP Schulpartner GmbH, „die Eignung der Kandidaten direkt am Arbeitsplatz zu prüfen und dann über die Besetzung zu entscheiden. Bereits in den ersten Fällen hat sich gezeigt, dass die Personalvorschläge aus dem Kreishaus sehr qualifiziert sind und das gewünschte Stellenprofil erfüllen. Die neue Mitarbeiterin war eine von nur drei Praktikanten, die in die enge Auswahl gekommen sind. Einen anderen älteren Langzeitarbeitslosen mit qualifiziertem Berufsabschluss konnten wir an eine unserer Tochtergesellschaften in Frankfurt vermitteln. Auch dort bestehen berechtigte Aussichten auf einen dauerhaften Arbeitsplatz. Weitere Praktikantenstellen entstehen derzeit, da wir unseren Arbeitskräftebedarf noch nicht vollständig gedeckt haben.“

Ebenfalls am Bedarf orientiert ist die Einrichtung von aktuell 11 Arbeitsgelegenheiten im Bereich der Schulhausmeister. Die Betreffenden erledigen dort unter Aufsicht Arbeiten, die zwar, wie beispielsweise bei der Pflege von Anlagen unmittelbar außerhalb des Schulgeländes, gemacht werden sollten aber nicht gemacht werden können und müssen. Dabei hält sich HOCHTIEF eng an die gesetzlichen Vorgaben und hat auch eine entsprechende Vereinbarung mit dem Kreis getroffen. Ein wesentliches Ziel dieser Maßnahmen ist es, langzeitarbeitslose Menschen überhaupt wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen. Es ist aber auch ein Sprungbrett zum neuen Arbeitgeber. „Bei vakanten Positionen im Bereich der Schulbewirtschaftung vor Ort“, erklärt Raik Kratz, „werden immer diejenigen zum Zuge kommen, die sich in der Arbeitsgelegenheit bewährt haben. Diesen Weg werden wir, nach den ersten positiven Erfahrungen konsequent weiter gehen, denn er erspart in einigen Bereichen auch zeitintensive Besetzungsverfahren.“

So hat zum 1. September 2005 Markus Römer seinen Arbeitsvertrag als Hausmeister unterschrieben. Zwei Jahre war der gelernte Dreher nach mehrjähriger Tätigkeit im Lager und der Warenkontrolle einer Lebensmittelkette arbeitslos. „Monat für Monat habe ich“, schätzt er, „etwa 100 Bewerbungen geschrieben. Viele wurden erst gar nicht beantwortet, die zahlreichen Absagen liegen bei mir zu Hause gestapelt. Als die KOMMSERVE dann die Arbeitsgelegenheit angeboten hat, habe ich mit beiden Händen zugegriffen, denn ich wollte endlich wieder arbeiten.“ Am 13. Juni ging es dann an der Claus-von-Stauffenberg-Schule in Rodgau los. Engagiert und zuverlässig ist er dem Hausmeister zur Hand gegangen, und bereits 14 Tage später fiel in Heusenstamm die Entscheidung, die vakante Stelle mit ihm zu besetzen.

Insgesamt hat der Kreis Offenbach über die KOMMSERVE bis heute 611 Menschen in den ersten Arbeitsmarkt gebracht, inklusive Ausbildungsplätze und Praktika. Außerdem wurden insgesamt 511 Arbeitslose in Qualifizierungs- und Bildungsmaßnahmen vermittelt, 263 sind bislang in Arbeitsgelegenheiten gebracht worden, um wieder Anschluss an das Berufsleben zu finden. „Entsprechende Vereinbarungen wurden nicht nur mit Unternehmen wie der GOAB getroffen, die etwa 100 Betroffenen Einstiegsmöglichkeiten in unter-schiedliche Berufsfelder wie Recycling, Gebäudereinigung, Umzüge/Transport/Entrümpelung, Bau sowie Pflege und Betreuung bietet“, erklärt Sozialdezernent Carsten Müller, „auch die kreisangehörigen Kommunen sind neben den gemeinnützigen Verbänden und Vereinen an Bord. Im Augenblick stehen 612 Arbeitsgelegenheiten zur Verfügung, die über die Fallmanager konsequent besetzt werden.“

„Die Beispiele zeigen“, so Landrat Peter Walter abschließend, „dass die Arbeitsvermittlung in kommunaler Hand schrittweise zu den Erfolgen führt, die wir uns bei Wahl des Optionsmodells versprochen haben. Wir befassen uns intensiv mit dem Werdegang der betroffenen Langzeitarbeitslosen, wir prüfen die Profile von Praktika und Arbeitsgelegenheiten, um mit dem geringst möglichen Reibungsverlust, Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen. Nicht nur HOCHTIEF ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass für Langzeitarbeitslose, auch wenn sie bereits älter als 50 Jahre, durchaus realistische Chancen bestehen, im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“