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30.07.2015

Der Kreis Offenbach, Langen und Dietzenbach kooperieren beim Bundesprogramm "Demokratie leben!"

Fast eine Million Euro für Projekte gegen Rassismus und Islamismus

Der Kreis Offenbach sowie die Städte Dietzenbach und Langen werden in den kommenden fünf Jahren Fördergelder aus dem Bundesprogramms "Demokratie leben!" erhalten und gemeinsam verwalten. Das Programm fördert lokale Initiativen, die sich für Demokratie und Toleranz stark machen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt den drei Partnern dafür insgesamt über eine Million Euro zur Verfügung.   „Rassismus, Antisemitismus oder Islamismus gehen uns alle an. Denn jede menschenverachtende Ideologie, jede Rechtfertigung von Gewalt trifft in letzter Konsequenz immer unsere Gesellschaft als Ganzes. Es freut mich daher besonders, dass wir mit unserem gemeinsamen Projektansatz vom Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘ gefördert werden“, machte der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, gestern auf einer Pressekonferenz in Langen zur Vorstellung zukünftiger Projekte im Rahmen des Bundesprogramms deutlich. „Das Programm fördert eine starke demokratische Gesellschaft und unser Wertesystem, das auf den Ideen der Aufklärung, der Meinungsfreiheit und dem säkularen Staat basiert. Unser Ziel ist es, durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen im Kreis diese Werte und unsere liberale Zivilgesellschaft gegen Extremisten jeder Couleur zu verteidigen. Wir setzen als Kreis dabei schon seit langem vor allem auf Prävention! Und genau dies ist auch der Ansatz des Programms „Demokratie leben!“

Gemeinsam mit der Stadt Langen etwa werden Workshops zum Thema Islamismus durchgeführt, die die Jugendlichen für die Thematik sensibilisieren sollen. „Denn  allmonatlich steigt aktuell die Zahl derjenigen  jungen Menschen, die ausreisen, um sich in Syrien oder dem Irak dem Islamischen Staat anzuschließen. Bis heute wurden bundesweit rund 720 Jugendliche registriert, die in das Kriegsgebiet gereist sind. Von etwa 100 Deutschen weiß man, dass sie in Gefechten oder als Selbstmordattentäter ihr Leben gelassen haben. Gerade erst hat sich ein Deutsch-Somalier vor einem Hotel in Mogadischu in die Luft gesprengt“, erläuterte Müller. „Das sind beängstigende Entwicklungen. Hier müssen wir gegensteuern. Dazu allerdings müssen wir die wahren Absichten und die genaue Vorgehensweise derjenigen offenlegen, die unsere Demokratie sowie unsere Art zu leben ablehnen. Wir müssen sie quasi demaskieren! Nur so können wir beispielsweise verhindern, dass Jugendliche durch Salafisten gezielt an Schulen angeworben werden. Auf unseren Workshops wollen wir daher gemeinsam mit den Jugendlichen Gegenstrategien herausarbeiten und die Mädchen und Jungen über die brutale Realität des Krieges in Syrien und dem Irak aufklären!“

Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Frage „25 Jahre Deutsche Einheit - Nur eine deutsch-deutsche Begegnung?“. Jugendliche mit Migrationshintergrund recherchieren hier zu den Hintergründen der „Friedlichen Revolution“, zu der Situation der Menschenrechte in der DDR und der Motivation der Menschen, die 1989 etwa in Leipzig auf die Straße gingen, um das SED-Regime zu stürzen. Die Ergebnisse dieses Projektes sollen schließlich in einer Zeitungsbeilage der türkischen Zeitung „Toplum“ in deutscher und türkischer Sprache  erscheinen.  Herausgegeben wird die Zeitung von dem in Langen lebenden Journalisten Mehmet Canbolat.

Gegen einen immer weiter um sich greifenden Alltagsrassismus wendet sich ein Projekt, das den Titel „Argumentations- und Handlungsstrategien gegen Rechts“ trägt. „Hier werden Schülerinnen und Schüler an insgesamt 18 Projekttagen darin geschult, menschenverachtende und rassistische Einstellungen und Aussagen zu erkennen und diese argumentativ zu widerlegen. Durchgeführt wird dieses Projekt vom ‚Netzwerk Demokratie und Courage‘“, betonte Langens Erster Stadtrat Stefan Löbig. „Ich halte dies gerade vor dem Hintergrund der steigenden Flüchtlingszahlen und eines Anwachsen des Rechtspopulismus für einen ungemein wichtigen Ansatz! Denn natürlich fordern ausländerfeindliche Hetze im Internet und Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte unseren Rechtsstaat ebenfalls heraus.“

In Dietzenbach stehen daher auch Projekte mit Flüchtlingen im Mittelpunkt des Förderprogramms. „Um einer Isolation der Flüchtlinge in Dietzenbach sowie gesellschaftlichen Spannungen vorzubeugen, sollen unsere Projekte im Rahmen von ‚Demokratie leben!‘ dazu dienen, die Flüchtlinge im Alltag konsequent zu unterstützen und durch eine gelungene Integration dazu beizutragen, dass rechtspopulistische Stimmungen und Einstellungen erst gar nicht entstehen“, erklärte Dietzenbachs Erster Stadtrat Dr. Dieter Lang. „So wollen wir beispielsweise mit Hilfe der Fördergelder einen Flüchtlingsrat gründen oder Schüler und Studenten als Paten für junge Flüchtlinge ausbilden!“

Die Koordinierung und Projektleitung der lokalen Fördermaßnahmen ist bei der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Offenbach Land e.V. angesiedelt. „Die AWO war schon am Vorgängerprogramm ‚Toleranz fördern – Kompetenz stärken‘ beteiligt und bringt große Erfahrungen in diesem Arbeitsbereich mit!“, erklärte Projektleiterin und AWO-Mitarbeiterin Sarah Hohmann.

Unterstützt wird die AWO durch ein Gremium, in dem Vertreter der Verwaltung, der Polizei, der Ausländerbeiräte, von Schulen und aus der Jugendarbeit die letztendliche Verwendung der Fördermittel diskutieren und beschließen.